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Schaffgotsch 71
Naturforscher Franz Ernst Graf S. ^S. 78)
und Franz Gotthard ^Nr. 7) zu geden-
kcn. — Was den noch zur Stunde mächtigen
Grundbesitz des Hauses betrifft, so ist es in«
teressant zu erfahren, daß das älteste Stamm»
schloß der Familie, Kemnitz an der Lausitzi«
schen Grenze, durch das MiĂźgeschick Johann
Ulrich'S Grafen S. (hingerichtet am 23. Juli
1633) nebst ,der damals Schassgotsche'schen
Baronie Trachenberg in andere Hände ge>
rieth. Kynast. bestehend aus 14 RittergĂĽtern
und am lä. April 182A zu einer freien Scan»
desherrschaft erhoben, gehört den S. urkuno»
lich seit 1360, also seit fĂĽnf Jahrhunderten.
Der jedesmalige Besitzer dieser Herrschaft ist
seit I.December 1786 Erblandhofmeister im
Herzogthume Schlesien, hat seit 2. Juni 132?
eine Cunalstimme im Stande der FĂĽrsten
und Herren auf dem schlesischen Provinzial«
Landtage, und ist seit l2, October 1854 erb»
licheS Mitglied des preuĂźischen Herrenhauses.
Greiffenstein. die bedeutendste Vrste des Vor»
gebilges gegen die Lausitz hin. wurde <418 durch
Kauf ihr Eigenthum. So sind d'e Scti. gegen»
wärtig fast das einzige Geschlecht vom alten
hohen Landesadel — Gotsche (II.) Schaff
führte schon 1405 daö Prädicat „Wohlgebo«
ren", welches nur dem alten Heirenstande
zukam — das noch zur Stunde blüht und
sich im Besitze des größten Theiles seiner
StammgĂĽter erhalten; jene aber, die es nickt
besitzt, nur widerrechtlich eingebüßt hat. —
Was endlich die Heirachen der Grafen Schaff-
gotsch betrifft, so sind sie mit dem höchsten
Adel Ungarn-Oesterreichs und PreuĂźens uer>
schwägert urto man begegnet in den Stamm»
tafeln den Namen Aichelbura. A l than,
Berchtold. Czernin. Götz. Kinsk?.
Kol loni tz . Lamberg . Opal insk i ,
Pä l f fy , Pejacsevich, R « vay. Schön»
born, Szepessy. Wald stein. Wal l iS
u. A. — Schließlich sei hier noch einer be»
sonderen EigenthĂĽmlichkeit der Familie und
einiger anderen bemerkenswerthrn Umstände
gedacht. In der schlesischen Linie des
Hauses fügen alle männlichen Sproßen des.
selben zur Erinnerung an den berĂĽhmten
Gotthard (II.) (Gotsche) Schaff ihrem
gewöhnlichen Taufnamcn den Namen Gott«
hard bei, und die weiblichen den Namen
Hedwig zuiu Andenken an ihre Ahnfrau
H edwig von Zedlitz, Gemalin Iohann's
von Schaffgotsch, des gemeinschaftlichen
Stammvaters aller Zweige des Hauses. —
In den letzten Jahren (l866) hat ein Ver« Schaffgotsch
irrter, der durch Leichtsinn immer tiefer ge»
funken und so den Namen einer geachteten
Familie gebrandmarkt hat — es ist der Sohn
eines preuĂźischen Generals, der in den Tagen
der Napoleon'schen Kriege cine Rolle ge»
spielt — zu einem kolossalen Betrüge den
Namen der Schaffgotsch mißbraucht. Nach»
dem ihm der Betrug bereits gelungen war,
wurde der BetrĂĽger, der sich in den Briefen
„Graf Schassgotsch. Kämmerer Sr. Majestät
des Königs von Preußen" zeichnete, entdeckt.
DaS Wiener „Neue Fremoen>Blatt" 1366
erzählt in einer der Nummern vom l. bis
8. August unter der Aufschrift: „Ein preußi-
scher Kämmerer als Betrüger verhaftet", den
ganzen Vorgang. — Endlich brachten mit
dem Widerstände, welchen der Bischof von
Linz, Rudigier, gegen die Staatsgesehe
coi'.scquent leistet, die Journale (u. a. daS
Kremser Wochenblatt l87l. Nr. 3tt.
im Feuilleton: „Maria Theresia und ihr
Rudigier") eine Reminiscenz an einen Brün»
ner Bischof in Verbindung, welcher ahn»
lichcn Niderstand gegen die Kaiserin Maria
Theresia erhob und der von den Journa-
len „ein sicherer Graf Schaffgotsch. der
auf den Namen eines Bischofs von BlĂĽnn
hörte", genannt wird. Das ist ganz unrich«
tig. Zu Mar ia Theresiens Z.iten gab es
keinen Brünner Bischof Namens Sckaff«
gotsch. Die Bischöfe von Brünn heißen in
ihrer Aufeinanderfolge: Matthäus Franz von
Chorinsky-Ledske 1777—l786; Johann
Baptist von Lachenbauer 1786—l?99;
Vincenz Joseph Franz Salis von Schrat.
tenbach 1800—<8i6; Wenzel Urdan von
Stuf f ler 15l6—183l; Franz Anton Gind l
t83l—184»; Anton Ernst von Schaffs
gotsch «842-1870.
CUlelle« zur Veuealogie. Gryphius
(Christian). Hochgräflich Schassgotschisches
Ehrenmahl (Liegnitz 1708. 8°). — Krause
(Theodor), KliLesUansn. Fbutis LekĂĽFFot-
sokianas, oder historisch.genealogischer Bericht
von dem uralten Geschlechte der Herren von
Schassgotsch (Striegau 1713. 4°.). — Lude.
wig (Johann Christian), Ehrcndenkmal des
Geschlechtes von Schaffgotsch (Hirschberg
178l. Fol.). — ?>a?5eH ^/okani!^, Hlkusa-
leuin 8c!ialkFot3c1iiQNuni (1^5. l62l, ^".).
— Hochverdientes Lob der Schaff»
gotschischen Hoheit (Nreslau !?04. 8«.) —
Schönfeld (Ignaz Nitter v.). Adels.Lche»
matismus des österreichischen Kaisersiaates
(Wien, Schaumburg u. Comp.. 5".) I I . Jahrg.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon