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Schlör Schlör
des Kaisers Privalcaffe gewährte Pen»
fion ermöglichte ihm bei seinen gerin«
gen Bedürfnissen, von jeder Anstellung
abzusehen. Der Bischof bewilligte sofort
S.'S Gesuch und im September 4838
nahm S.. in Gratz seinen Aufenthalt.
Der Fürstbischof, selbst ein Mann der
strengsten AScese. sah in Schlör nur
einen ihm geistig verbündeten Freund
und berief ihn sofort in sein Priesterhaus,
um zur Bildung deS jüngeren Nachwuch-
seS für den Priestersiand milzuwirken.
AlS anfangs 1842 der bisherige Spill-
tual Pibermann starb, ernannte Bi>
schof ZangerleSchlör zu dessen Nach.
folger. Schlör hatte bereits den Ge»
danken gefaßt, als Missionär nach Ame«
rika zu gehen, bei Uebernahme feine»
neuen Postens gab er denselben auf und
lebte nun mit ganzer Seele in seinem Be«
rufe. Sein „Cleriker in der Einsamkeit",
sein „Schatz des Glaubens" und „Der
geistliche Wegweiser", sämmtlich Schuf»
ten, den Geist der Ascese unter den wer-
denden Priestern zu wecken und zu wah»
ren. entstanden in dieser Zeit. Als dann
im nämlichen Jahre Bischof Roman,
durck den Jesuiten Jakobs angeregt,
den Versuck mit den geistlichen Exercitien
im Ignazianiscken so. i. jesuitischen)
Geiste unternommen und an zweihundert
Priester auS seiner Diöcese zu denselben
einberufen hatte, machte Schlör im
folgenden Jahre mit seinen Alumnen den
Versuch und ließ als praktischen Weg-
weiser dazu seine „Geistegübungen nach
der Weise des h. Ignazius" erscheinen.
Damit war die Initiative zu einem neuen
Momente deS geistlichen Lebens im Prie«
sierthume gegeben und Schlör alsbald
in geistlichen Kreikn der Mann des
Tages. Zunächst berief ihn wiederholt
der Bischof von Leitmeritz, und nun
erhielt er ähnliche Rufe nach St. Andrä im Lavantthale. nach Fünskirchen, St.
Polten. Brunn. Tyrnau. Pesth, Gran,
Waitzen. Agram. Trieft. Von Rom aus
wurde die Wichtigkeit der Sache bald
erkannt und die Abhaltung geistlicher
Exercitien allen Oberhirten dringend
empfohlen. Besonders der Prima»S von
Ungarn. Erzbischof Sci towSky. inter«
esstrte sich für die neue Einrichtung, berief
Priester auS allen Diöcesen Ungarns,
vor allen aber die Spirituale der geist«
lichen Seminariennach Gran. lud Scdlör
ein, persönlich zu erscheinen und feine
Geistlichkeit mit der Einrichtung die-
ser Uebungen bekannt zu machen. An
t60 Priester auS allen Kirchensprengeln
Ungarns und Siebenbürgens, darunter
auch unirte Griechen, waren erschienen,
und unter Theilnahme deS PrimaS, deS
Bischofs von Stuhlweissenburg. jenes
von Kaschau und deS Graner Weih»
biscboft begannen die Uebungen, die nun
alljährlich sich wiederholen und dem
kirchlichen Leben in Ungarn neuen Auf-
schwung geben sollten. Auf seinen Rath
wurden in der Folge fremde Priester als
geistliche Führer zu diesen Exercitien be>
rufen und dazu vornehmlich Jesuiten,
Karmeliter und Redemptoristen ausge-
wäklt. Auch auf andere Puncte richtete
S. zur Förderung seiner Zwecke das
Augenmerk. Die Mächtigkeit deS Vereins-
Wesens wohl erkennend, bediente er sich
desselben zu religiösen Zwecken und
wirkte i.n Gratz energisch für das Zu«
standekommen dcS Frauenvereins. deS
katholischen MännervereinS und deS Pau<
luSvereinS, und den Bestand derselben
nach Möglichkeit zu sichern und die Gläu-
bigen in Massen heranzuziehen, erwirkte
er vom Papste zugleich mit deren Appro-
bation die Trtheilung von bestimmten
Ablassen. So benutzte er bald den gan-
zen römisch-katholischen Apparat, um die
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon