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Schneider
der unsäglichen Schmerzen wegen, die
ei litt, nicht zu erheben vermochte, an
die Brustwehrböschung gelehnt und von
einigen seiner Leute unterstützt. Erst.
als gegen 8 Uhr Abends der Feind alle
weiteren Versuche aufzugeben gezwungen
war und den Rückzug antrat, jetzt erst
dachte Schneider an sich. Aber seine
Lage war eine bedenkliche. Um ihn vom
Platze zu bringen, gab es kein anderes
Mittel, als daß ihn die Scinigen auf die
Brustwehr hoben, worauf sie ihn mit
seinem schwer verwundeten Schenkel von
oben in den Graben hinabgleiten ließen
und nun an einen sicheren Ort brachten.
Der Kaiser selbst befahl, für den verwun»
deten Oberstlieutenant die größte Sorg>
fält anzuwenden, worauf S. nach Prag
gebracht wurde. Für seine Waffenthat
aber avancirte S. außer seinem Range
zum Oberst. An eine active Theilnahme
bei den nächsten Kämpfen war bei so
schwerer Verwundung für S. nicht zu
denken; so übernahm er denn im Jahre
1813 die Errichtung des italienischen
Freicorps, das auch in kürzester Zeit
kampfbereit dastand. Nach Reducirung
desselben wurde er zum Commandanten
des Tiroler Iäger-RegimentS ernannt.
Nach dem Frieden widmete sich der
Oberst der Ausbildung seiner Truppe.
Die im Jahre 1821 in Italien ausge-
brochenen Unruhen riefen ihn noch ein»
mal in'S Feld. Als Commandant des
3. Iäger-Bataillons zog er gegen die
neapolitanischen Insurgenten aus. Be!
Rieti am 7. März, als General Peve
die kaiserliche Hauptcolonne angriff und
nach dreistündigem Kampfe die Insur.
genten bis Pie de Lugo zurückgedrängt
wurden, hatte S. an diesem Erfolge
unserer Waffen wesentlichen Antheil. Bis
zum Jahre 1823 gamisonirte S. in
Salerno inmitten einer aufgeregten Be- 0 Schneider
völkerung, deren Ruhe er einerseits durch
die musterhafte Ordnung feiner Truppen
ungestört zu erhalten und deren Zune!»
gung er andererseits durch sein eigenes
freundliches Benehmen zu gewinnen
wußte. Im October 1823 rückte er zum
General.Major vor und wurde Brigadier
in Udine. Als um diese Zeit der General
in Wien anwesend war, erzählt man sich
folgendes Erlebniß desselben. I n der
zweiten Hälfte des October 1823 waren
in Wien die zwei Botokudm, Eingeborne
aus Brasilien, welche Kaiser Franz I.
von seinem Schwiegersohne, dem Kaiser
von Brasilien, zum Geschenke erhalten
hatte, im Privatgarten des Kaisers vor
dem Burgthore gegenüber dem Volksgar»
ten zu sehen. Auch General Schneider
von Arno wollte diese Wilden sehen
und begab sich am frühen Morgen in
den Kaisergarten. Da ei sich nicht zurecht»
finden konnte, fragte er einen auf der
Erde knieenden, Blumen pflückenden
Mann nach dem Aufenthaltsorte der
zwei Botokudm und drückte dem freund»
lichm alten Gärtner, den er sich nicht
naher besah, einen Zwanziger in die
Hand. Als darauf der Mann, um Aus>
kunft zu geben, sich vom Boden erhob
und dem General gegenüber stand, er»
kannte dieser im Gärtner den — Kaiser
Franz. Stotternd brachte der General
seine Entschuldigung vor, der Kaiser
aber erwiederte launig: „Keine Entschul.
digung nöthig, aber den Zwanziger geb'
ich Ihnen nicht zurück, 's ist das erste-
Geld, was ich für meine Wilden ein»
nehm'". — Am 8. Juni 1832 wurde S.
tzeldmarschall'Lieutencmt und Diuisionär
in Prag. Bei der anläßlich des in der
Armee neu einzuführenden Gewehrab»
seuerungs-Princips errichteten Prüfungs»
commisswn, deren Mitglied er war, wirkte
er durch seine gereifte Erfahrung und
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Volume 31
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schnabel-Schrötter
- Volume
- 31
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon