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Schaffgotsch 7? Schaffgotsch
(Fridericus). Schlesiens curieuse Denkwürdig,
kriten (Frankfurt a. M t689, Fr. Knoch. 4",)
S. l649, i6öt. 1720/j — 20. Phi l ipp
Gotrhard Graf Schaffgotsch (geb. am
3. Juli 17l6, gest. am 3. Jänner i?95). ein
Sohn des Grafen Johann Anton Gott«
hard aus dessen zweiter Ehe mit Anna
Therese Gräsin Ko lowr at > Now o
hrad sky. Widmet? sichdem
geistlichen Stande
und wurde schon im Jahre i?47, damals
erst 32 Jahre alt, Fürstbischof von Breslau.
Bei AuSbruch dcs siebenjährigen Krieges ließ
er seine österreichischen Sympathien als preu-
ßischer Bürger zu laut werden. Schon im
Sommer 1?»?, als die österreichischen Trup»
pen in Schlesien sich ausdehnten, war scin
Benehmen so genitet, daß ihm der König in
einem Handschreiben ääo. 22. September
4737 sein Befremden darüber deutlich zu er-
kennen gab. Aber je mehr die Oesterreicher
siegreich vorrückten, desto ungeberdiqer benahm
sich der Bischof. Nachdem die Oesterreichs
Breslau genommen, hielt er im Dom ein
feierliches I'o Osum für die Sieger ab;
schmähte in öffentlicher Gesellschaft den König
Friedrich I I . . riß sich den Adler-Orden uon
der Brust und erregte durch sein ostentatives
Verhalten selbst das Befremden der kaiserlichen
'Generale. Aber nach der für den König
Friedrich I I .
siegreichen Schlacht bei Leuthcn
(5. December l767) änderte sich die Scene,
der Prälat verließ, den Zorn des Königs
fürchtend, Breslau und suchte Schutz in
Oesterreich. I n Wien aber. wo man sein Ver«
halten ganz und gar nicht ehrenhaft befun-
den hatte, war ihm nichts weniger als eine
Aufnahme zu Theil geworden, wie er sie er»
wartet hatte. Da der König ihm nun gar
alle seine zahlreichen Güter hatte seque»
striren lassen, sah sich der Bischof in einer
wenig erquicklichen Lage und richtete nun
ein demüthigrs Schreiben an den König,
in welchem er alle seine Handlungen kurz«
weg in Abrede stellt. Der erbitterte König
aber gab ihm in der Anwort darauf unucr«
holen seine Verachtung über dieses Benehmen
kund. Beide interessanten Briefe, die des
Bischofs aus Nckolsburg, wo er sich in das
dortige Kapuzinerkloster zurückgezogen, bis er
Bescheid vom Könige erhielt, cläo. 30. Jänner
1758, und der des Königs ääo. Breslau
42. Februar l?38, stehen in den unten be»
zeichneten Quellen abgedruckt. Graf Phi-
l ipp Got thard nahm bis i7öä den Bres«
lauer Bischofsih ein. ^Ncues Wien er Tag- blat t (40) l868, Nr. 26l), im Feuilleton:
„Der Bischof von Brünn und seine Ahne"
^daselbst wird der Breslauer Bischof Phi-
l ipp Gotthard Graf von Säi affg otsch
irrig Johann Graf von Schaffgotsch
genannt). — Wanderer (Wiener polit
Blatt. Fol.) 1868, Nr. 180, im Feuilleton:
„Friedrich der Große und der Fürstbischof von
Breslau".
III. Wissenschaftliche Sammlungen der Familie
Schaffgotsch. Dieselben bestehen aus einer
ansehnlichen, an 8NL3i2.oi3 ungenrin reichen
Bibl iothek; aus einer Gemälo?°Gal.
lerie, die jedock nichr historischen als eigent'
lichen Kunstwerth besitzt; aus einer werthvol«
len Kupferstich-Sammlung; aus einer
reichen, schön und übersichtlich geordneten
Minera l ien-Sammlung und aus einer
kostbaren W affensammlung; Alles zur
Zeit auf dem Schlosse Warmbrunn in Tchle»
sien befindlich, wo auf dem Dorfkirchhofe
altere, aus Kemnitz Hieher geschaffte Leichen«
steine der Ahnen dieses Geschlechtes einge»
mauert sich befinden. Nähere Nachrichten gibt
das Feuilleton der Schlesischen Zeitung l861,
Nr. 46: „Aus Warmbrunn".
IV. Wappen der Grasen Schassgotsch. Quaorirter
Schild mit Herzschild. 1 und 4.- in Gl)ld ein
schwarzer Adler mit silbernem Halbmond auf
der Brust; 2 und 3: von Roth und Silber
geschacht. Herzschild, l und 4: in Silber
vier rothe Pfähle; 2 und 3: in Blau auf
einem dreifachen grünen Hügel ein gekrönter
goldener Greif, welcher in den Vorderpranken
einen silberfarbenen Stein hält. Ncber dem
Herzschilde ruht der Fürstenhut. Devise:
„ZanFuins NoZtro tiuctum,". — Der Name
und das Wappen der S chaffg otsch besitzen
eine kleine Literatur, die bis an die Gegen»
wart heraufreicht. Grst in jüngster Zeit erzählt
uns die Leipziger I l lust r i r te Zei tung
(I . I . Weber) in ihrem stehenden Artikel:
„Deutschlands Schild» und Wappensagen"
im 33. Vande (1369), Nr. l381, S. 205,
jene von den Schaffgotsch. Aber viele
Jahre früher schon gab in anziehender Weise
darüber Nachricht das Hormayr'sche „Ta,
schenbuch für vaterländische Geschichte" (Wien,
12».) VII . Iabrg. S. 9s.- „Der Schassgotschc
Wappenschild", und S. <"3: „Der Nitt um
den Kynast". Auch die Poesie ließ so dank»
bare Stoffe sich nicht entgehen uno Freiherr
von Zedlitz dichtete die Ballade: „Der
erste Schaffgotsch"; Benedict Freiherr von
Püchler: „Die vier Streifen im Wappen-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon