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Schmid, Mathias 88 30t Schmiß Mathias 88
„Tuifelemaler" zu werden, jetzt im Un>
glücke saß, so hatte er noch von seinen
Verwandten und Landsleuten die bitter»
sten Kränkungen zu erleiden. Zudem
hetzte die Geistlichkeit seine Geschwister
auf, ihm seine ketzerischen Bücher zu ver«
brennen, noch mehr: da er beim Gottes«
dienste bereits etliche Male gefehlt hatte,
hatte sie nichts Geringeres im Sinne,
als ihn am nächsten Sonntag zum war«
nenden Exempel durch die Gendarmerie
abholen und in die Kirche bringen zu
lassen. Math ias aber, der von diesem
nichtSwürdigen Anschlage noch rechtzeitig
Kunde erhalten hatte, verließ, um solcher
Beschimpfung zu entgehen, sofort Vater«
hauS und Heimatsdorf, wo er ein Viertel-
jähr in eben nicht erquicklichen Verhält«
nifsen verlebt hatte. Seine Lage wäre eine
noch mißlichere gewesen, wenn nicht einer
seiner Brüder das Herz am rechten Fleck
gehabt und den verlassenen Bruder unter«
stützt hätte. So wurde eS Math ias
möglich, einige Wochen in Innsbruck zu
verbleiben und sich dort um ein land«
ständisches Stipendium zu bewerben, das
ihm auch gewahrt wurde. Das Stipen«
dium war eigentlich für christliche Kunst
verliehen, und um dieser Aufgabe gerecht
zu werden, war S. auch beflissen, Ma»
donnen, Heilige. Propheten und Apostel
zu malen und sie als Belege seiner ent»
sprechenden Thätigkeit von Zeit zu Zeit
zur Einsicht vorzulegen. Aber so fleißig
er diese heiligen Sachen malte, sie brach»
ten ihm, da sie Niemand kaufte, kein
Geld und S. mußte sich auf andere Weise
helfen. Er sing also an, um sich Geld
zum Unterhalte zu verdienen, für die
Gar ten laube und andere illustrirte
Zeitungen zu zeichnen, was ihm aber von
den Clericalen in Innsbruck bald sehr
übel vermerkt wurde. Nachdem er das
Stipendium ein paar Jahre genoffen, wurde ihm eine- weitere Erstreckung ab-
geschlagen, und zwar nicht deßhalb, weil
er des Stipendiums nicht mehr bedürfte,
nicht, weil er in seinen Leistungen den
gehegten Erwartungen nicht entsprochen,
sondern, wie Steub schreibt, „weil er
durch jene weltlichen Arbeiten aus der
Art geschlagen und in Innsbruck auch
einmal an einem Freitag Fleisch gegessen
hatte". Schmid ließ sich durch solche
Erfahrungen nicht entmuthigen. Nachdem
er im Mai 1867 in Salzburg eine junge
Münchnerin geheirathet, schlug er in
genannter Stadt seinen Wohnsitz auf,
sagte, wie sein Biograph schreibt, den
lieben Heiligen Valet, verzichtete über»
Haupt auf die ganze christliche Mytholo«
gie und wählte sich seine Motive fortan
auS dem Tiroler Volksleben und anderen
populären Gebieten. Den Grundstein zu
seinem irdischen Fortkommen legte jetzt
aber. wie der Künstler selbst dankbar zu
rühmen pflegt. Herr I . A. Ritter von
Tschavol l , ein kunstliebender Edel«
mann, der ihm im Jahre 1867 den Auf.
trag gab, die Halle seines neuen Pracht«
vollen Landsitzes cmf dem Margarethen«
köpf bei Feldkirch mit Bildern aus den
Vorarlbcrger Volkssagen zu schmücken.
Davon sind einige in Photographien
erschienen, wie: „Nie drei Schwestern mll
tin sie uerlalgendrr Amrg"; — „Oeisterpre-
digt am Mnersee", auf gespenstischem Rosse
erscheint ein Priester zweien Bauern.
Um dem Orte einer mit Liebe gepflegten
Thätigkeit naher zu sein, übersiedelte S.
im Jahre 1869 nach München, wo er
mit seinem Landsmann und Freunde D e»
fer egger die in vergangenen Tagen
geschlossene Freundschaft wieder erneuerte.
Durch Deferegger kam er mit Profes,
orPi lo ty in Verbindung, derSchmidr
nun unter seine Schüler aufnahm. Unter
Piloty'S Anleitung suchte der junge
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon