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Schlechta 60 Schlechta
heilen suchte, indem er sein Opus: „Die
Freunde" als ein oöllig unreifes Geistes»
producl vollends verwarf. Nicht besser
erging eS S. mit seinem noch in dem-
selben Jahre als Manuscript heraus,
gegebenen Trauerspiel in fünf Aufzügen:
„Die beiden Wolsey", welches die „Sonn«
tagöblatter" als eine «poetische After«
geburt" bezeichnen und daS in zweiter
Auflage unter dem Titel: „Nie beiden
Nol5ly, oder 3.'icht und schatten. N?llMll-
tizcheö Gedicht" (Wien 1837, Wendelin.
8".) erschienen ist. Einige Zeit blieb
der Name Camil lo Hel l verschollen,
um im Jahre 1848 in um so grellerem
Lichte aufzuleuchten. Der Träger des-
selben selbst erschien öffentlich bald mit
großen Fechthandschuhen und einem Go«
liathschwerte, dann wieder mit einem
blauen englischen Reitrocke ä. 1a I^'ar
mit gelben Knöpfen und gehörte damals
zu den komischen Figuren der Wiener
Revolution, welche der witzige Carica-
turist Cajetan ^Pseudonym für Anton
Elf in ger.Bd. XI, S. 40t) durchsei-
nen Griffel verewigt hat. Aber auch noch
in anderer Weise gab Cami l lo Hel l
unleugbare Beweise seiner Existenz. Er
bereicherte die periodische Presse dieses
denkwürdigen Jahres zuerst mit der Zei«
tung ,Gold und Larve", welche nach
einem Leben von wenigen Tagen ver«
starb, dann folgte unier seiner in 3.
Ehrenberg veränderten Firma das
Blatt: ,Der Patr iot" , worin er von
einer Jury schreibt, welche aus „gelern-
ten" (äia) und , ungelernten" (Zio, sio!)
„Richtern" besteht und das leichtbegreif,
licher Weise nicht über Nr. 1 hinauskam,
und zuletzt beschloß er den Reigen der
von ihm redigirten Blätter mit: »Die
Rakete", die auch in kurzer Zeit ge-
räuschlos verlöschte. Viele Jahre waren
seither in's 3and gegangen und weder der Name Camil lo Hel l noch Ca-
mil lo Baron Schlechta wurden ge«
nannt, denn sein Opus: ,Neueste schule.
GrjMllng der Erzählungen, mitgetheilt an3 dem
Vnnde5tmche" . 3 Theile (Leipzig 4836,
Kollmann, 8".), war trotz deS absonder«
lichen. fast mysteriösen Titels spurlos
vorübergegangen, bis im Jahre 1860 auS
Hamburg dieKundekam, daß Schlech ta
zuerst von der Tänzerin A lö ina de
Rhona sBd. XXVI, S. H mit That-
lichkeiten bedroht, dann aber von einer
Bande Theaterleuten, welche, wie das
Gerücht ging. von dem damaligen Regis«
seur Flerr dirigirt war, überfallen und
schwer mißhandelt worden sei. Ein paar
Jahre später. 1863. berichtete die „Süd-
deutsche Zeitung": Baron Schlechta
aus Oesterreich werde in den nächsten
Tagen sein Schauspiel: „Deutsche Her»
zen" hier (in Frankfurt a. M.) vorlesen.
Dasselbe behandelt den. Kampf der
Schleswiger und Holsteiner gegen Däne«
mark im Jahre 13W und die Hälfte der
Reineinnahme war für SchleSwig'Hol»
stein bestimmt. Wieder nach einer Pause
von ein paar Jahren erscheint 1865 S.'s
Name in der Engagements>Affaire der
Sängerin Luise Lichtmay. Directoc
Perr in suchte Fräulein 3 i ch t m a y für
die große Oper in Paris zu gewinnen
und S. beanspruchte als vermeintlicher
Vermittler riesige Percente. Endlich mel»
dete das Wiener politische Blatt .Presse«
mit Anführung haarsträubender Einzel»
heiten, deren Wiedergabe wir unter«
drücken, daß der ,Ex>Baron Camillo
Schlechta, ein geborner Oesterreicher
. . . . Republikaner pur «2113 und, nebst,
bei ein literarisch durch und durch talent«
loser Bursche (wir citiren wörtlich), seit
einigen Tagen Mitarbeiter der Nord-
deutschen Allgemeinen, der an Gesin»
nungSlosigkeit würdige College von
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon