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Schiedermayr 272 Schiedermayr
stellungen, sich zu schonen, gab S. kein
Gehör und verrichtete, obgleich fast ge-
brochen, den anstrengenden Dienst. Als
endlich eine Operation für nöthig befun-
den wurde, unterzog er sich derselben mit
Muth und Entschlossenheit, und schien im
Anbeginn ein gĂĽnstiger Erfolg in Aussicht
zu stehen, als nach einem neu angelegten
Verbände Erscheinungen eintraten, welche
auch die letzte Hoffnung eineS Besser»
werdens vereitelten. Nicht volle 24Stun«
den später war S. eine Leiche. Er hatte
aus seiner Ehe mehrere Kinder, von denen
sein ältester Sohn Johann Baptist jetzt
Domdechant in Linz, und ein jĂĽngerer.
Kar l , als Bezirksarzt in Steyr und
Kirchdorf und als Naturforscher bekannt
ist ss. die folgende Lebensskizze S. 274).
Meine Versuche, ein vollständiges Ver»
zeichniß der Compositionen S.'S zu erlan»
gen, waren umsonst. Ich gebe im fol»
genden eines, das wohl seine besten
Werke enthält und vielleicht der Vollstän-
digkeit sehr nahe kommt, denn die feh«
lenden Opuszahlen können sich auch auf
Werke beziehen, die nie gedruckt erschie»
nen, sich nur in Handschrift befinden, wie
dieĂź bei Compositeuren oft vorzukommen
pflegt. Ueber S. als Compositeur schreibt
die Fachkritik: „Der Charakter seiner
Kompositionen ist einfache Würde, kind«
liche Frömmigkeit. Der in die Geheim-
niffe der Tonkunst tiefer Eingeweihte muĂź
gestehen, daĂź in seinen Werken mit den
wenigsten Mitteln eine groĂźe Wirkung
hervorgebracht ist. In Behandlung des
Contrapunctes gelangte er zur Meister«
schaft ohne Gleichen, ohne dieselbe in spitz-
findigen Speculationen und trockenen
Formeln zu suchen; im Gegentheile ver«
band er mit wahrhaft schönen und ruh«
renden Melodien einen strengen, regel>
mäßigen, originellen Satz. Vorzüglich
schön sind die Solo's in selnen Messen behandelt, besonders war cs das „Nt
inoarnatuL" und „VenoüiotuL", wo er
sich in den rührendsten Sangstellen er»
schöpfte. Als seine ewigen Vorbilder
glänzten Mozart und Haydn. Sein
Ideal aber, das er in jeder seiner Com«
Positionen zu erreichen strebte und auch
erreichte, war: künstlerische Gedie»
genheit mit Popular i tät zu
vereinigen. Aber nicht minder bedeu»
tend wie als Compositeur war S. als
Orgelspieler. Er besaß darin eine Meister«
schaft, auf die er sich auch — und mit
Recht — viel zu gute that, und er pflegte
mit echt kĂĽnstlerischer Bescheidenheit von
sich selbst zu sagen: „Ich bin nur ein
halber Componist, aber ein ganzer
Organist".
VerzcichniĂź der im Stiche erschienenen Compo-
sitionen Schiedermanr's nach der Wrduung der
VpnsMhl. Bei Qu i r i n Hasl inger in
Linz: „Nli28a in D a Oknto, H.Ito, L'snors,
L2820, 2 Violini, 2 Olarini con OrFano",
0n. 18. — 5^11322. in t? a Oanto, ^.Ito soc",
wie oben, 0v. 19. — „KliLsa in (7 a Oauto,
H.1to soo.", wie oben, 0?. 20. — „2 <3ra.
älialik st OFortori». xro omni teinVolS a
Oanto, H.Ito, Isnoi-s, 82550, 2 Violwi,
2 (Doi-ni vsi Olarwi oum Oi-FQuo", 0v. 2l.
— „lantuui sr^o 6t I^tauias äs V. 21. V.
2. (?ai»to, ^.Ito, Va250, 2 Violini, 2 Oomi
et Orgäno", 0p. 25. — ^NiLLH Lolsinuig
2 Oauto, ^Ito, I'suors, 2 Clarinstti in H,
2 Oorni in F', 2 tĂĽlarwi in t?, i^inVani,
?aKotto, Violous 6t Organo, Ox. 27. —
^Ite<iui6ni in .^,no?? a Oanto, Hito, ^e>
uoro, I3aL2o, 2 Violini, Viola odUFata,
2 (Üorni con OiL^na", Ov. 29. — ^2Ii2L3.
Loi6iuni2 pio <Ü2nto, H.1to, Isuors, LÄ5L0,
2 Violini, Viol»,, 2 Okoo (vsl OllN'instti
in <?), 2 Nai-ini in 0, 1^ 111^221, Violous,
Violanosilo 6t 0i'F3.uo", 0v. 30. — Bei
Karl Haslinger in Wien: „Erste Messe
in ^ nebst 6ra.äua!s und Oäsrtoiwin für
4 Singstimmen, 2 Violinen und Orgel",
Ox. 3l. — „Zweite Messe in <7 nebst <3lä-
äualo und Oüertorinin für 4 Singstimmen.
2 Violinen, 2 Hörner und Orgel", 0x. 32.
— „Dritte Messe in 6 nebst <3i-aöuals und
fĂĽr 4 Singstimmen, 2 Violinen,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon