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Schleifer 8
rend die Plünderer mit der Uhr in der
Hand den Ablauf der gestellten Frist
erwarteten. Da, in der letzten Minute,
stürzte der Fleischer des Ortes mit der
geforderten Summe herein und Schlei«
fer war — gerettet. Als endlich das
Jahr der Befreiung, 1813. herankam,
Hvurde bei Wallsee ein großer und ausge-
dehnter Verschanzungsbau angelegt und
das dortige feste Schloß als ein die
Donau und ihre Schiffbrücke beherrschen«
der Punct mit einem dreifachen Gürtel
von Blockhäusern, Wällen und Gräben
umgeben. Zur Aufsicht der Arbeiten, zur
Beschaffung derMaterialien undGeräthe,
zur Verpflegung d.er auf die enorme Zahl
von 16.000 gestiegenen Arbeiter wurde
von dem Grafen von Saurau . dama«
ligem Statthalter. Schleifer berufen.
Wie er sich dieses schwierigen Auftrages
entledigt hatte, bewies seine im folgenden
Jahre ohne Bewerbung seinerseits er«
folgte Ernennung zum Pfleger und
DistrictS-Commijsär der obderennfischen
Staatsherrschaft Sirming im Traunkreise,.
wo er durch zwölf Jahre verweilte. Im
Jahre 1826 wurde er landesfürstlicher
Pfleger der Herrschaften Spital am
Pyhrn und'Klaus und drei Jahre später.
1829, Pfleger der kaiserlichen Salinen-
Herrschaft Ort nächst Gmundön am Traun,
see und zuletzt. 1837, wirklicher k. k.
Bergrath bei dem Salinen-Oberamte zu
Gmunden, wo er bis an sein im Alter
von 72 Jahren ecfolgtes Lebensende ver«
blieb. Wahrend seines Aufenthaltes in
Sirming wurde Schlei fer mit Schurz,
dem Schwager Lenau's, und dann
durch jenen mit Lenau selbst bekannt,
und mit Beiden verbanden ihn bald die
freundschaftlichsten Verhältnisse, die zu
einem nicht seltenen Briefaustausche führ-
ten. Lenau war damals noch nicht der
berühmte Dichter, aber Schleifer ahnte l Schleifer
denselben in ihm. und mit einer Voraus«
sicht deS künftigen Dichterruhms 3 en a u's
rief er, wenn ein Brief von diesem kam,
seinen Kindern zu: „Bewahrt euch diese
Briefe. Lenau wird einst noch ein be-
rühmter Name werden". Die Zahl der
Schriften Sckleifer's ist sehr klein, sie
beschrankt sich auf drei poetische Samm-
lungen, welche als „Plletische Jersnche"
(Wien 1830). — dann als „Gedichte"
(ebd. 1844) und zuletzt als „Sämmtliche
Gedichte mit Biographie" (ebd. 1847), her»
ausgegeben von seinem Schwiegersohne
K. A. K a l t e n b runner sBd. X,
S. 409^. erschienen sind. Schleifer's
Dichtungen tragen ganz das Gepräge
seines eigensten Wesens, welcbeS der auS»
gesprochene Typus eines ruhigen, in den
Reizen und Wonnen der Natur schwel»
genden Gemüthes ist. S. dichtete nicht
für's Buch, im Gegentheile, seine Herr»
lichsten Gedichte mögen nie niedergeschrie«
ben worden sein, er trug sie mit sich im
Kopfe herum, recitirte sie, aber brachte
sie nicht zu Papier' aber die Verhältniß«
mäßig geringe Zahl der gedruckten gibt
Zeugniß, daß die Dichtung durch diese
Enthaltsamkeit um einen nicht geringen
Schatz gekommen ist. Zur Zeit. als Alles
zu den Waffen griff, den übermüthigen
Feind aus dem Lande zu werfen, und als
Körner, Schenkendorff. Rückert
ihre zündenden und geharnischten Lieder
sangen, da schmetterte in Oesterreich die
Lerche Schleifer (so nanme Lenau
den Dichter Schleifer) ihre Schutz»
und Trutzlieder, die sich immer'neben
denen der genannten hören lassen dürfen.
Ns seien hier nur beispielsweise die Ge«
dichte: „Schönbrunn", „Silberne Hoch»
zeit", „Gewitterahnutlg". „?iat ÄpM-
oatio", „Rheinlicd" erwähnt. Von ande»
ren Gedichten aber möge auf „Zumala-
caregui", „Das Lied vom Salzes „Wie
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon