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Schaller 105 Schaller
er von byzantinischen Baumeistern die
Kathedrale von StMweiffenburg erbauen
läßt. I n der mittleren Abtheilung sieht
man den König Mathias Corvinus mit
seiner Gemalin Beatr ice. Vor dem Kö«
nige erscheinen die Meister mit den Mo«
dellen der Ricsentreppe zu Wisehrad und
des silbernen Daches; dann steht man
die Bildhauer mit der Ausführung einer
kolossalen Madonna und eines Capitals
beschäftigt; vor der Königin hingegen
erblickt man Aeneas Sylvius, dcr die»
selbe auf einen jungen Italiener aufmerk»
sam macht. welcher einen Baum im
Topfe trägt, so auf die von dem Könige
angelegten Garten deutend, und in den
Ecken erscheinen der Maler und seine
Schüler mit dem Bildnisse des Königs.
Die dritte und offenbar sinnigste Abthei»
lung schildert die Neuzeit: Kaiser Fer>
dinand und der Palatin von Ungarn,
von einigen Großen des Reiches umgeben,
empfangen die Huldigung der modernen
Kunst. Es erscheint der Architekt Pol lak
mit dem Modell des Museums, hinter
ihm der Erbauer der Kettenbrücke in
Pesth, dann der Architekt H i ld mit dem
Modelle des Domes in Erlau, der Bild-
Hauer Ferenczy mit der Statue eines
Christus und der Graf Ma j la th mit
seiner Geschichte von Ungarn, in welche
der Bildhauer Ludwig Schall er blickt.
Der kolossale Giebel wurde durch den
Bildhauer Raffaele Mont i modellirt
und bei Forst er in Wien in Zink gegos.
fen. Als im Jahre 1839 das Preis-
Programm für ein Monument auf Kaiser
Franz I. ausgeschrieben worden, be>
warb sich auch Schallerum den Preis.
Sch aller stellte den Kaiser in römischer
Toga sitzend dar, wie er das Volk
segnet. Am Piedeftal sollten in vier
Koloffalstatuen deS Kaisers Tugenden
und Wahlspruch: der»
sinnlicht angebracht werden. Am Sockel
erscheint der Kaiser stehend mit dem
Scepter, umgeben vom Wehr«. Nähr«
und Lehrstande. Dem Schaller'schen
Entwürfe wurde der Preis zuerkannt,
als man aber spater aus politischen
Gründen zu dem wenig gelungenen Pro»
jecte Marchesi's griff, wurde S. für
seinen Entwurf in ansehnlicher Weise
entschädigt. Von anderen Werken S.'s
sind anzuführen: ein paar Grabmonu-
mcnte, und zwar für Leopold Grafen
Sto l lberg . Kreishauptmann in Salz.
bürg. I n einer im altdeutschen Style
ausgeführten Nische steht die b. Jungfrau
mit dem Kinde von weißem Marmor.
Das fünfzehnthalb Fuß hohe Monument
steht in Morzg bei Salzburg auf der
Straße nach Gastein; — auf dem Kirch.
Hofe zu Stuttgart das Grabdenkmal der
Gattin deS Kaufmanns Mül ler . Cs
stellt eme junge Mutter mit ihrem Kinde
vor. welches der Engel in das Jenseits
entführt. Die Gruppe ist vierthalb Schuh
hoch', den architektonischen Theil hat der
berühmte Architekt F. von Gärtner
ausgeführt' Sl iegelmayer aber hat
die Gruppe in Erz gegossen; das Denk«
mal erschien in einer Sammlung der
vorzüglichsten Grabmonumente in Stutt-
gart im Stiche. Außer der bereits oben
erwähnten Statuette Herder's hat S.
den großen Denker und Dichter noch ein-
mal zum Gegenstände feiner künstlerischen
Conception gemacht. Als nämlich Dr.
E. Förster im Jahre 1844 anläßlich
der hundertjährigen Geburtsfeisr Her«
d er's an die Errichtung eines Monu»
inentes für denselben erinnerte, vollen«
dete auch S. einen Entwurf. Nun hatten
die Freimaurerlogen von Darmstadt und
Weimar die Kosten eines durch die beiden
Bildhauer Scholl zu errichtendenHerder«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon