Page - 292 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Volume 30
Image of the Page - 292 -
Text of the Page - 292 -
Schmidt) Märt. Ioh. 87 292 Schmidts Märt. Ioh. 87
gewisse amtliche Geschäftskenntniß lassen
vermuthen, daß er in seiner Jugend eineS
sorgsamen Unterrichtes genoß, wenn auch
sein meistes Wissen auS späterem Selbst-
studium stammte. DeS Vaters Beschäfti«
gung weckte auch im Knaben frühzeitig
den Kunstsinn, aber mehr. als zu des
Vaters Kunst, fühlte er sich zur Malerei
hingezogen, welchem Wunsche der Vater
auch nachgab, wenngleich er gewünscht,
seinen Sohn in der eigenen Kunst zum
Nachfolger zu haben. So kam Mar t in
Johann zu einem Maler, Namens
Gottlieb Starmayer , in Unterricht,
wo er auch fünf Jahre sich im Zeichnen
übte, aber bald seinen Meister überragt
haben mochte. Im Alter von 19 Jahren
besaß Mar t i n Johann schon Künstler«
ruf. Die Biographien, wenn rnan die
lückenhaften Berichte über den Künstler
so nennen darf, bezeichnen S. als einen
Autodidakten, der, „ohne je eine Aka«
demie besucht, eine Reise unternommen
oder auch nur große Muster vor Augen
gehabt zu haben, sich ganz aus sich selbst
gebildet hatte". Diese Worte dürfen nicht
so genau genommen werden, denn, nicht
nur. wie einer seiner Biographen berich»
tet, nennt ihn die Tradition einen Schü»
lcr Altomonte's, auch Nagler be-
merkt hinsichtlich der von Schmidt
radirten Blatter, daß er sie meistens in
Nembrandt 's und Castigli one's
Geschmack ausgeführt. Er kannte also
offenbar die Werke beider Meister, und
ste kennen zu lernen, fehlte ihm bei der
Nähe der Residenz, welche so reiche
Sammlungen besitzt, nicht an Gelegen»
heit. Noch mehr Gelegenheit dazu bot
sich ihm in den wenngleich kleineren, aber
nicht minder kostbaren Sammlungen der
Stifte und Klöster, in denen er so
viel beschäftigt war, welche sowohl in
ihren Altarbildern Werke erster Meister, wie in ihren Kunstsammlungen die kost«
barsten Blatter berühmter Radirer und
Kupferstecher bewahrten und wohl noch
bewahren, und welche kennen zu lernen
und genau zu studiren, S. bei seinen
häufigen und oft längeren Aufenthalten
in denselben genug Gelegenheit ge»
boten war. Auch an lebendiger An«
regung zur Kunst fehlte eS ihm nicht,
wenn auch nicht Maler ersten Ranges,
wenn auch keine Raphael , T iz ian,
Rubens und Van Dyk zu seiner Zeit
malten. Künstler, wie die beiden Alto«
rn onte I M . I) S. 19, 20, 22^ >. Daniel
Gran j M . V, S. 307). waren immer
noch bedeutend genug, um einen jungen
talentvollen Mann künstlerisch anzuregen.
Schmidt lebte im Anbeginne bei seinen
Eltern in Grafenwörth, im Jahre 1745
siedelte er nach Stein oder doch in dessen
nächste Nähe über, wo er sich im Jahre
1736 ankaufte. Das Haus Nr. 172
(jetzt 192) neben dem Brückenthore in
Stein war Schmidt's Haus, wovon
später seine Frau Mitbesitzerin wurde.
Besaß S. vor der Zeit, als er selbststän»
dig zu arbeiten begann, einigen Künstler«
ruf, sein eigentliches Ansehen und mit
demselben sein Wohlstand beginnen erst
mit den Sechziger-Iahren. Schmidt
stand damals, ein fertigerMann, Mitte der
Vierziger«Iahre. Von dieser Zeit an dati«
ren seine größeren Arbeiten, Fresken und
Altarbilder, biS dahin dürfte er bei der
großen Menge (?) von Porträten, die von
seiner Hand vollendet worden sein sollen,
zumeist solche gemalt haben. Nach einer
Eintragung im Taufbuche von Stein
erscheint Schmidt am 4. Februar 1760
(p. 144) noch einfach als „bürgerlicher
Maler", schon im folgenden Jahre. 1761
(x. 153), als „Mitglied des äußeren
Rathes der Stadt Stein". Im Jahre
1768 — Schmidt zählte damals be»
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Volume 30"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon