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Saurer 388 Sauter
Schriften Hirscher's. der lange früher,
alSdasReformbedürfnißdesinjesuitischem
Formenwesen vernichteten und in roma-
nischem Uebermuthe sich überstürzenden
Katholicismus zu Tage getreten war,
dessen Vermittelung mit dem Protestan»
tismuS anstrebte. Saurer besaß nicht
nur sämmtliche Schriften Hirscher's,
der freilich später sich auch dem römischen
Stuhle unterworfen hatte, sondern hatte
sie auch auf das Eifrigste studirt. Sein
Biograph meint in dieser Hinsicht: „Sau-
rer habe Hirscher's Schriften nicht
dazu gebraucht, um auS ihm daS Dogma
zu ftudirm. sondern sich Menschenkennt.
niß, Kenntniß der Züge deS Menschen»
Herzens zu verschaffen'. Ihm war H ir-
scher's Moral das bevorzugte Buch der
Askese und seine Betrachtungen gaben
ihm den reichsten Stoff zu ähnlichen
eigenen Betrachtungen. Im Puncte der
Askese mochte Saurer wohl weit und
breit seineS Gleichen sucben, und eS ist
fast rührend zu lesen, was in dieser Be<
ziehung sein Biograph über ihn berichtet.
I r suchte alle Leidenschaften zu ertödten
und stellte einen bewundernSwerthen
Gleichmuth allen LebenSverhältnifsen ent»
gegen. Seine Bedürfnisse auf das kleinste
Maß beschränkend, verwendete er AlleS,
waS er einnahm, zu Spenden für Arme
und Leidende. Bezeichnend für sein gan«
zes Wesen lauten die Worte seines Bio»
graphen: „Es brauchte das Zureden der
HallShältet-ili.Schwester. daß er nicht den
letzten Schuh vom Fuße weg verschenkte
oder doch einen leidlichen Rock anzog.
Nur die Buchhandlungen Innsbrucks
bezogen ihren Antheil Jahr aus Jahr
ein". I n seinem Berufe erbte S. eine
in feiner Pfarre epidemisch herrschende
typhöse Krankheit, der er auch in wenigen
Tagen im Alter von 61 Jahren erlag.
Die Leichenfeier gab ein glänzendes Zeug- niß. in welcher Achtung, ja Verehrung
S. beim Volke stand.
Neue Tiroler Stimmen (Innsbructer
Volksbllllt. 4o.) <863. Nr. 39—49, im Feuille.
ton-. „Mathias Saurer".
Sauter, Anton (Botaniker, geb.
zuGr 0 ßerl im Salzburgischen 18. April
1800). Sein Vater war Pfleger und
Anton ist ein Bruder des als Dichter
bekannten, zu früh verstorbenen Fer-
dinand S. ^s. d. S. 290). Seine
Kindheit verlebte A n t o n in Werfen,
wo ihn schon damals die herrlichen Blu-
men der Alpen fesselten. Im Alter von
sieben Jahren kam er nach Salzburg, wo
er zwei Jahre später mit dem Schul«
besuche begann und im Alter von elf
Jahren Zögling deS Rupertinischen Con-
victeS wurde. 19 Jahre alt. kam er nach
Grah, wo er die philosophischen Studien
hörte, und im Jahre 1820 nach Wien,
wo er blS 4826 die medicinischen Stu«
dien beendete. Die nächsten zwei Jahre
bis 1823 war S. als Secundararzt in
Wien.thätig, im Jahre 1328 wurde er
zumLandeSgerichtsarzt inKitzbühel, 1830
zum Stadtarzt in Bregenz. 183t zum
Bezirksarzt in Zell am See, 1836 in
Mitterfill. 1839 zum Kreisarzt in Ried
ernannt, in welcher Eigenschaft er im
Jahre 1840 nach Steyr und als solcher
im Jahre 1848 nach Salzburg kam, wo
er seitdem seinen bleibenden Aufenthalt
hat. Die Pflanzenwelt hat ihn seit frühen
Jahren angezogen, und als er 14 Jahre
alt war, studirte er nach Braune's
„Flora" das Sexualsystem und lernte
ohne weitere Anleitung Pflanzen selbst
bestimmen. I m Alter von 16 Jahren
machte er den ersten botanischen Ausflug
auf den Untersberg und im folgenden
Jahre nahm er bei Braune ^Bd. I I ,
S. 124). der als Secretär der fürstlichen
Hofkammer zu Salzburg lebte, einige
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon