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Schachner 28 Schachner
ertheilte sie der Prinzessin Math i lde
von Bayern auch unentgeltlichen Musik»
unterricht, indem sie eben als Bediw
gung daran die Verleihung eines Sti-
pendiums an Henselt knüpfte. Durch
eine glückliche Verkettung von Umftan-
den wurde auch Schachner, damals
42 Jahre alt, ein Schüler dieser Dame,
die ihn nun in die Herrlichkeiten der
Kunst, welche fie mit solcher Begeiste
rung liebte, einweihte. Auf ihren Rath
nahm S. bei Kaspar Et t Unterricht
in der Composition, so daß er bereits
im Alter von ^7 Jahren eine gründliche
Kenntniß der Harmonielehre und des
Contrapunctes besaß. Seine Verhältnisse
nöthigten ihn aber. sich frühzeitig um
einen Lebensunterhalt umzusehen, und
es gelang ihm. bei dem damaligen russi-
schen Gesandten am Münchener Hofe,
bei dem Fürsten Gagar in , eine Cla>
vierstunde für dessen beide Söhne zu
erhalten. Durch diesen Umstand wurde
S. auch der Zutritt zu noch höheren
Personen ermöglicht. Die Königin Ka»
rol ine von Bayern, Witwe des Königs
Max imi l ian I. von Bayern, lebte um
jene Zeit in München. Sie war eine
große Freundin der italienischen Musik
und so wurde S. die Ehre zu Theil,
öfter in den Salon der Fürstin berufen
zu werden, um ihr — freilich nicht clas-
sische Musik — leicht gefällige Sacken,
wie sie damals eben Mode waren, vor«
zutragen. Durch Frau von Flad erhielt
S. auch Gelegenheit, mit dem berühmten
I . B. Cramer, der damals (1833)
von London nach München gekommen
war. bekannt zu werden. Als dieser S.'s
Talent und Fortschritte kennen gelernt,
nahm er sich S.'S an und ertheilte ihm
wahrend seines Aufenthaltes in München
zweimal in der Woche unentgeltlichen
Unterricht. S. leinte in seinem Meister einen vortrefflichen Mozartspieler kennen,
dessen Unterricht nicht ohne Einfluß
auf den empfanglichen Jüngling blieb.
Um diese Zeit versuchte sich S. bereits in
der Composition, und es entstanden da-
mals mehrere Instrumental'Solo's für
das Piano und andere Instrumente,
Duetten, ein Quartett, ja sogar eine
deutsche Meffe mit großem Orchester,
welche später in der St. Michaelskirche in
München aufgeführt wurde. Auch noch
in anderer Hinficht wurde Cramer'S
Aufenthalt in München für S. maß-
gebend. Cramer erzählte nämlich dem
jungen Musikenthusiasten von den musika-
tischen Verhältnissen in Paris, wohin er
eben zu reisen vorhatte, um daselbst sei-
nen Aufenthalt zu nehmen; von Ha-
be neck's Oonoorts sxiritueiL, von den
großartigen Aufführungen Handel 'scher
Werke in London und wie denn München
in musikalischer Beziehung so Alles zu
wünschen übrig laffe. Dadurch wurde
S.'s Sehnsucht nach einer Stadt, in
welcher ein erhöhtes musikalisches Leben
herrschte, geweckt, und Wien, wo damals
gute Musik gemacht wurde, und der
Schauplatz des Wirkens eineS Haydn.
Mozar t , Beethoven, Schubert
und auch der nächste Ort war. wurde
das Ziel seiner Sehnsucht, nachdem er
von Döhler. der damals aus Paris
nach München gekommen, nur daS Beste
über die musikalischen Zustande der Kai«
serstadt vernommen hatte. Im Frühlinge
4836 ging denn S., von Frau von
Flad und seinem Meister Et t in der
Ausführung seines Vorhabens bestärkt,
nach Wien, wo er zunächst im Salon
Streicher sich hören ließ und Beifall
fand. Es gaben um diese Zeit eben
Thalberg, Clara Wieck und der
damals noch junge LiSzt in Wien Con»
certe. Die Leistungen dieser Meister, wie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon