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Schlik 120 Schlik
Nun besetzte er mit seinem Corps Alten«
bürg. Wieselburg und Hedervar. Wäh»
rend einer mehrwöcbentlichen Waffenruhe,
welche nur durch kleine Neckereien seiller
Vorposten unterbrochen wurde, fanden
die Vorbereitungen zu den ernsteren
Kämpfen. welche nun folgen sollten.
Statt. I n dieser Zeit. am 11. Mai 1849,
traf Se. Majestät der Kaiser in Preßburg
ein, wo sich damals das Hauptquartier
der Armee befand. Daselbst ernannte der
Kaiser den wackeren General zum gehei»
men Rathe. Nun eröffnete Feldzeugmcister
Baron Haynau die Offensive und für
den 28. Juni war der Angriff von Raab
bestimmt. Am 26. kam der Kaiser in
Altexburg an. um bei Eröffnung der
Feindseligkeiten gegenwärtig zu sein. Mit
Nebergehung der strategischen Operativ-
nen der einzelnen Corps halten wir uns
ausschließlich an das erste, von Schlik
befehligte, das am 23. Mni nach Wiesel»
bürg aufbrach und mit welchem cr am
27. eine Recognoscirung über Hochstraß
hinaus vornahm. Am 28. rückte das
erste CorpS in den späten Vormittags«
stunden über Abda hinaus an die Nab»
nitz. General.Major Baron Reischach
hatte vom Grafen S. Befehl, gleichzeitig
mit dieser Bewegung Raab von der
Seite der kleinen Schütt anzugreifen.
Der Feind empfing die Unseren mit einem
heftigen Artilleriefeuer aus den zur Ver«
Hinderung des Ueberganges über den
Fluß aufgeführten Batterien. Die Trup'
pen Schlik'S ließen sich durch dieses
Feuer nicht hindern. Theils schwimmend,
theils über die Trümmer der stellenweise
zerstörten Brücke suchten sie daS andere
Ufer zu gewinnen. Die Brücke wurde
nun hergestellt und die Generale Wohl-
gemuth, Benedek. nebst dem russi«
schen General'Lieutenant Berg holten
bei Schlik Befehle ein über ihr weiteres Verhalten. Meine Herren, wir müssen
Raab nehmen", war Schlik's Antwort.
Der Graf hörte nun des Generals Berg
schwerwiegende Einwendungen:d iefurcht.
baren, die feindliche Stellung schützenden
Redouten. die ungeheuren Verluste, die
unS bedrohen und welche zuletzt dock
resultatloS bleiben würden, aber Schlik
meinte lakonisch: „Wir haben eine bittere
Arzenei zu verschlucken, thun wir es daher
lieber heute als morgen". Dieser Lako«
niSmus, verbunden mit seiner Thalkraft
und einer fast providentiellen Zuversicht,
bilden einen festen Charakterzug des Ge«
nerals. Nachdem der Graf noch die
feindliche Stellung recognoscirt und sein
Corps die Rabnitz überschritten hatte,
befahl er den Angriff. Nun folgen die
zur Zebensgeschichte unseres erlauchten
obersten Kriegsherrn, des Kaisers, gehört»
gen, von dem Grafen Schlik bis in's
Einzelne als wahrheitsgetreu bestätigten
Ereignisse, welche hier ohne die geringste
Schmalerung gegeben werden. Kaum
hatte Graf Schlik den Befehl zum An-
griffe gegeben, als der Ruf: „Es lebe
der Kaiser!" die Ankunft Sr. MaMat
verkündete, welcher aus H a y n a u's
Hauptquartier nach Raab gekommen
war, um dort den Stand der Dinge zu
sehen. Die Ankunft des Kaisers war
eben erfolgt, alsSchlik sieben Batterien
in einer i^ie vereinigt hatte und mit
denselben im Avanciren den Feind beschoß.
DieseS Feuer wirkte verheerend, die Artil«
leristen, durch des Kaisers Anwesenheit
auf's Höckste begeistert, leisteten Unglaube
liches und fuhren mit größter Kühnheit
auf 4—500 Schritte gegen die feindlichen
Redoulen vor. Nach 18 Minuten war
das Feuer des Feindes zum Schweigen
gebracht und die Redouten genommen.
Der Kaiser stand wahrend dieser ganzen
Zeit im Feuer. Nun rückten die Colonnen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon