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Schodelberger Schodelberger
ebenda 26. Jänner 1833). Von mittel-
losen Eltern, wurde er von diesen für
das untere Lehramt bestimmt, was ihm
am schnellsten Brot geben sollte. Dabei
entwickelte sich in dem Knaben frühzeitig
daS Talent für die Kunst; ehe er schreiben
konnle, zeichnete er bereits und unter»
richtete andere Kinder in seiner Kunst.
Mit acht Jahren fam er in die Normal-
schule und erst, als er 12 Jahre alt war,
erhielt er systematischen Unterricht im
Ornamenten-, Blumen- und Architectur-
zeichnen. Im Alter von 18 Jahren hatte
er die philosophischen Studien beendet
und nun kam er zunächst als Supplent
in die Zeichenschule bei St. Anna; zwei
Jahre später, damals 20 Jahre alt,
wurde er angestellter Lehrer an der Zol>
lern'schen Hauptschule am Neubau, an
der er noch zu Anfang der Vierziger»
Jahre thätig war. Die Muße seine«
Lehramtes widmete er seiner Kunst, in
der er durch seinen Freund Anton Pet-
ter M . XXI I , S. 138), den nachmali-
gen Director der Wiener Akademie, der
mit ihm auf einer Stube wohnte, im
Laufenden erhalten wurde. Dabei sah
sich S,, so Vollendetes er leistete, immer
nur für einen Dilettanten an, unternahm
aber in seinem Kunstenthusiasmus im
Jahre 1803 die erste Kunstreise, und
zwar zunächst nach Oberösterreich und
Salzburg, wo sich seinem künstlerische!!
Auge die Großartigkeit der Natur aus
erster Hand darbot. DieseS Anschauen
einer an Waldcspracht und Farbenherr-
lichkeit so reichen Natur wirkte ganz eigen-
thümlich auf den jungen Künstler, dessen
Vorbilder bisher zwei große Maler der
Natur, Claude Lor ra in und Pous-
sin, gewesen. So erhielten seine von
den großen Werken der genannten Meister
genährten Ideale durch die unmittelbaren
Scenen einer großartigen und prächtigen Natur erst Fleisch und Blut. Diese Ver-
schmelzung von Ideal und Wirklichkeit
ist auch das Hauptmerkmal der Arbeiten
des Künstlers, das ihnen ohne Rücksicht
auf die vollendete Technik einen Haupt-
reiz verleiht. Mit dem Fortschritte, den
er durch diese Verbindung des Studiums
der Natur mit jenem seiner großen Vor»
bilder in der Kunst gemacht, wuchs sein
Verlangen, auch noch andere Werke jener
Meister kennen zu lernen, und so unter-
nahm er eine Künstler-Wallfahrt nach
Dresden, einzig und aklein, um dort zwei
der berühmtesten Bilder von Claude,
welche die königliche Gallerte besaß, zu
studiren und zu copiren. Und die vollm-
deten Copim von Claude's „Flucht
nack Egypten" und „Polyphem", und
von Ruisdnel 's „Hirschjagd" und
„Iudenkirchhof von Harlem" waren die
Schätze, welche er von seiner Künstler»
fahrt heimbrachte. Um diese Zeit wurde
ein reicher Edelmann, der die Kunst auf
das Freigebigste unterstützte, Graf Lam-
bert, auf unseren Schödelberger
aufmerksam. Dieser kaufte dem Künstler
zwei Gemälde ab, die bald in seinem
Salon Aufmerksamkeit und Bewunde»
mng erregten und die Blicke auf den
bisher unbekannt gebliebenen Künstler
richteten. Bald fanden sich auch andere
Besteller ein. Graf Pä,lffy wünschte
gleich drei Bilder von S., welche dieser
im Palaste seines Mäccns, des Grafen
Lambert, der ihm daselbst ein Atelier
hatte einrichten lassen, vollendete. Nun
folgten sich Bestellung auf Bestellung,
Se. Majestät der Kaiser, die Erzherzoge,
Magnaten und andere Große des Reiches
ehrten den Künstler durch ihre Aufträge,
und als S. die Ausstellung deö IahreS
1813 mit seinen Gemälden beschickte,
fanden diese so außergewöhnlichen Bei»
fall, daß ihn die Wiener k. k. Akademie
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Volume 31
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schnabel-Schrötter
- Volume
- 31
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon