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Schindler Schindler
durch dasRecrutenbewilligungSrecht; —
üb« Schindler's Antrag wurden alle
körperlichen und Kettenstrafen in der
Armee abgeschafft, und dann war eS
vornehmlich S.. welcher in der oben be«
zeichneten Session die bereits an Bau-
Unternehmer übergebene Befestigung
Wiens, wodurch Millionen aus den Ta»
schen der Steuerzahler in die grundlosen
Säcke weniger baulustiger Unternehmer in
legalster Weise gewandert waren, hinter-
trieben hatte. — Ferner war eS Schind«
ler. der im Ausschüsse deS ReichSratheS
auf Grund einer von Dr. 3. A. Fr ankl
und von der Künstlergesellschaft .Grüne
Insel" im Jahre 4360 angeregten Pe«
tition den Antrag einbrachte, einen jähr»
lichen Betrag von 23.0l)0 fl. — der spä«
ter auf die weit geringere Summe von
Ift—43.000 fl. herabgemindert wurde
— w das Budget deS Staats-, spater
Ministeriums für CultuS und Unterricht
zum Zwecke von Künstlerpensionen, Sti»
pendien und Kunstauftragen einzustellen,
der auch dessen Annahme durchsetzte,
worauf derselbe als Ausschußantrag vor
das Haus gebracht und dort einstimmig
angenommen wurde. Im Vorstehenden
find nur etliche Hauptmomente der par-
lamentarischen Thätigkeit S.'s angedeu«
tet worden'. aber sie genügen. um die
Frage zu rechtfertigen, wie eS geschehen
konnte, daß ein Mann wie S. nack einer
zehnjährigen Thätigkeit im Abgeordneten«
hause, einer Thätigkeit, die, wie vorste«
hende Thatsachen bezeugen, so Ersprieß.
liches erringen half. beider im Juni 1870
vorgenommenen neuen Wahl in den
Reichsrath erliegen konnte. Da ist je«
doch ein Umstand besonders auffallend:
so lange S. Wien im Parlamente vertrat,
— er war anfangs März 1861 ge-
wählt worden — hatte er wegen seiner
Parlamentsreden, Abstimmungen oder seiner sonstigen Haltung weder von <deite
seiner Wahler, nock jener politischen
Journale, welche die eigentliche öffent.
liche Meinung vertreten, irgend einen
Tadel erfahren. AlS er dann im Mai
4870, ergriffen von dem Tode seiner
Tochter. Zerstreuung in einer Reise
suchte und eine solche nach Frankreich
und Spanien antrat, da benutzte eine
ihm feindselige Clique in der Voraus»
sehung, daß ihm auf seiner Fahrt in ser»
nen Zandern ein Wiener Blatt kaum zu
Gesicht kommen werde, seine Abwesenheit
und begann die Hetze. Eine Sorte lum«
piger Vorstadt-Demokraten colportirte in
ihren Schmutzblättern die verschiedensten
Nachrichten, deren Ursprung jedoch auf
daS Bureau eines der damals die öffent»
lichen Geschäfte leiteiü?en Staatsmannes
zurückführt, für dessen slavisch-föderali»
stische Ausgleichspläne der entschieden
deutsch-österreichisch gesinnte S. nicht zu
gewinnen war. Als nun S. nach der
Rückkehr von seiner Reise im Juni 1870
von Neuem candidirte, hatte diese Clique
wahrend seiner Abwesenheit mit solchem
Erfolge gearbeitet, daß er — wenngleich
mit wenigen Stimmen — unterlag und
einem Eandidaten Platz machte, der.
so beredt vor den Wählern, im Ab-
geordnetenhause aber seither noch kein
einigermaßen erhebliches Lebenszeichen
von sich gegeben hat. S. selbst, über
diesen freilich nicht neuen Wandel der
VolkSgunst verbittert, hat seither nicht
wieder candidirt und lebt seiner litera«
rischen Muße abwechselnd in Wien und
im Sommer auf LeopoldSkcon nächst
Salzburg. Für daS Abgeordnetenhaus
aber ist S. ein Verlust, den nicht dloS
seine Freunde, sondern am meisten die
Anhänger seiner politischen Partei empfin«
den, welche die Erreichung hoher Ziele
im staatlichen Leben Oesterreichs anstrebt.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon