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Schierer 283 hterer
scbon das folgende Jahr brachteS. volle
Genugthuung, da er neuerdings in die
Gemeindevertretung gewählt wurde. Doch
nicht dieses Amt ist es, das ihm eine
Stelle in diesem Werke einräumt,' als
Vorstand des Männergesang-Ver>
eins, dem er seit jeiner Gründung an«
gehörte, verdienter bleibende Erinnerung.
Sein Mandat als Gemeindevertreter
hatte S. auch vor Ablauf seiner Wahl-
periode niedergelegt, um jene Zeit, welcke
seine Privatgeschäfte ihm übrig ließen,
ausschließlich seinem Gesangvereine wid«
men zu können. Was die Geschichte und
Bedeutung dieses Vereins im Kaiserstaate
betrifft, darüber gibt Dr. Augusts
Schmidt in seinem Buche: „Der Wie-
ner Mannergesang'Verein. Geschichtliche
Darstellung seines Entstehens und Wir-
kens . . ." (Wien t868, 8".) eine höchst
anschauliche, quellenmäßige, chronologische
Darstellung. Vom Beginn seiner Grün«
düng 1843 bis 1843 warvr. A. Schmidt
selbst derDirectionsvorstand, dann folgte
ihm in den Jahren 1845 bis 1349 Dr.
Fr. Egger; dicsem von 1849 bis 1834
Gustav Bar th , an dessen Stelle für
die Zeit von 1834 bis 1859 neuerdings
Dr. Fr. Egg er trat; aber sckon in der
Zwischenzeit. 1833 — 1836. besorgte
Schierer gemeinschaftlich mit Dr. B l o>
dig das DirectionSgeschäft. Im Jahre
1839 aber übernahm Sch ie rer dasselbe
und führte es bis zu seinem im Jahre 1863
erfolgten Ableben, und eben in dieser
Iahreswoche wollen die besten Mitglieder
des Vereins seine Glanzperiode erkennen.
August Schmidtin feinem obengenann-
ten Werke gibt darüber S. 81—118 und
147—130 ausführliche Nachricht. Unter
Schierer erschienen im ersten Vereins«
concerte am 18. December 1839 die
Sänger zum ersten Male mit dem
San gerzeichen des Vereins; fand am 29. Juni und den folgenden Tagen 186l
zu Krems und Stein das erste San«
gerfest in Oesterreich statt, an welchem
33 österreichische Gesangvereine, iepra<
sentirt durch 1034 Sänger, theilnahmen;
erhielt bei dem großen deutschen Gesangs«
feste in Nürnberg am 33. Juli 186!
der Wiener Männergesang'Verein den
Ehrenpreis, den von Bern gespen«
deten silbernen Pokal, welcher ihm über
Antrag deS Hofcapellmeisters Abt und
MufikdirectorS Hi l ler zuerkannt wurde;
wurde ihm am 30. October 1861 von
Sr. Majestät dem Kaiser die große
goldene Medail le für Kunst ver«
liehen und gestattet, dieselbe auf dem
Vereinsbanner tragen zu dürfen; wurde
im August 1862 der niederösterrei-
chische Sangerbund in's Leben ge«
rufen, der sich Mitte November 1863
constituirte; mit Herbeck im Vereine
beantragte S. am 6. Juni 1862 einen
Fond zur Errichtung eines Monumentes
für Schubert, welcher in noch nicht
zwei Jahren die Summe von 17.000 st.
überschritten hatte; — unter S. wurde
die Veranstaltung von V o l k s c o n>
certen durch den Verein beschlossen und
fand auch das erste am 31. Mai 1863
unter massenhafter Betheiligung des
Publicums Statt; kam am 4. September
1864 in Wiener-Neustadt das erste
Bundeü.Sän gerfest unter Theil-
nahme von 43 Gesangvereinen und De»
putationen rwn noch neun anderen zu
Stande. Dieß nur die Hauptmomente in
Schierer's DirectionSperiode, welche
jedoch immer bedeutend genug find. Ge«
wiß ist es, daß S. dem Vereine eine
unermüdliche, ausopfernde und doch be-
scheiden stille Thätigkeit gewidmet. S.war
ein schlichter, Eingebildeter BürgerS«
mann und hatte, was zu betonen ist,
sich diese Bildung durch eigenen Eifer,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon