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vollen Gegenstände aus vergoldeter
Bronze, welche Eugen zu seinem Ge<
brauche und zur Ausschmückung seiner
Gemächer von Paris nach Wien bringen
ließ. Außer den beiden Vorgenannten
waren noch der Geschichtschreiber Iacque
BaSnage. de Beauva l , Nikolau
Lenglet du FreSnoy, La Sarraz
im Haag, Mac Nenny in Brüssel, der
Resident Hof fmann in London, Carlo
Emanuele d'Est e in Mailand, Marchese
die San Christina ebenda, der ehe«
malige Feldkriegssecretär Vastarobba
in Bologna und der Abbate Biaggio
Garafa lo in Rom für den Prinzen
zu gleichem Zwecke thätig. Die Bücher»
sammlung Eugen's, schrieb Rousseau
schon im Jahre 1716 über dieselbe, be>
steht auS lauter guten und schön gebun«
denen Büchern. DaS Merkwürdigste
aber daran ist, daß sich fast kein einziges
Werk darin findet, welches der Prinz
nicht gelesen oder wenigstens durchgegan-
gen hat. Trotz seiner Staatsgeschäfte als
Staatsmann und seiner im Felde ver-
lebten Zeit hatte Eugen immer noch
Muße gefunden, mehr zu lesen, als irgend
Jemand, der nichts zu thun hat. Wie
den Palast der Himmelpfortgaffe die
Bibliothek, nebstoei die Sammlung von
Handzeichnungen, Kupferstichen und Bild»
nifsen zierten, so war das künstlerisch auS«
geschmückte Belvedere der Sammelplatz
großer Kunstschätze. Der architektonische
Theil deg Hauptsaales ist von Vaudan
gemalt, die geschmackvoll ausgeführten
Deckengemälde rühren von delPo und
Sol imena hey. Die Platten der Pracht«
vollen und kostbaren Marmortische ließ
Eugen durch den Cardinal Alessandro
Alb ani in Rom bestellen. Im Erdge«
geschofse befindet sich Eugen's von Per«
moser ausgeführte Statue, wenngleich
im Zopfgeschmacke jener Zeit; aber immer noch sinnig gestaltet. Die kostbar aus<
gestatteten Gemacher waren mit Kunfi.
schätzen aller Art angefüllt, welche nach
Eugen's Tode leider außer Land ge«
gangen, so z. B. die pompejanischen
Gewandftatum, die ersten, die im Hercu.«
lanum ausgegraben wurden und sich
jetzt in Dresden befinden; der in der
Tiber gefundene „betende Knabe", den
Papst Clemens XI. Eugen geschenkt,
den jetzt Preußen besitzt, und so
viele andere Statuen und Gemälde,
welche jetzt, in anderen Gallerien zerstreut,
d'ieselben schmücken. Eine Eigenthümlich«
keit seiner Sammlung bildeten die zahl«
reichen Schlachtenbilder, es waren meist
bildliche Darstellungen seines eigenen
Kriege'rlebenS. Auch seinen Gärten wid«
mete der Prinz große Sorgfalt; er ließ
sie von Gi rard , dem Director der
Gärten des Churfürsten von Bayern,
anlegen, und um Blumen und Pstanzen,
seltene Pflanzen und Gewächse zu erlan«
gen, schickte er kundige Leute nach Haar«
lein, der Blumenzwiebelftadt, und ertheilte
Auftrage bis nach Persien. Ihm zu
Ehren führt eine Myrthengatiung den
Namen Eugenia. Auch ausländische sel«
tene Thiere liebte Tug en in seiner Nähe
zu haben und hatte in dem östlich gelege«
nen Theile seines Gartens eine Menagerie
einrichten lassen, in welcher an fünfzig
verschiedene Arten Säugethiere, darunter
ein gezähmter Löwe, einige Tiger, ein
Paar Auerochsen, welche König Fried»
rich Wilhelm I. von Preußen dem
Helden geschickt, sich befanden. Es ist
nicht möglich, das Bild dieses als Held,
Staatsmann und Mensch gleich großen
und verehrungswürdigen Prinzen, dieses
Musterbildes für Andere seines Standes,
mit wenigen Worten zu zeichnen. Die vie«
len Werke, welche in mehreren lebenden
Sprachen seine Geschichte enthalten, find
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon