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Sanoyen 308 Savoyen
Eugen's eigenen Generalen war so
groß, daß einer derselben den Prinzen
besorgt fragte, was er wohl glaube, daß
da herauskommen würde. Eugen ent
gegnete lakonisch: „Ich bin überzeugt,
eines von beiden wird sicher geschehen,
entweder ich werde die Türken schlagen
oder sie mich". Am 16. August 1717
schritt Eugen zum Angriffe. Schon
in der Nacht ließ er Bomben in die
Festung werfen, beim Mondenschein ließ
er aufmarschiren und begann, von einem
dichten Nebel geschützt, den Angriff auf
daS türkische Zager. Um 10 Uhr ergriff
das Türkenheer im panischen Schrecken
die Flucht, 10.000 Todte und 3000 Ver-
wundete auf dem Schlachtfelde lassend.
Die Kaiserlichen machten 3000 Gefan»
gene und erbeuteten: 131 Kanonen,
30 Mörser, 20.000 Kanonenkugeln, 3000
Bomben und ebenso viel Granaten.
600 Pulverfässer, 300 Fässer Blei, 9 Roß-
schweife. Von den Kaiserlichen waren nur
2000 Mann geblieben. Den Tag nach
der Schlacht ergab sich über Eugen's
entschiedene Aufforderung auch derPascha
von Belgrad, welche Festung mit ihrem
ganzen Geschütze, mit Munition und
anderen KriegSvorräthen in den Besitz
der Kaiserlichen fiel. Nach und nach
räumten die Türken freiwillig Orsowa,
Semendrill, Szabatz, Mehadia und der
Paffarowitzer Friede (21. Juli 1718)
machte allen Kämpfen für 16 Jahre ein
Ende. Nach geschlossenem Frieden brachte
Eugen seine Zeit theils mit den Ge«
schäftm, die ihm als Hoskriegöraths-Prä-
sidenten oblagen, theils mit der Pflege
der schönen Wissenschaften zu. Weiter
unten folgt eine Darstellung dessen, was
der Held in dieser Richtung gewesen.
Im Jahre 1728 begleitete Eugen den
Kaiser nach Trieft und im Jahre 1732
nach Prag. Als dann im Jahre 1734
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. XXVIII. nach dem Tode des Königs von Polen
der polnische Thronfolgekrieg ausbrach
und der Kaiser wieder gegen Frankreich
zu den Waffen griff, mußte Eugen,
obgleich bereits alt (71 Jahre), schwäch,
lich — er war es sein ganzes Leben lang
— und ruhebedürftig, das Commando
über die Armee am Rhein übernehmen.
Am 17. April 1734 ging Eugen von
Wien ab und traf am 23. in Heilbronn ein,
worauf er am 28. über die 33.000 Mann
starke Armee, welche gegen 80.000 Mann,
Franzosen fechten sollte, die Musterung
hielt. Neue Lorbeeren, welche den bereits
errungenen glichen, waren nicht mehr zu
erwerben. Die Reichsarmee war überdieß
in einem zu elenden Zustande, um mit ihr
Erfolgreiches wirken zu können. Aber der
König von Preußen, der Kronprinz, der
nachmalige große Friedrich I I . , die
Prinzen von Anhal t , Fürstenberg,
Liechtenstein, Löwenstein.Werth»
h eim, von HesseN'Rheinfels, von
SachseN'Hildburghausen, Sach-
sen.Gotha, von Waldeck und der
Markgraf von Schwedt, welche als
Freiwillige diesem Feldzuge beiwohnten,
hatten in dem
strategischen Meisterwerke
im Schachhalten des Gegners Gelegen«
heit, bei diesem großen Lehrmeister der
Kriegskunst zu lernen. — Wir haben bis-
her Eugen's Heldenlaufbahn in kurzem
Umrisse gezeichnet, lassen wir nun den
Sieger bei Seite, der freilich Großes
errungen und Oesterreichs Feinde im Osten
und Westen, im Süden und im Norden,
ein unerbittlicher Würgeengel, niederge»
worfen hatte. Aber nicht blos die Thaten,
die er mit blutiger Schrift in das Buch
der Kriegsgeschichte geschrieben, nicht blos-
diese sind es, die ihn, den fremden Prin«
zen, der in Oesterreich seine zweite Heimat
gefunden, dem Herzen eines jeden Oester»
reichers unvergeßlich machen; ein nicht
!. 20.NoU. l874.) 20
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon