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Sapieha 233 Sapieha
und Johann entspringen die zwei Linien
deS Hauses Sapieha: die Sapieha von
Siewersk und die Sapieha von Ko>
densk. Die eigentliche Größe und der er-
höhte Glanz des HauseS aber beginnt jedoch
erst mit I w a n (Iwaszko) Sapieha,
Staatsschreiber von Lithauen und Kanzler
der Königin Helena, welcher den König
Sigmund I. von den staatsverrätherischen
Plänen Gl iüsk i 's in Kenntniß setzte und
dadurch die Huld der Köniain gewann, wo.
durch ihm und seinem Geschlechte Gelegenheit
geboten ward, allmälig eine heroorraaenoe
Stellung einzunehmen, welche es im Laufe
der Zeit nicht nur zu bewahren, sondern
auch zu steinern verstanden hat. Während die
Linie Sapieha-Siewersk, auch Sa«
piehl l 'Rozinski genannt, zur Zeit in
Lithauen fortdlüht, hat sich die Linie Sa>
pieha«Kodeiiski nach dem Fehlschlagen
der polnischen Erhebung im Jahre lL30.
nachdem ihre Güter von Rußland eingezogen
worden waren, nach Galizien zurückgezogen
und zählt zu dem höchsten Adel des Kaiser,
thums. Was nun den Fürstentitel, dessen sie
sich bedienen, betrifft, so erhielt ein Graf
Sapieha auf Rawitsch von Konig Fried»
rich I I . am 22. Mai 1768 die Erlaubniß,
den der Familie von dem Könige Sia«
mund I. von Polen verliehenen und auf
dem letzten Reichstage erneuerten Titel führen
und desselben auch in Schlesien sich bedienen
zu dürfen. Die Anerkennung des fürstlichen
Randes und Titel für den österreichischen Kai«
serstaat erfolgte erst am 25. Februar 184ft.
also volle 3l) Jahre früher, als der Fürst Leo
Sapieha meinte, daß die Galizianer eine
Versicherung, zu Oesterreich zu stehen, schlech>
terdings nicht geben können. Ob er in seinem
Gesuche um Anerkennung der Fürstenwürde
unter den Gründen, mit denen er seine Bitte
belegte, auch diese seine 30 Jahre später aus'
gesprochene Meinung mitangeführt hat? Was
endlich den Namen Sapieha anbelangt, so
erscheint dieser im Anbeginn ganz und gar
nicht in dieser Schreibart, sondern in den
Urkunden des l3. und <6. Jahrhunderts
kommt er unter nachstehenden Formen, wie
Sopeha, Sop iha , Sopie^yca. vor.
was von dem russischen Ausdruck Loxist', so
viel bedeutend als schnauben, brausen, abge-
leitet sein soll; erst gegen das Ende des sechs»
zehnten Jahrhunderts begannen
sie
sich
Sa«
pieha zu schreiben, welcher Schreibung sie
bis zur Stunde treu geblieben. Eine andere Tradition erzäblt Ursprung des Geschlechtes
und Namens wie folgt: Die Sapieha
stammten von Nar imund, dem zweiten
Sohne des lithauischen Herzogs Gedimin,
ab und der Name der Familie entspringe
daher, daß der älteste Sohn Narimund'6,
da er dem Heidenthume getreu geblieben, von
den Semigen 8opko2 (der Weise) genannt
ward. Jedenfalls gehört die ganze Phantasie
eines genealogischen Träumers dazu, um von
80M03 Savieha abzuleiten. Bei' der Stel,
lung, welche Fürst 3eo Sapieha alS
erblicher Reichsrath Oesterreichs einnimmt,
welche Würde auch seinem Sohne Adam
zukommt, ist eine gedrängte Nachricht über
einige besonders bedeutende Männer dieser
Familie nicht unwichtig, ^a^ac-öl ^a''»
Wappen des polnischen Adels. Ausgabe von
Kasimir Joseph Turowski (Krakau t858.
kl. 4o.) S. 84? u. f. — Go thaisches ge.
nealogischeS Taschenbuch nebst diplo»
matisch«statisti>chem Jahrbuche (Gotha. Just.
Perthes, 320.) Jahrgang l860, S. 20l. —
Nno/Iclox säiH» pov^sssodn», d. i.
Allgemeine (polnische) Encyklopädie (War»
schau 1664. Orgelbraud. gr. s«.) Bd. XXt l ,
S. 932—942.)
II. Einige besonders denkwürdige spraßen der
Fürsten Sapieha. t. Adam Fürst Sapieha
geb. 4. December ls28), der einzige Sohn
des Fürsten Leo, dessen Biographie S. 232
mitgetheilt wurde. Fürst Adam behelligte
sich an der letzten Erhebung Polens, welche
in den Sechziger.Iahren stattfand, will aber
die Dienste, welche er derselben geleistet, lanae
nicht so hoch angeschlagen wissen, wie das
von ihm befreundeter Seite geschah; wenig«
stens spricht er sich in einem an den Fürsten
Ladislaus Czartoryski aus PariS ääo.
l?. August l864 gelichteten Schreiben selbst
dahin aus, daß man denselben einen große»
ren Umfang beimesse. alS sie in der Tbat
haben. Doch mag sein Antheil immer noch
groß genug gewesen sein. da man es für
nöthig fand, ihn zur Verantwortung zu ziehen
und in gerichtliche Haft zu nehmen. Dersel.
den entzog er sich am 18. Februar <864 durch
die, wie es scheint, längst vorbereitete Flucht,
welche damals großes Aufsehen erregte. Seit-
her lebte der Fürst in Paris, wo er als Chef
der demokratischen Fraction der polnischen
Insurgenten galt und seiner Zeit viel mit
Kaiser Napoleon verkehrte, in Folge dessen
ihn die polnischen Demokraten mit dem Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon