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Schirnding 37 Schirnding
nen „Spiegelbilder" unter dem Pseudo«
nym „Fridolin" bekannt. Ein etwa drei»
ßigjahriger. schlank gewachsener Mann
von höchst bedeutender körperlicher Größe,
mit geisterbleichen, aber keineswegs un-
angenehmen Gesichtszügen. Frühzeitig
vom Unglücke verfolgt, im Elende groß-
gezogen und selbst noch jetzt von fort«
dauernden Lebensunfallen und einer steten
Kränklichkeit heimgesucht, gleicken seine
Iugendscbicksale denen Kaspar Hau-
s e r's (!). die sie jedoch an gräßlich interes-
santen Iugendbegebenheiten und einem
reichen Schatze von Lebenserfahrungen
weit übertreffen. Bei einer gänzlich ver-
nachlässigten Erziehung darf man seine
jetzige höhere Geistesbildung nur seinem
seltenen Fleiße, seiner festen Beharrlich«
keit und den Qualen namenloser Fami»
lienschicksale zuschreiben, die seinen Ver«
stand gekräftigt und seinen Geist zum be«
harrlichen Fortschreiten auf der Bahn des
Wissens ermuntert haben. Er schreid^nur
erst seit wenigen Jahren größtentheils
und zwar nur wirkliche Begebenheiten
seines früheren LebenS als Soldat. Mönch.
Schauspieler, Staatsdiener u. f. f. —
Unter mehreren zum Drucke vorbereiteten
Schriften dürfte die Schilderung seines
unglücklichen Daseins unter dem Titel:
„Memoiren eines österreichischen Grafen"
daS lebhafteste Interesse der Lesewelt erre-
gen. DieseS Werk dürfte jedoch erst nach
seinem Tode erscheinen." So schreibt das
oben erwähnte Weck „Oesterreich im Jahre
1840". Dem Autor dieses Lexikons ist es.
wenn er den Ton und Inhalt der vor«
stehenden Notiz genau prüft, als wäre
der Verfasser von „Oesterreich im Jahre
4840" Schirnding selbst. Die Aus-
sühilichkeit. die Berührung und Angabe
von Umständen, die doch nur ihm selbst
bekannt sein konnten, die Wärme des
Tones in der ganzen Notiz. Alles zusam» men spricht für diese Annahme. Ist dieß
der Fall. dann sei noch bemerkt, daß zu
den ersten zwei Bänden noch ein dritter
und vierter hinzukamen unter dem Titel:
„Oesterreich und seine Staatsmänner.
Ansichten eineS österreichischen Staats«
bürgers über Oesterreichs Fortschritte
seit dem Jahre 1840" (Leipzig 1843 und
1844. Reclam ^in.. gr. 8".). Jedenfalls
ist der anonyme Verfasser bescheidener
geworden, denn nannte er sich in den
ersten zwei Bänden einen „österreichischen
Staatsmann", so begnügte er sich im
zweiten und dritten Bande mit dem ent«
sprechenderen Titel eines „österreichischen
Staatsbürgers". WaS Scbirnding'S
Schriften betrifft, als deren Autor er
positiv gilt, so sind es folgende: „Spiegel-
bilder aus dem Weiblichen KnnLt- und Neruts-
leben der mudernen Welt". 2 Bandchen (Leip«
zig 1839, Kollmann. 8".). diese Schrift
erschien unter dem Pseudonym F. Gr.
F r ido l in ; — in Gemeinschaft mit
C. A. F. Hennig gab er heraus unter
seinem wahren Namen: „Oamelien. Älnill-
nach tnr da5 Jahr isTO". I. (und einziger)
mit 10Stahlst, u. einem mus. Souvenir);
— „Nie Indln in Oesterreich, Preußen und
SachZen. Zhre allgemeine Srelinng, ihre Aechte,
Forderungen nntl Wünsche, mit legalen Nach-
weisen belegt" (Leipzig l842, Volkmar,
gr. 8".). Uebrigens hat er noch rnehreres
andere, anonym und Pseudonym, Belle«
tristisches und Publicistisches herausgege.
ben, wie auS einer in 3. A. Frankl's
„Sonntagsblättern" anläßlich seines To«
des erschienenen, wenig schmeichelhaften
Notiz erhellet, welcbe wörtlick lautet:
„ In Prag ist am 22. Juli 1845 (waS
unrichtig ist, denn Graf Ferdinand S.
starb am 28. Juli) der als anonymer
und pseudonymer Schriftsteller nicht eben
rühmlich bekannte Graf Ferdinand
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon