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Schindler 6 Schindler
den Charakter eineS Ehrenmannes streitig
machen wird: .Komme er nicht mehr zu
mn! Er ist ein falscher Hund und falsche
Hunde hole der Schinder. Beethoven!"
Aber schon am nächstfolgenden Tage
schrieb Beethoven an eben denselben
Hummel: „Herzens'Natzerl! Du bist
ein ehrlicher Kerl und hattest Recht, das
sehe ich ein; komm also diesen Nachmittag
zu mir. Du findest auch den Schupp an«
zisch und wir Beide wollen Dich riffeln,
knüffeln und schütteln, daß Du Deine
Freude d'ran haben sollst. Dich küßt Dein
Beethoven, auch Mehlschöberl genannt."
Man fieht also, man habe jene harten
Ausdrücke gegen Schindler nicht allzu
wörtlich zu nehmen. Es ist füglich anzu«
nehmen, daß Beethoven'S Unwillen
gegen Schindler kein dauernder war'
wenn er es aber war und wenn Schind-
ler sich über Beetho v en's eigentliche
Gesinnung gegen ihn getäuscht, nun so
verdiente das noch immer keinen Hohn,
keine öffentliche Blamage, und aller
Schimpf fallt auf Holz zurück, der in
so wenig rücksichtsvoller Weise gegen
einen Mann vorging, dessen übertriebene
Eitelkeit—die sich im „kmiäOLsHtkoveii"
spiegelt — nur Mitleiden verdient. Auch
von anderer Seite blieb Schindler
die Buße nickt erspart, Beethoven's
Satellit gewesen zu sein. Die „Kölnische
Zeitung" brachte im Jahre 1844 folgende
Anzeige: „Die Bürste, mit welcher ein
berühmter Kunstrichter jahrelang Beet«
hoven's Kleider gereinigt hat. steht
wegen Mangel an Beschäftigung billig zu
verkaufen. Näheres auf posto rest^te-
Briefe Adr. .^. Z. in Aachen." Am mei-
sten hat sein Versuch, die durch Ritter
von Seyfr ied (zuerst bei Haslinger,
später bei Schuberth u. Comp.) herausge«
gebenen Studien Beethoven's zu ver-
dächtigen, die öffentliche Meinung gegen Schindler aufgeregt. Und trotz alledem
stellen sich bei genauer unbefangener Be-
trachtung die Dinge noch immer anders^
als diese boshaften Gegner Schindler'S
es glauben machen wollen. Manche seiner
Angaben über Beethoven mögen als
nicht ganz wahr angezweifelt werden, im
Ganzen wird man seinen biographisch«?
Arbeiten über den TonheroS ein gewisses
ftatistisch.mufikalischcS Verdienst nicht ab-
sprechen können, wie man auch zugestehen
muß, daß er bei mancherlei Wunoerlichkei»
ten doch ein vielerfahrener und vernünftig,
urtheilender Charakterkopf war. So ur«
theilt ein sehr geachtetes Musikblatt, die
CzartorySki'sche „Monatschrift", über
Schindler. AlsS. gestorben, widmeten
ihm die Journale folgenden Nachruf:
„ In Bockenheim bei Frankfurt verstarb
Professor Anton Schindler, bekannt
als Musikkritiker und Freund 3. van
Beethoven's. Erbe deS künstlerischen
Nachlasses Beethoven's, hat er seiner
Zeit wahrend des Aufenthaltes in Mün»
ster den werthvollen Schatz durch die
Vermittlung deS Ministers Hanse mann
der preußischen Regierung für daS Mu-
seum zu Berlin gegen eine LebenSrente
überlassen und glänzendereAngebote von
englischer Seite, um Deutschland die
Erbschaft des großen Todten zu erhalten,
in edler patriotischer Gesinnung von der
Hand gewiesen." In seiner Hinterlassen'
schaft zu Bockenheim fand sich manches
Beetho ven Angehörige, so eine Wand-
uhr, der Stock, die Augenglaser des-
selben, namentlich aber viele Scriptu»
ren, Literalien sowohl als Noten, Briefe,
Notizen. Correcturen. welche mancherlei
Ausbeute in kunstgeschichtlicher Hinsicht
hoffen ließen, wenn sie erst von einem
Sachverständigen gesichtet und — entzif«
fert sind, denn bekanntlich schrieb B. eine
flüchtige und oft unleserliche Handschrift,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon