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Schmidt, Heinrich 46 234 Schmidts Heinrich 46
Schliengen anreihten, Erfolge, welche dem
überall ausgezeichnet wirkenden Schmidt
die eben erwähnte Beförderung zum Gene«
ral-Major mit Belastung seiner bisher be>
kleideten Stelle zuwandten. I n derselben
Eigenschaft stand er im Jahre 1799 an
der Seite deS durchlauchtigsten Erzher«
zogs Kar l . der durch die Schlachten
von Osterach und Stockach, durch die
Siege von Zürich und Neckerau, durch
die Wiedereinnahme von Mannheim sei»
nen Namen denen der größten Feldherren
aller Zeiten beigesellte. Inzwischen, am
1. März 1800, war Schmidt zum Feld-
marschall'Lieutenant befördert worden
und kam im nämlichen Jahre als Gene«
ral'Quartiermeister unter die Befehle deS
Feldzeugmeisters Freiherrn von Kray,
dessen ungestümer Schlachtenmuth sehr
wenig mit Schmidt'S ruhiger Ueber»
legung, der nothwendigsten Eigenschaft
eines General'QuartiermeisterS, vertrag«
lich war. Er fühlte sich daher wenig be«
haglich, da er seine bessere Ueberzeugung
überall unbeachtet sah und mit Gewißheit
vorher wußte, daß die Resultate deS
FeldzugeS keine günstigen sein könnten.
Bekanntlich erwahrte sich dieß gleich bei
Beginn der Kriegsoperationen und schon
die ersten Bewegungen des Heeres beka»
men eine verfehlte Richtung. Deffenunge«
achtet konnte sichSchmidt nicht enischlie-
ßen. die Armee und ihre Ehre, beide ihm
so theure Kleinode, dem Zufalle zu über»
lassen. Mit hochherzigem Muthe duldete
er alle Widerwärtigkeiten und widerstrebte
geradezu jedem verderblichen, mit den tak«
tischen Principien unvereinbaren Schritt.
Dadurch gelang es ihm denn, wenigstens
den Siegeslauf Moreau'S zu kreuzen
und für einige Wochen zu hemmen, auch
einige andere Momente zu Nutz und
Ruhm der kaiserlichen Armee anzuwen»
den. Da er aber immer wieder den Kampf mit Fehlgriffen und Mißverstand»
niffen beginnen mußte, überdieß seine
Gesundheit zu schwanken ansing, bat er
um Versetzung in Ruhestand und trat
am 28. September 1800 in denselben.
I n der stillen Eingezogenheit deS Land«
lebenS gewann er die Elasticität seiner
Kräfte in wenigen Jahren wieder, und
er fühlte sich geeignet, den Beschwerden
seines glorreichen Standes sich zu unter-
ziehen, ohne jedoch darnach zu streben.
Als aber der Ruf des Monarchen an
ihn erging, die Vertheidiger des gefähr»
deten Vaterlandes und der bedrohten
Hauptstadt anzuführen, eilte der damals
61jährige S. sofort an seinen Posten.
I n Braunau traf er das schwache ruf»
fische ArmeecorpS, welches vor der her.
vordringenden Hauptarmee der Franzo«
sen eilend zurückwich, nachdem Mack's
Armee von derselben vernichtet worden
war. Schmidt schlug nun die siegreiche
Schlacht bei Dürnstein am 11. Novem«
ber 1805, aber schon zerstreuten sich die
Feinde in verworrener Flucht, als S.,
den sein Muth vorwärts gerissen, von
einer Kugel getroffen, zu Boden stürzte
und sein Leben auf dem Felde der Ehre
aushauchte. Heinrich von Schmidt war
mit allen Gaben geschmückt, die den gro>
ßen Feldherrn auszeichnen muffen. Voll-
kommene Vertrautheit mit der Theorie
und Praiis aller militärischen Wissen«
schaften, klaren Verstand und ein gereif«
tes Urtheil, einen nie trügenden Scharf«
blick, Ausdauer, ruhige Kälte in der
Ueberlegung und persönliche Tapferkeit
in der Vollführung besitzend, war S.
durch alle diese seltenen Gaben wie ge«
schaffen zum Dienste des General'Quar-
iiermeisterstabes, der eben die Schule der
Feldherren ist. Außerordentlich war seine
Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit,
weßhalb es'auch kam, daß er ganz ohne
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon