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Schneller
andere geistvolle Männer jener Zeit. Der
Umgang mit den eisten Künstlern der
Wiener Hofbühne, besonders aber die
Aufforderung Kotzebue's, welcher da
mal« daS Schauspielwesen in Wien lei
tete, bestimmte ihn zu theatralischen Ar
beiten, von denen sein Trauerspiel: „35i-
tlllw« 1801 und sein Lustspiel: „Gelungen
schütt", ersteres sogar mit entschiedenem
Beifalle, gegeben wurden. Im Jahre
1803 wurde er Professor der Geschichte
am Lyceum zu Linz. Buonaparte's
persönliche Erscheinung sprach ihn an. er
ward der Held seiner Phantasie, dessen
Bild mit dem Joseph's I I . zu einem
Ideal verschmolz, dem G. bis an's Ende
seines Lebens treu blieb. Im Jahre 1806
erhielt er die Professur der Geschichte am
Lyceum zu Gratz, dort fühlte er sich bald
behaglich, bildete dankbare und ausge»
zeichnete Zöglinge, unter ihnen den be>
rühmten Prokesch. Osten l M . XXIII ,
S. 349), seinen Stiefsohn, genoß den
Umgang und die Gunst des ehemaligen
Königs von Holland, Louis Bona»
Parte, der zu jener Zeit als ein Graf
St. Leu in Gcatz lebte, und anderer
mehr oder weniger merkwürdiger Frem»
den. Mit dem Freiherrn vonHormayr
Md. IX, S. 277) konnte er sich nie auf
die Dauer befreunden. S. entfaltete nun
als Schriftsteller eine ziemlich regsame
Thätigkeit, aber mit dem Geiste seiner
Schriften konnte man sich in Wien nicht
zurechtfinden. Die Censur, welche er
bekehren wollte, versuchte auch ihn zu
bekehren, was ihr ebenso wenig gelang,
wie ihm. Er war in den maßgebenden
Kreisen, in welchen schon der leiseste
Hauch eines freien Gedankens mit
Schrecken und Besorgniß empfunden
wurde, mißliebig geworden, und unter
solchen Umstanden mußte sein Versuch, in
Wien angestellt zu werden, wie eifrig er g Schneller
ihn auch betrieb und wie sehr er auch
von seinen verschiedenen Gönnern darin
unterstützt wurde, mißlingen. I m Jahre
1812 vermalte er sich mit Anna ver>
witweten Prokesch, geb. von Stad<?
ler, mit welcher liebenswürdigen und ^
gebildeten Frau er sein häusliches Glück./
begründete, welches durch die Geburt
einer Tochter I d a noch mehr befestigt
wurde. Aber je glücklicher S. in seinem
Familienleben war. desto bedrückter und
unbehaglicher fühlte er sich in seinen
äußeren Verhältnissen, und dieß erzeugte
in ihm eine Verbitterung, die sich in
Angriffen an Personen, die ihm nie
etwas zu Leide gethan, Luft machte.
Nordamerika und Großbritannien galten
ihm als Musterstaaten i solche Ansichten
aber, wenn er sie als Lehrer öffentlich
ausspillch und warm dafür einstand,
galten in der damaligen Zeit, als die
Reaction eben in Blüthe schoß, bald für
Verbrechen. Doch hinderte dieß S. nicht,
seine den Behörden mißliebigen Ideen
frei und öffentlich vorzutragen. Je weiter
aber die Reaction fortschritt, je festeren
Fuß sie faßte, desto unangenehmer wurde
S.'S Stellung, desto unbehaglicher fühlte
er sich in derselben. Man machte ihn
wegen Neuerungssucht oder Constitutions«
sinn, als Iosephiner und Bonapartisten
verdächtig, verhinderte die Wiederauf>
läge seiner Weltgeschichte und verlvei»
gerte dem ä. und letzten Bande derselben
die Druckbewilligung. Immer aber dachte
er noch, daß dieß Alles nicht so ernst
gemeint sei, und so reiste er denn im
Jahre 1821 nach Wien und bewarb sich
persönlich um die eben erledigte Professur
der Aesthetik, verweilte längere Zeit da-
selbst, setzte Alles, was ihm zur Erreichung
seines Zieles förderlich schien, in Bewe»
gung, erreichte aber unter den geschilder.
ten Umständen erklärlicher Weise nichts
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Volume 31
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schnabel-Schrötter
- Volume
- 31
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon