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Schöffe!. 77 Schosse!
finanziell bedrängte Regierung griff die
ses Schlagwort sofort auf. die Press
befürwortete eg, die geblendete Volks
maffe bejubelte es und unter diesen Um
ständen erwuchs der Keim jener Verderb
lichen Vorgänge, welche mit der Wiener
Weltausstellung ihren Höhepunct, mit
dem Krach ihr klägliches Ende fanden.
Staatsgüter waren die ersten Objecte zu
Gründungen, welche sich später als ebenso
viele Betrügereien erwiesen. Der Verkauf
der Staatsgüter begann mit der Ver
äußerung der Staatsdomäne Waidhofen
a. d. Ybbs, welche im Jahre 1863 an
einen gewissen Zöwy um siebenhundert-
tausend fünfhundert Gulden österr. Währ.
hintangegeben wurde. Löwy verkaufte
diese Domäne, nachdem er den Kauf-
schilling aus den Wäldern herauögeschla»
gen hatte, im Jahre 1868 an daö Straß'
burger Konsortium Götz und Nndr6
um eine Million Gulden, welches wieder
diese Staatsherrschaft, nachdem die Wal-
der abermals das Anlagekapital amorti»
firt hatten, an die Forstindustr!e»Gesell»
schaft im Jahre 1869 um drei Millionen
verkaufte. — Dem Verkaufe von Waid»
Höfen a, b. Ubbs folgte jener der böhmi>
schen Staatsdomäne Zbirow, welche,
trotzdem die Städte Böhmens fich zum
Kaufe derselben erboten, an das Conso»
tium Kirchmayer und Siemundt
um neun Millionen Gulden verkauft
wurde. Kirchmayer und Siemundt
überließen diese Domäne sofort, ohne
auch nür die erste KaufschillingSrate er»
legt zu haben, dem Berliner Bauuntcr»
nehmer StrouSberg um den Betrag
von nahezu eilf Millionen Gulden. —
Nun kamen die großen galizischen Staats»
domänen an die Reihe, welche um den
Betrag von drei Millionen und sieben»
zigfünftausend vierhundert Gulden eben»
falls an das Consortium Kirchmayer und Siemundt und von diesem sofort
an die von ihnen neugegründete Forst»
bank um den Betrag von sieben Millio»
nen abgetreten wurden.— Dasselbe Con»
sortium erwarb gleichzeitig die Staats»
domänen Lipowice, Sambor, Spaß,
Ianow und Medenice, welche von der
Bodencredit'Anstalt bei der Belehnung
auf 2,l98.000 fl. geschätzt wurden, um
den Betrag von Einer Million dreihun»
dert undneunundsiebenzig tausend Gulden
und verkaufte dieselben unmittelbar an
galizische Großgrundbesitzer um den Be»
trag von Einer Million siebenhundert»
fechzig tausend Gulden. Diesen Verkäu»
fen folgte eine Reihe kleinerer und große»
rer Objecte, bei welchen in mehr oder
minder ähnlicher Weise vorgegangen
wurde. DaS eigens für den Verkauf der
Staatsgüter in's Leben gerufene Bureau
hatte sich inzwischen aller oppositionellen
Elemente entledigt, an deren Stelle Mit»
glieder und Theilnehmer des ConsortiumS
Kirchmayer und Siemundt aufge»
nommen, und sich übeidieß mit Bei»
rathen, welche bei den Schätzungen der
bereits verkauften Staatsgüter und Ab»
schlüffen der oberwahnkn Verträge aus
das Thätigste mitgewirkt hatten, ver»
stärkt. AuS dem so zusammengesetzten
Bureau kam die Idee, den Wiener»Wald,
welcher eine Area von fünfzig und vier»
tausend Joch umfaßt, ebenfalls zu ver>
kaufen. So wurde schon am 17. Decem°
ber 1867 und am 3. Jänner 1868 mit
Uebergehung des damaligen Forstrefeien»
ten Ritter von Feistmantel ein Ver>
trag mit dem Wiener Holzhändler Moriz
Hirschl abgeschlossen, in Folge dessen
Hlischt so zu sagen das Monopol des
Holzbejuges aus dem Wiener»Walde zu
dem niedrigsten Preise und in einer mit
bisher nicht gebotenen Vortheilen ver»
bundenen Ausmaß und Sortirung zuge-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schnabel-Schrötter, Volume 31
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schnabel-Schrötter
- Volume
- 31
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon