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Schmidt) Märt. Ioh. 87 298 Schmidts Märt. Ioh. 87
zumeist malte, haben keine besonderen
Ehren zu vertheilen, dann lcbte S. vom
Mittelpuncte des großen Lebens, wo sich
die Aufmerksamkeit der höheren Kreise
ihm zuwenden und ihn an die Oberflache
ziehen konnte, entfernt in einem kleinen
Landstädtchen, das sich so wenig um
Höheres kümmert, daß es noch jetzt nicht
versteht, seinen edelsten Bürger, auf den
stolz zu sein ihm ein schönes Vorrecht sein
müßte, durch ein anständiges Grabdenk'
mal zu ehren. Und so ganz ohne alle
Ehren lief es dmn doch auch nicht ab.
Wie schon bemerkt, war er Mitglied der
Akademie der bildenden Künste in Wien
und von der Kaiserin Mar ia There«
sia soll S. auch mit einer goldenen
Ohrenmedaille, welche er jedoch nicht
trug und nur vertrauten Freunden auf
ihr Verlangen zeigte, -ausgezeichnet wor«
den sein. Martin Schmidt war nämlich,
wie einer feiner Biographen meldet, daS
Glück zu Theil geworden, die Kaiserin
Mar ia Theresia zu portratiren, und
zwar in Wien, als er die Akademie be«
suchte. Das Porträt fiel entsprechend aus
und der Künstler wmde mit der Medaille
sammt Kette belohnt. Auffallender aber,
als diese wenigen Ehren ist der Umstand,
daß die kaiserliche Gemälde»Gallerie im
Belvedere kein Werk des Künstlers auf«
zuweisen hat. Gibt es doch genug schwa-
chere Bilder alter und neuer Meister, die
iu der Gallerte hangen. Schmidt ge>
bührt gewiß ein Platz in jenen Kunst-
räumen, an deren Wänden kein Künstler
Oesterreichs von nur einiger Bedeutung,
geschweige von solcher, wie ste Schmidt
hat. fehlen sollte. Was Schmidt'S
künstlerische Bedeutung anbelangt, fo
bemerkt Nagler über ihn, daß sich an
Schmidt's Arbeiten das Studium frü«
herer classischer Bilder erkennen lasse.
Unter der unglaublichen Menge seiner Bilder findet sich auch wirklich manches
schätzbare Werk, das an eine ruhmvollere
Periode erinnert, als jene war, in welcher
er wirkte. Sr ist in der Zeichnung selten
streng und naturgemäß, und namentlich
findet man seine Köpfe zu klein. Aber in
der Gruppirung seiner Figuren war er
sehr glücklich und sein Colorit zeigt ihn
als einen Kenner der Farbe und der
Kunst der Falbenharmonie. Im eigen-
thümlichen Gegensatze zu den 40l)0 Por>
träten, deren P i l lwe in und Kunitfch
gedenken, steht die Bemerkung Na gle r's,
daß er nur wenig Bildnisse gemalt habe,
und daß die Zahl seiner kirchlichen und
religiösen Darstellungen jene auS der
Geschichte und Mythe bei weitem über-
wiege. UebrigenS ist es ungemein schwer,
sich mit Schmidt'S Arbeiten zurecht zu
finden, da er dieselben sehr selten mit
seinem Namen bezeichnete. Nur auf sei»
nen Radirungen setzte er seinen Namen
oder sein Künsllerzeichen bei. DaS Mono«
gramm, dessen er sich bediente, ist fol-
gendeS: / ^ I ^ 1749- Zum Schlüsse sei
noch bemerkt, daß daS Gratzer Volks«
blatt . Nr. 114. vom 23. April 1868.
anläßlich einer Notiz über die Restau«
ration zweier Gemälde Schmidt's den«
selben einen „berühmten krainischen
Maler" nennt. Daß das „Graber Volks-
blatt" in großem Irrthume ist, wenn es
Schmidt zu einem berühmten Krainec
macht, wird aus der vorstehenden Lebens-
skizze erhellen.
l. Uebersicht der bedeutenderen Altarblätter und
anderer Vcmalde uan <M. I . Schmidt. l/Die
Zahl der Gemälde S.'S. wie in der LebenS«
jkizze erwähnt wurde, ist sehr groß. Vieles
ist mit den aufgehobenen Klöstern und
Kirchen verschwunden. Hier erscheint die
erste — nicht vollständige, alxr gewiß
bisher reichhaltigste — Liste drr noch beste«
henden Bilder Schmidt'S.) I n Nieder,
österreich in Wien in der Leopoldstadt
bei den Karmelitern das Hochaltarblatt; —
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon