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Schiel 277 Schiel
Schiel, Heinrich Joseph (Schrift-
steller, geb. zu Wien 4. August 18l2,
gest. zu Hernals nächst Wien 23. Jan«
ner 1872). Der Sohn eines Schrift.
gießerei-Besthers in Wien. S. besuchte
die Schulen in Wien, wendete sich an.
sanglich dem medicinischen Studium zu,
um es jedoch bald mit dem rechtswissen«
schaftlichen zu vertauschen, welches er
aber auch nicht beendete. Er verlegte sich
vielmehr mit Eifer auf daS Studium der
philosophischen Disciplinen und erlangte
daraus im Jahre 1833 zu Wien die
Doctorwürde. Durch seine literarischen
und sprachwissenschaftlichen Kenntnisse
gelang es ihm, über Empfehlung des
Staatskanzlers Fürsten Metternich,
die Anstellung als Prival-Secretär bei
dem Marschalt Mar in ont zu erlangen,
der bekanntlich durch seinen frühen Abfall
von dcr bonapartistischen Partei, noch
mehr aber dadurch, daß er in den Juli«
tagen die Truppen gegen das Volk ge»
führt, fich bei seinen Landsleuten ver»
dächtig gemacht und längere Zeit Wien
zu seinem Aufenthalte erkoren hatte, bis
ihm die Befestigung der Macht Ludwig
Phi l ipp's die Rückkehr in sein Vater-
land ermöglichte. Als Sccretär des Mar«
sckalls war S. demselben bei der Re«
daction der ersten fünf Bände seiner
Memoiren behilflich und vollendete auch
in dessen Auftrage die deutsche Ueber»
setzung des großen Reisewerkes des Mar-
schalls, welches unter dem Titel: „Reise
durch Ungarn, Siebenbürgen, Südruß,
land, die Krim, an den Küsten des asow-
schen Meeres, nach Constantinopel, Klein-
asien, Syrien, Palästina und Egypten in
den Jahren 1834 und 1833. Authen-
tische, unter Aufsicht und aus Auftrag
des Verfassers besorgte deutsche Aus-
gäbe". 3 Bände (der 3. auch unter
besonderem Titel: „Reise durch Sicilien") (Vd. 1—4 Stuttgart 4837, Hallberger.
mit Plänen; Bd. 3 Wien 1838. Heub-
ner, 8o.), in die Oeffentlichkeit kam. Im
Jahre 1837, 19. December, erhielt S.
eine Anstellung als Concepts-Piaktikant
und Amanuensis an der k. k. Hofbiblio«
thek, in welcher Stellung er an zwei
größeren Arbeiten theilnahm, zuerst an
der Oldnung und entsprechenden Auf«
stcllung der reichhaltigen Bibliothek des
Staats» und Conferenzministers Grafen
voli Ficql lelmont I M . l v , S. 22!^.
der eben damals von seinem Gesandt»
schaftspostm aus St. Petersburg (1829
bis 1839) zurückgekehrt war; und dann
an der Ordnung und Aufstellung der
über 40.000 Bände zählenden Privat-
Bibliothek des Fürsten Metternich.
welche Aufgabe S. mit solchem Geschicke
löste, daß ihn der Fürst zu seinem Biblio-
thekar ernannte, welche Stelle er, nach-
dem er am i . Februar 1843 seines
Postens in der Hofbibliothek enthoben
worden, bis zum Tode des Fürsten und
der Tranöferirung der Bibliothek nach
KönigSwart bekleidete. Nun wurde S.
zum Official der geheimen Haus«, Hof.
und Staatskanzlei ernannt, leistete da«
selbst als Bibliothekar Dienste, war aber,
dem orientalischen Referenten zur Dienst-
leistung zugewiesen, auch im Concept»
fache thätig. Als durch das Ableben deS
HofratheS Kop i tar Dd. XI I , S.437)
die Stelle eines Correctors der „Wiener
Jahrbücher" erledigt war, verlieh ihm
der Staatskanzler auch diesen Posten
und S. versah denselben bis zu der im
Jahre 1848 erfolgten Auflassung der
„Jahrbücher". Als in Folge der März-
ereignisse im Jahre 1848Graf Fi cquel-
mont die Präsidentschaft deS Minister-
ratheS und daS Portefeuille der auSwar-
tigen Angelegenheiten übernahm, ver«
wendete er S. unter Enthebung vom
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon