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Schmiß Anton 6 210 Schund, Anton 6
Im Alter von 15 Jahren kam er nach
Wien in den Zwettler Stiftshof, um sich
an der Universität für seinen künftigen
Beruf vorzubereiten. Als er sich aber
für denselben entscheiden sollte, lehnte
er entschieden diese Wahl ab und mußte
in Folge dessen den Stiftshof verlassen.
Nun sich selbst überlassen, machte er eine
schwere Schule der Noth durch. Bei zwei
Oheimen mütterlicherseits fand er das
Nothdürftigste, bei einem die Mittags
kost, bei dem zweiten das Abendbrot
und eine Schlafstelle auf dem Dachboden.
Aber so konnte es auf die Dauer nicht
gehen, er mußte sich für einen Beruf ent»
scheiden und er wählte den der Buch-
druckerkunst. Am IS. Mai 1783 trat er
bei dem Hofbuchdrucker Joseph von
Kurz b eck in die Lehre, der eben damals
mit dem Drucke illyrischer, rvalachischer
und russischer Schriften sich beschäftigte,
und, von Kaiser Joseph I I . aufgefor-
dert, sich auf den Druck hebräischer und
orientalischer Bücher einzurichten begann.
Zu diesem Zwecke gestattete der Kaiser
für einige von Kurzbeck's Setzern den
Besuch der orientalischen Akademie. Einer
von diesen war Anton Schmid. Spater
wurde Schmid dem hebräischen Schrift-
satze zugewiesen, für den er immer größere
Vorliebe gewann. Bald machte er sich
auch mit mehreren jüdischen Gelehrten
und Buchhändlern bekannt und erfuhr
von ihnen die Bedürfnisse des hebräischen
Lesepublicums. Nun wendete er sich an
seinen Principal, der, durch eingetretene
Verhältnisse veranlaßt, den Druck israeli-
tischer Bücher für einige Zeit eingestellt
hatte, und bat ihn, ihm seine hebräischen
Stempel und Matrizen käuflich zu über»
lassen. Er wollte den hebräischen Druck
im Anbeginne unter Kurzbeck's Firma
fortführen, bis er sich felbstständig zu eta-
bliren im Stande sein würde. Kurzbeck, der ohnehin kränkelte und am hebräischen:
Bücherdrucke keine rechte Freude hatte,
willfahrte dem Bittenden und Schmid'
trug Sorge, sein Vorhaben auszufüh-
ren. Mit Hilfe seines Schwagers, des>
Bäckermeisters M. Wagner, gelang eö
ihm, sein Unternehmen in Gang zu brin«
gen. als er sich aber um die Erlangung
eines Privilegiums bewarb, suchten die
Wiener Buchdrucker die Ertheilung eine5
neuen Rechtes zu hintertreiben und-
Schmid wurde — abgewiesen. I n die»
ser fast trostlosen Lage blieb Schmid-
kein anderer Ausweg übrig, als sich direcr
an den Monarchen zu wenden. Dem
Kaiser Franz überreichte S. daS wohl
motivirte Gesuch persönlich, und die
mündlich vorgebrachte Bitte hatte den
Bescheid zur Folge: er solle nur im
Drucke fortfahren, die Erlaubniß werde
schon nachfolgen; er solle aber auch von
allen neu aufgelegten hebräischen Druck«
werken ein Exemplar für die Bibliothek
deS Kaisers persönlich überbringen. Nun
ging Schmid mit erneuerter Energie an
das Werk und bald gewann seine hebräische-
Druckerei einen von Tag zu Tag sich
steigernden Ruf. Seine Firma wurde im
Auslande weit und breit bekannt. Mit
dem Fortschreiten seiner Anstalt wuchs
auch sein Vermögen zusehends, er kaufte-
ein Haus in der Alservorstadt, brachte
Kurzbeck's Druckerei käuflich an sich,
kaufte 4807 ein neues, daS an das erste
anstoßende Haus, im Jahre 4809 eines
in der Stadt unter den Tuchlaubm, wo
sich viele Jahre die Sollinger'sche
Druckerei befand, welches er aber spater
gegen die Papierfabrik in St. Polten
vertauschte. Aus Anlaß seines umfassen«
den Verlages konnte bereits im Jahre
1800 die Einfuhr hebräischer Bücher,
wodurch bisher große Summen österrei-
chischen Geldes in's Ausland wanderten,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon