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(Wien. Hartleben. 4<>.), dieses letztere
umfangreiche Werk ist unstreitig die be«
deutendste literarifche Leistung G.'s. so«
wohl was dessen Standpunct in Beur»
theilung dieses gewaltigen Ereignisses
und die geschickte Bewältigung des riesi»
gen Materiales, als auch die stylistische
Form betrifft. Des eigenen Urtheils uns
enthaltend, führen wir jenes eines aner-
kannten Facbblattes, der „Oesterr. mili»
tarischen Zeitschrift", an. welche im Lite»
raturblatte des Jahres 1871. S. 134
u. f., eine ausführliche Besprechung des
bedeutenden Werkes bringt und darin
u. a. sagt: „ In der schon Bibliotheken
füllenden Kriegsliteratur über den letzten
Riesenkampf zwischen Deutschland und
Frankreich nimmt die vorstehende illu«
strirte Geschichte einen hervorragenden
Platz ein. Der gehaltvolle geschichtliche
Stoff ist in einer meis terhaf ten
Weise geordnet und in einer wis-
senschaftli chen Form behandelt;
die dem Buche beigegebenen, ausgezcich»
not ausgeführten 260 Illustrationen der
hervorragenden Persönlichkeiten und wich«
tigsten kriegerischen Ereignisse find höchst
anziehend; beide erhöhen den Werth des
Buches in hohem Grade, selbst für
den Fachmann und Pol i t iker,
und sichern demselb'en ein blei-
bendes historisches In te resse.
Nicht blindes Nachschreiben der offiziellen
Berichte, der Zeitungs-Correspondenzen
und Iournal'Phrasen, sondern eine kri»
tische, auf Vergleich der Organisation
und Starke der Streitkräfte, dann der
strategischen Combinationen und takti-
schen Momente basirende Darstellung der
Begebenheiten bildet den Inhalt deS
vortreffl ich gelungenen Werkes.
Ueberall tritt sichtlich das Bestreben her«
vor. das Richterami zu üben, ohne selbst
Partei zu ergreifen und den streitenden Theilen im vollsten Maaße gerecht zu
werden. Weder die mitunter zu weit
gehende Glorificirung der Waffonthaten
der Deutschen, noch die nicht selten biS
zur Verunglimpfung fich steigernde Ab>
sprechung der Kriegstüchtigkeit der Fran«
zosen fand in dem Werke Eingang. Der
geistreiche Autor widerstand aller Beein»
ftußung, bewahrte das richtige Verstand«
niß und nahm einen nationalen Stand«
punct ein, von dem aus er Recht von
Unrecht unterscheiden konnte, und eigenen
Gefühlen und Empfindungen auf Rech-
nung der historischen Wahrheit keine
Gewalt anzuthun brauchte". Mehrere
kleinere Arbeiten G.'S find in der Beilage,
der Augsburger „Allgemeinen Zeitung",
im Feuilleton der „Neuen freien Presse"
und in anderen Blättern erschienen. I n
seiner Stellung als Archivsvorstand hat.
er die bisher wenig beachteten und ebenso
wenig benutzten Schätze des Archivs
durch eine neue treffliche Aufstellung dem
gelehrten Forscher zugänglich zu machen
angefangen, eine Arbeit, welche bei den
nicht zureichenden Arbeitskräften nur all«
mälig vorwärts schreiten kann. in welcher
jedoch bereits ein nicht unbedeutender
Fortschritt bemerkbar ist. Wie glücklich
auch in seinen geistigen Erfolgen — denn
G.'s Arbeiten erfreuen sich in Fachkreisen
der unbedingten Anerkennung der com»
petenten Kritik — so läßt sich leider nicht
ein Gleiches von seinen hauslichen Ver»
haltniffen sagen. Die zwei einzigen Söhne
entriß ihm, nachdem sie schon erwachsen
und nahe daran waren, jeder in seinem
Berufe selbstständig zu wirken, in kurzer
Zeit der Tod. Insbesondere ist der Tod
des jüngeren, Alexander G.. der in der
Musik meisterhaft ausgebildet war und
ein Vierteljahr vor seinem Ableben eine
Anstellung als Concertmeister erhalten
hatte, tief zu beklagen, da er bei seiner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon