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Zchikaneder 306 Schikancder
cigontlicken Plah zu stellen weih. Er hat
sich als Director eben das Lob erworben.
daS er scbon vorher alS Schauspieler
gehabt hat. Seine Gesichtsbildung. sein
Wuchs (1783) ist schon von Natur unge-
mein vortheilhaft und schön. Er ist groß.
schr wohlgewacksen und hat eine aus-
gebildete, schöne Stellung. Er spielt alle
ersten Rollen — in der That spielte er
auch im Jahre 1778. am 4. Juli, zu
Stuttgart den „Hamlet" mit so großem
Beifalle, daß er, wie auch später in
München, die ganze „letzte Scene" wie-
derholen mußte!! — Liebhaber, komische
Väter, Tyrannen und Helden. Sein
Anstand', seine mannlich reine Sprache,
sein Geberdenspiel, das er so sehr in
seiner Gewalt hat, Alles zeigt in ihm
den guten Schauspieler. Im Singspiele
nimmt er meistens die komischen Rollen,
verfällt aber zuweilen in's Allzuniedrig»
komische und übertreibt. Seine Stimme
ist rein, melodienreich, er singt mit Ein»
sicht und Geschmack." I n den Quellen
unten folgt eine Charakteristik Schika-
neder's von Castell i, der S. erst in
den spateren Jahren kennen gelernt
hatte. Damals nahm auch S. bereits zu
unstatthaften Mitteln, welche freilich auf
die Gutmüthigkeit und den Patriotismus
der Wiener berechnet waren, die Zuflucht.
EZ war im August 1796. nach den Sie«
gen am Rhein des Erzherzogs Kar l
über Iourdan. Das Publicum war
zahlreich im Theater versammelt, als eben
wieder eine Siegesnachricht anlangte.
Schikane der ließ das Extrablatt sich
auf die Bühne, wo er eben eine seiner
komischen Rollen gab. bringen. Im
Extrablatts hkß es: 600 Franzosen
waren in den Rhein gesprengt worden.
S.'s Patriotismus fand diese Zahl zu
geringe: er laS 6000. Das begeisterte
Publicum verlangte nochmalige Lesung. NlM laS S. 60.000. Der Jubel wollte
kein Ende nehmen. Endlich kam S. zu
Worte und sprack: „Ich feiere heute
meines Lebens schönsten Tag. Sollte ich
in meiner Freude ein paar Nullen zu
viel gelesen haben, verzeihen Sie mir's.
Eben meldet mir der Cassier, die Ein«
nähme deS heutigen Tages betrage
736 fl., ich widme sie ganz den verwun«
deten kaiserlichen Soldaten". Man muß
das Herz der Wiener kennen, um zu
ermessen, welch ein Beifallsrasen darnach
ausbrach. S. war Patriot, er bewies
das auch bei anderen Gelegenheiten. Als
er das Theater auf der Wieden übernom»
men, gab er zum Vortheile der durch den
Feind verunglückten Tiroler am 20. Juni
1799 das von ihm verfaßte Singspiel:
„Oesterreichs treue Brüder, oder die
Scharfschützen in Tirol" , bestritt alle
Kosten der Vorstellung und führte den
reinen Betrag der Einnahme, 303 fl.,
an die mederösterreichische Regierung ab.
Und trotz alledem wäre S. schon längst
vergessen, aber durch die „Zauberfiöte"
ist S. unvergänglich geworden — ja. ja,
wie die Mücke im Bernstein.
l. Zur Biographie. Al lgemeine Theater«
Chronik 1836. S. 53: „Keine schlechten
Opcrnterte mehr!" ftder den Text der „Zau»
berflöte", der immer und immer Schikane,
der'n zugeschrieben wird, da er doch eigent.
lich oun Giesecke herrührt^. — Allgemei«
nes Theater «Lexikon u. s. w. Herauög.
uonR. B lum, K.Her loß söhn, H. Marg.
graff u. A. (Altenburg und Leipzig o.I . , 8".)
Neue Ausgabe. Bd. VI , S. 247. — d' Eloert
(Christian Ritter von). Geschichte der Musik
in Mähren und Oesterreichisch'Schlesien mit
Rücksicht auf die allgemeine böhmische und
österreichische Musik Geschichte (Vcünn 1873.
C. Winiker. gr. 8".) S. 2l)1. — Gal ler ie
von teutschen Schauspielern und Schauspie»
lerinen der älteren und der neueren Zeit
(Wien 1783, Epheu, 8«) S. 198. — Gaßner
(F. S. Dr.), Universal'Lexikon der Tonkunst.
Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart
1849, Frz. Köhler. Ler.3".) S. 732. — Ger»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon