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Schmidt) Ferd. Ios. 27 233 Schunds Ferd. Ios. 27
iönen um so gewaltiger die Worte, welche er
dem Schatten des unglücklichen Kaisers zuruft:
„Wohl dir, mein Fürst — noch ist l Der Dop»
peladler nicht durch'S Herz geschossen, I Dein
Blut verleiht ihm neuen Lebenssaft". Schon
früher erschien eine Sammlung seiner „Gedichte"
(Leipzig 4865, Brockhaus), welche durch den
Geist uno die Kraft, die in ihnen lebten, gerech»
tes Aufsehen hervorbrachte. Noch mehr steigerte
sich aber dieses, als sein Poem.- „Requiem"
(München l570, Cotta) herauskam, dieses hohe
Lied des Pantheismus, das. dem Tode gewidmet,
in 2? Elegien dem Tode die Schrecken benimmt,
mit welchen das Dogma ihn schauerlich genug
behängt* hat. Der Dichter erklärt der christlichen
Anschauung über den Tod den Krieg, und mit
den herrlichen Worten: „Es lohnt sich nur zu
lieben, nicht zu hassen", gibt er eine Todes,
Philosophie, wie wir sie in allen Kreuzwegbüch»
lein, Mai«Andachten und Rosenkranz-Gesängen
vergebens suchen. Fast demüthigend für die
moderne Welt weht aus dein wunderbar Herr«
lichen Poem die Wahrheit.- Nur der Christ fürch-
tet den Tod, der Heide kennt die Todesfurcht
nicht. Requiem ist kein Buch, daß einmal ge.
lesen, wieder bei Seite gelegt wird. um im
Staube des Bibliothekskastens zu modern. Es
ist. wie Schefer's „Laiendrevier", ein Buch
voll wundersamer Liebe, dessen ernste Milde
durch keine Bitterkeit, durch keinen Menschen,
haß getrübt wird. Befremdend genug war
Gutzkow'S abträgliches Urtheil in einem Ber«
liner Briefe, den bald nach Erscheinen der Dich-
tung die Augsburger Allgemeine Zeitung brachte.
Das war keine Kritik, und auch Gutzkow
durfte einen Poeten, wie Schmidt, nicht so
obenhin behandeln.
2?. Schmidt, Ferdinand Joseph (Na-
turforscher, geb. zuOedenburg in
Ungarn 20. Februar 1794). Sein Vater
betrieb die Tabakfabrication und einen
Kleinhandel. Nachdem er in seiner Vater»
stadt die Normalclaffen beendet, kam er
im Alter von acht Jahren nach Babot,
um dort die ungarische Sprache zu erler-
nen. Ein Jahr später erhielt er durch
Verwendung eines Grafen Herber»
stein. Majors in der k. k. Armee, einen
Platz im k. k. Versorgungshause in der
Wahringerstraßc in Wien, wo er aber
wahrend eines zweijährigen Aufenthaltes mit Ausnahme der Kattunmalerci nichts
lernte, waS er nicht schon früher gewußt.
Um diese Zeit starb seine Mutter und S.
trat 4803 in ein Kaufmannsgeschäft ein,
in welchem er sich bis 4809 im Handeln
mit Material» und Specereiwaaren aus«
bildete. Als daS Jahr 1809 AlleS. waS
Waffen tragen konnte, zu denselben rief,
trat auch S. als Freiwilliger in daS
Iäger-Bataillon Graf Crenneville ein
und kam mit einer Abtheilung desselben
nach Oberungarn. Nach Auflösung dieses
Corps wurde er in das 1. Feldjäger-Ba»
taillon, daS zu Brür in Böhmen canto«
nirt war, eingetheilt und mit dem Unter»
richte der Unterofsiciere betraut; 1812
erhielt er seinen Abschied. Zum Handels»
geschäfte zurückkehrend, conditionirte er
nun in verschiedenen Städten Ungarns,
so in VeSzprim. Pesth, Preßburg, bis er
im Jahre 1813, auf einer Geschäftsreise
nach Trieft begriffen, im Mai in Laibach
eintraf. Eine ihm dort angebotene Stelle
als Geschäftsführer in einer Material-
waareN'Handlung sagte ihm zu, später
trat er als Handlungsreisender m die
Dienste des Hauses Leposic, worauf
er den Antrag als Geschäftsleiter bei
einer der damaligen ersten Firmen in
Laibach, Namens Pessiak, annahm.
I n seinen bisherigen Bedienstungen. ins'
besondere aber in der letztgenannten, bot
sich ihm sattsam Gelegenheit, sich im
KaufmannSgesckäfte tüchtig auszubilden-.
Im Jahre 1819 gelang es ihm. die
Erlaubniß zur Eröffnung einer eigenen
Material», Specerei-, Farbwaaren» und
Samenhandlung in Laibach zu erhalten,
die er am 19. October g. I . eröffnete,
an welchem Tage er zugleich Hochzeit
machte. I n seiner selbstständigen Stel»
lung verstand eS S.. namentlich zur Zeit
des Congreffes in Laibach in den Jahren
1820 und 1821. sein Geschäft emporzu-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon