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Schmidt) Mich. Ign. 90 304 Schmidts Mich. Ign. 90
in fürstbischöflich Würzburgischen Dien-
sten. Den ersten Unterricht erhielt S. in
seinem Geburtsorte. Als sein Vater 1749
starb — S. war damals 13 Jahre alt
— bezog er das Gymnasium in Würz»
bürg, zu dessen besten Schülern er ge-
hörte. Sich für den Stand der Welt»
geistlichen entscheidend, trat er in das
bischöfliche Seminar, wo er neben den
theologischen Berufsgegenstanden vor»
nehmlich eifrig das Studium der Ge-
schichte und neueren Sprachen betrieb.
Nach fünfjährigem Aufenthalte im Semi»
narium verließ S. dasselbe als Priester
und Licentiat der Theologie und trat
zunächst als Caplan zu Haßfurt in die
Seelsorge. Die dortigen Schul« und
Unterrichtsverhältnisse überzeugten ihn
bald von der Nothwendigkeit einer Re»
form im vaterländischen Schul» und Er>
ziehungswesen. Von H.aßfurt kam er
nun nach Bamberg in das Haus deS
Grafen Rotenhan als Erzieher von
dessen jüngstem Sohne. Im Hause deS
Grafen, in welchem ein gesellschaftliches
Leben und ein feiner Ton herrschte, wo
sich die Gebildeten der höheren Stande
öfter zusammenfanden und S. genug
Gelegenheit fand, mit ihnen zu verkehren,
eignete er sich jene Lebenspraxis an, die
ihm bei seinen spateren Schritten von
unleugbarem Nutzen war. Als sich Graf
Rotenhan, der am bischöflichen Hofe
die Stelle eines Obersthofmeisters versah,
zur Zeit des siebenjährigen Krieges mit
seinem Hofe überwarf und darauf auf
seine Güter in Schwaben unweit Stutt.
gart zurückzog, folgte ihm auch Haus-
lehrer Schmid dahin und erhielt von
dem Grafen bald eine Pfründe, deren
Patronatsrecht ihm zustand. I n der Nahe
einer Residenz lebend, in welcher der
prachtliebende Fürst Kar l Alexander
von Württemberg einen großen Auf« wand entfaltete, fand natürlich auch S.
Gelegenheit, am Hofleben theilzunehmen,
was auf den bisher in seine Bücher ver«
graben gewesenen jungen Gelehrten nicht
ohne nachhaltigen Eindruck blieb, ohne
jedoch ihn ganz von ernsten Studien
abzuziehen. Der nächste Eindruck, den
dieser LuxuS und die verfeinerten Genüffe
in der kleinen Residenz auf S. übten,
war ein ästhetischer, er hörte auf. ein
Fremdling in der vornehmen Welt zu
sein, lernte das Wesen der schönen Künste
in ihren verschiedenen Richtungen kennen,
wodurch sich allmälig sein eigener Ge«
fchmack verfeinerte und seine Kenntnisse
im Gebiete der Künste vervollständigten^
Da riß ihn aus diesem Leben ein Ruf
seines Bischofs nach Würzburg, um dort
im Seminar die Stelle des ersten Vor«,
stehers. der nach Rom gereist war, zu
übernehmen. Darauf erhielt er im Jahre
1771 den Bibliothekarsposten an der
Universität, und als der damalige Fürst«
bischof zur Reform des Unterrichts und
Erziehungswesens im Hochstifte Würz«
bürg eine Schulcommission errichtete,
wurde auch S. als Mitglied in dieselbe
berufen. Nun ernannte ihn der Fürst
zum Beisitzer der theologischen Facultat
und zum Lehrer der deutschen Reichs«
geschichte. Im Jahre 1774 kam noch eine
ansehnliche Präbende und die Würde
eines geistlichen Rathes mit Sitz und
Stimme an dem ersten der landesfürst»
lichen Dicasterien, an der geistlichen Rc«
gierung. hinzu. Einen in dieser Zeit an
ihn ergangeuen Ruf als Lehrer der
Reichsgeschichte nach Mainz hatte S. ab«
gelehnt. Bereits hatte S. wiederholt Ge«
legenheit gehabt, sich als einen denkenden
Pädagogen zu zeigen und auf eine Re«
form im Unterrichtswesen hinzuweisen;
als nun der Fürstbischof ein Seminar
für Landschullehrer in'S Leben rief, zog
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Volume 30
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schindler-Schmuzer
- Volume
- 30
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon