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Schlechter 71 Schlechter
mehreren anderen angeschenen Insassen
des Gerichtes Kitzbühl. Rattenberg und
Kufstein als Geisel zuerst in die Festung
Kufstein und dann nach Ingolstadt in
Bayern abgeführt, wo er mit seinen Lei-
densgefahrten manche Beschimpfungen.
Schmähungen und Drohungen erdulden
mußte. Nach mehrmonatlicher herber
Gefangenschaft richtete S. eine Bittschrift
an den edlen König Max imi l ian von
Bayern, worin er um Entlassung sammt»
licher Geiseln bat. DaS Bittgesuch wurde
bewilligt und dasselbe, da eS dcm Könige
sehr gefallen hatte, wörtlich im königlich
bayerischen Regierungsblatte abgedruckt.
Nun kehrte S. zu den Seinen zurück und
lebte noch vier Jahre im Kreise derselben,
mußte aber von Seite der bayerischen
Beamten noch manche Krankungen ersah-
ren. Interessant ist die Geheimsprache,
welcher sich S. und die Kitzbühler Bürger
bedienten, als sie noch unter bayerischer
Herrschaft standen. Sie wendeten dieselbe
an, wenn sie Abends im Gasthause zu»
sammenkamen, wo aber auch der bayerische
Landrichter sich einzusinden pflegte, vor
dem sie jedoch den eigentlichen Inhalt
ihrer Gespräche verbergen wollten; so
z. B. wenn sie sagten: „Heute ist es kühl",
so bedeutete das: heute gibt es wenig
interessante Neuigkeiten; — „Die Blau-
meisen streichen" hieß: die Franzosen
siegen; — „Die Getreidemücken fliegen
herum" hieß: die Bayern marschiren
u. s. w. S. starb im besten Mannes»
alter von 49 Jahren, und dieses frühe
Ende ward durch die Anstrengungen bei
der Landesvertheidigung herbeigeführt.
— Von seinen zehn Kindern, welche ihn
überlebten, hat sein Sohn Johann Georg
Schlechter (geb. zu Köffen 49. März
1789), Bürger zu Kitzbühl, Aufzeichnun-
gen über die Vorfalle in Tirol in den
Jahren 1796, 1803. 4803 und 1809 gemacht, welche Peternader in dem
unten bezeichneten Werke im AuSzuge
mittheilt. — Eines andern, um zehn Jahre
älteren Sohnes Johann Schlechter
ist bereits S. 69 gedacht worden.
Peternader (Anton), Tirols Landesverthei»
oigung u. s, w, (Innsbruck l833, 8" ) Theil I,
S. t u. f.
Schlechter, Karl. ist. wie aus einem
Preßprocesse erhellet, der eigentliche Name
des Wiener Schriftstellers Karl Haff-
ner ^Bd. VII , S. 187 u. 188^ und ist
derselbe aus Königsberg in Preußen
gebürtig.
Schlechter, Mathias (Tonsetzei,
geb. zu Wien 17. September 1303).
Bereits als Knabe erwarb er sich bei
seinem ausgesprochenen Musiktalente eine
nicht gewöhnliche Fertigkeit im Singen,
Klavier« und Violinspiele. Indessen be»
uchte er die Schulen und sollte dem
Wunsche seiner Eltern gemäß sich dem
ärztlichen Berufe widmen. Aber die Liebe
zur Kunst überwog. Er ließ das bereits
begonnene medicinische Studium fahren
und widmete sich fortan ganz seiner Lieb-
lingskunst. der Musik. Bei Ferdinand
Kauer ^Bd. XI , S. 41^ nahm er nun
Unterricht in der Harmonielehre und
dann bei Seyfr ied im Contrapuncte.
So wurde er ein tüchtiger Pianist, ein
gewandter Partituren» und a vista-Leser,
wie nicht minder geschickter Orgelspieler
und Gesangmeister. Als solcher und als
Klavierlehrer seiner Zeit sehr gesucht,
lebte er und lebt wohl noch in Wien.
Aber auch als Compositeur war er
geschätzt. Seine Kompositionen bestehen
in Präludien und Cadenzen. Klavier»
Variationen, Ouvertüren für ganzes
Orchester, verschiedenen Instrumental-
sähen; in Liedern. Polonaisen. Concerti-
no's für das Horn, für den Contrabaß.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon