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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Saal-Sawiczewski, Volume 28
Page - 230 -
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Page - 230 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Saal-Sawiczewski, Volume 28

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Saphir 230 Saphir ihn noch nicht verletzen, er hält sich noch stets Miethlinge, die ihm für Protection und gute Worte Weihrauch streuen müssen." — Zur Charakteristik Saphir'schen Witzes. Daß Saph i r witzig, ungemein witzig war. wer wird das bestatten? Dabei war er schlag, fertig und parirte jeden ihm zugesckleuderten Witz treffend und in malitiösestec Weise. So z. V. begegnete ihm einst Castel l i , als S. nut einem neuen Hute aus dem Kaufladen trat. Sich' da. rief Castell i , Saphi r ein Patentfilz! — Und mein lieber Ca stell i — ein Wasserdichter, war Saphir 'S Antwort, deren Bosheit und Harmlosigkeit in der Zweideutigkeit des Wortes „Wasserdichter" als Hauptwort und „wasserdichter", nämlich Hut. gipfelt. — Saph i r war nie um eine Antwort verlegen, und ein Vergleich, eine Antithese, ein Bonmot von überraschender Wirkung spran» gen blitzschnell über seine Lippen. So ward einmal bei einer Mahlzeit bei Rothschild, zu welcher auch Saphir geladen, köstlicher I^aei-^mks.Wein aufgetragen. Warum. Freund Saphir , fragte Rothschild, heißt wohl dieser Wein I.aoi'viuNS Oki-isti? Weil, Herr Baron, entgegnete Saphir , jeder gute Christ Thränen vergißt, wenn ein Jude diesen Wtin trinkt. — Seine CharakterisirungderMünchener ist sprichwörtlich geblieben, sie lautet: Wenn der Münchener des Morgens aufsteht, ist er ein Bierfaß, und wenn er Abends zu Bette geht, ein Faß Bier — Als in Deutschland die Kammerauflösunaen an der Tagesordnung waren, bemerkte Saphi r treffend: Wenn jetzt ein Blatt die Nachricht von einer Ein« berufuny der Stände bringt, so sollte es gleich wie zu einem RebuS hinzusehen: „Die Auflösung folgt in einem der nächsten Blät> ter". — Ein ander Mal ertappte eine Frau. der Saphi r den Hof machte, den Humo- risten eben im Momente, als er ihre Zofe umarmen wollte. Saph i r wurde über diese Ueberraschung wohl verlegen, zog sich aber sofort mit der Bemerkung aus der Verlegen' heit: „Verehrte Frau. ich bewundere nicht allein die Macht Ihrer Reize, sondern auch die Reize Ihrer Maqd". — Viele seiner Aus> sprüche leben noch heute im Munde des Volkes, und manches geflügelte Wort. an dem man sich noch zur Stunde ergötzt, hat. ohne daß man es weiß. Saph i r zum Vater. Doch aber war sein Witz meist Wortwitz. Sylbenspielerei, selten entsprang er aus der Tiefe des Gemüthes, denn. wenn Saphi r mitunter auch sentimentale Anwandlungen hatte, so war er doch immer gemüthlos, und in seinen lyrischen Dichtungen, die manche Gedankmperle enthalten, wird die herrlichste Stimmung oft durch ein seichtes Wottgetän» del geradezu vernichtet. Am vollendetsten war er immer im Wortspiele; als ihm z. V. ein Componist, den er im „Humoristen" getadelt, wüthend zmirf: Warten Sie nur, die Zeit kommt noch, daß ich Sie in Wuth setzen werde, erwiederte S.: Setzen Sie mich. in was Sie wollen, nur nicht in Musik; und ,ein ander Mal. als c»n der Tafel die Toaste auf die berühmtesten alten Musiker. Mozar t . Haydn. Gluck. Rossini u. s. w., von Saphi r ausgebracht wurden, fragte ihn ein junger Compositeur, warum er nur die alten Musiker leben lassr? O, rief Saphir , der Toast auf die neuen folgt jetzt, meine Herren, die neueste Oper des Herrn . . . . hier soll leben und somit laß ich viele alte und neue Compositeure zugleich leben. Der Componist soll sich nie wieder einen Toast von S. erbeten haben. (Quellen )ur Charakteristik. Argus. Herausg. von E. M. Oett inger (Hamburg, schm. 4».) .188?, Nr. 166: „Saphir, der Sänger der „wilden Rosen". — (Cz art oryski's) Mo< natsclnift für Theater und Musik. Herausge. der: Joseph Klemm (Wien, Wallishausser. 4«.) IV. Jahrg. (1858). S. 498: M. G. Sa> phir" «^,'ine treffende Charakteristik Saphir'S des Schriftstellers und Kritikers; eine Ergän. zung des trefflichen Artikels von HieronymuS Lorm über Saphir) . — Frankl (Ludw. Aug,). Sonntageblatter (Wien, 8».) I I . Jahr» gang (l843), S. 294: „Von Saphir oder von Bästhy" ^Nachweis eines an Saph i r bc» gangenen Plagiats, was übrigens nicht viel bedeuten will. denn Saph i r nahm sich auch die Sachen, wo er sie eben fand). — Goe- deke (Karl), Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Han- novrr 1863. L. Ehlermann. 8".) Vd. I I I , S. 587. Nr. 62. — Oottsch a l l (Rudolph), Die deutsche Nationalliteraiur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderte. Literar» historisch und kritisch dargestellt. Zweite verm. u. verb. Aufl. (Breslau 186l, Trewendt, 8°) Vd. I I I , S. <23. — Gr äffer (Franz), Wie. ner Dosenstücte u. s. w. (Wien 4852, I . F. Groß. 8°.) Theil I, S. 63. im Artikel: „Beg. giana". ^Der ingeniöse Wiener Bäckermeister Georg W. (immer), dem eine Menge köstlicher Wortwitze in den Mund gelegt werden, nannte Saph i r einen „Wellschwadeser".
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Saal-Sawiczewski, Volume 28
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Saal-Sawiczewski
Volume
28
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1874
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
414
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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