Page - 306 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Saal-Sawiczewski, Volume 28
Image of the Page - 306 -
Text of the Page - 306 -
Savoyen 306 Savoyen
minder schönes Denkmal darin erbaute
er sich
als Mensch in des Wortes edelster
Bedeutung, als Förderer der Kunst
und Wissenschaft, und dieses Denk»
mal ruht nicht auf den blutenden Leichen
der Sieger und Besiegten, sondern auf
den Granitquadern jener ewigen
Cultur, die alle Jahrtausende über«
dauert und seinen Namen unter den gei«
stigen Heroen der Menschheit im Glorien«
scheine leuchten läßt. Widmet ihm doch
I . B. Rousseau die herrlichen Zeilen:
^.u miliisu, äs lg, i>g.ix, an naillisu. ö.62
U) la 22.F6L86 st I'
6.6 La Floiro Lnplsm.6. Was Eugen,
dieser Freund und Förderer der Kunst
und Wissenschaft, gebaut, was er gesam-
melt, gehört heute noch zu dem Geschmack«
vollsten und Bedeutendsten, was Wien
befitzt. Nach ihm herrschten für lange Zeit
polizeiliche Nacht. Kasernenstyl und Theil«
nahmslofigkeit für die geistigen Interessen
der Menschheit. Eugen war nicht mit
Glücksgütern gesegnet, wie Andere, deren
reicher Säckel es ihnen ermöglichte, in
dieser Richtung mit einem gewiffenPompe
aufzutreten. Eugen war ein Vermögens«
loser Fürst, und was ihm seine Siege
einbrachten, war gegen den ererbten Besitz
Anderer doch noch immer wenig, aber
was ihm an Reichthum fehlte, ersetzte er
durch einen auserlesenen, feinen Geschmack.
Zwei Paläste sind eS, die seinen Namen
noch heute verherrlichen helfen, der eine
in der Hicnmelpfortgaffe, das heutige
Finanzministerium, der andere auf der
südöstlichen Anhöhe der Stadt, gerade vor
sich das Kahlengebirge, nämlich das Bel«
vedere. Das erste ist zum Theile von dem
Architekten Johann Lucas Hildebrand
IM. IX, S. 46, in den Quellens und
Johann Bernhard Fischer von Erlach
^Bd. IV, S. 249). das letztere ganz von Hildebrand erbaut. Ersterer Palast
war in drei Jahren, nachdem die Bau»
stelle gekauft, noch nicht beendigt, da
Eugen nicht im Stande gewesen,
das zur Fortsetzung des Baues erforder«
liche Geld aufzutreiben. Beide Paläste
sind in ihrer Art wahre Musterbauten,
und was ihre Solidität anbelangt, wer«
den sie von keinem in der Gegenwart
übertroffen. Beide Paläste schmückte
Eugen mit Büchern und Bildern. Er
besaß eine prachtvolle Bibliothek — sie
bildet noch heute die Zierde der Hof.
bibliothek — mit der er sich in seinen
Mußestunden erquickte. Ein wahrhaft
genialer Prinz, besaß er. wie es sich von
selbst versteht, genug Feinde und Gegner,
die zeitlebens darauf sannen, ihn zu
stürzen. Er selbst war auf diese Eventua-
lität immer gefaßt und für diesen Fall
gesonnen, sich in die Einsamkeit zurück«
zuziehen. ,Mit zehntausend Gulden Ein»
kunften", schloß der Prinz einen Brief
an den englischen Residenten Sapho«
rin, „kann ich ruhig und ohne in irgend
eine Verlegenheit zu gerathen, meine
Tage beenden, und ich besitze einen aus«
reichenden Vorrath von guten Büchern,
um mich nicht zu langweilen." Seine
Sammlungen hatte er in London begon«
nen und der französische Dichter I . B.
Rousseau war später für ihn in die«
ser Richtung thätig. Pierre Jean Ma>
riette wurde von Eugen beauftragt,
die Sammlung von Handzeichnungen,
Kupferstichen und Porträts, die der Prinz
besaß, zu ordnen, und als Mariette
später Frankreich und Italien bereiste,
erhielt er die Weisung, dahinzuwirken.
daß die Sammlung von Bildnissen, wel»
chen Eugen ein ganz vorzügliches In«
tereffe zuwendete, die größtmöglichste
Vollständigkeit erreiche. Auch besorgte
Mariette die Anfertigung der pracht«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon