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Schmelk« 164 Schmelka
Triumphe feierte und insbesondere von
den Studenten getragen wurde, bis diese,
nachdem er sick mit ihnen entzweit, ihn
auspfiffen. Schmelka beschloß, für diese
Injurie Rache zu üben. AlS er wieder
auftrat und im Parterre wieder lautes
Zischen und Pfeifen ertönte, erkannte
Schmelka alsbald seine Widersacher,
die Studentlein, als Pfeifer; doch focht
ihn die Sache nicht weiter an. ohne im
Spiele sich irre machen zu laffen. blieb er
mitten auf der Bühne stehen, rieb
sich ver>
gnügt die Hände und rief. als wenn es zu
seiner Rolle gehörte: „Ist es denn schon
so kalt, daß die Gimpe! pfeifen?" (man
hört nämlich den Gimpel, da er spat
wandert, erst in den spaten Herbst» und
in den ersten Wintermonaten pfeifen).
DaS Zischen und Pfeifen verstummte;
der Hieb saß und der Künstler hatte
wunderbarer Weise Ruhe. Von Breslau
begab er sich nach Berlin, wo er seit
1824 in dem eben erst errichteten König»
städter Theater der erste Künstler war,
welcher diese Bühne belrat. Wie sehr er
aber von de: Bühne herab die Lachlust
zu erwecken im Stande war, so trübselig,
schweigsam und unnahbar war er im
Priuatverkehre, er mahnt darin sehr an
Raimund, dem er auch im Bilde
ähnelt. Aus Miene. Gang. Sprache,
überall heraus blickte ein unbesiegbarer
Mißmuth, der ihn selten verließ. Sein
ganzer Umgang beschränkte sich auf eine
Freundin, die Witwe des Schauspielers
Scholz, und in den letzteren Jahren
auf den Künstler Moriz Rot t , der sein
Hausnachbar wurde und oft mit ihm
den ganzen Tag zusammen war. Auch
dieser Umstand, denn Rott Md.XXVII ,
S. 149 j^ selbst war ein Böhme. Prager
von Geburt, führt auf die Vermuthung,
daß Schmelka von böhmischer Her«
kunft sei. Mit den zunehmenden Jahren wuchs seine Spiellust' insbesondere dann,
als Beckmann, den Schmelka von
Breslau nach Berlin hatte kommen
lassen, sein Rival wurde, den von
Schmelka vertretenen Wiener Local«
ton von der Berliner Bühne verdrangt
und in der Poffe der Berliner Schnauze
den bleibenden Sieg erkämpft hatte.
Schmelka lebte auf einer kleinen Be«
sitzung in Pankow nächst Berlin, wo er
auch starb. Mit seiner Menschenscheue
im Zusammenhange stand seine Jagd«
liebhaberei, der er jede freie Stunde
widmete. Eine andere Lieblingsbeschäfti»
gung S.'s war das Zerlegen und Zusam«
menstellen alter Uhren, worin er sehr
geschickt war. I n früherer Zeit schrieb er
auch Manches für die Bühne, so unter
anderem das Lustspiel: „Wenn nur der
Rechte kommt", abgedruckt im Jahrgange
1821 des Holtei'schen „Theater-Alma.
nach", und dann die Travestie auf „Ham«
let", die mit außerordentlichem Erfolge
gegeben wurde. AuS dem reichen Rollen«
Repertoir Schmelka's mögen hier, um
die Richtung seiner Komik näher zu be>
zeichnen, genannt sein: Lämmlein in
Holtei 's „Trauerspiel in Berlin";
Hohes Al ter in Na imund's „Bauer
als Millionär"; Rechenmeister Grub«
ler in „Jurist und Bauer"; Staberle
in den „Bürgern in Wien" vonBauerle,
und in allen Staberliaden desselben;
Sch loß inspec to r Pünctl ich in
„Kunst und Natur"; M a r d e r in
„Brandschahung ; Zweckerl im „Freund
in der Noth"; Magister LasseniuS
im „Hofmeister in tausend Aengsten";
Notar Vor the i l in „Nr.777"; Bür.
germeister van Dielen in „Peter
der Erste in Saardam", Murche l
in Angely's „Postwagen-Trübsale";
Fähnr ich R u m m e l p u f f in der
„Falschen Primadonna"; Lorenz in
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon