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Schubert) Franz Schuberts Franz
Denn daß nicht das Ungenügen seiner
äußerlichen Verhältnisse einen solchen
Trübsinn, wie er auS Brief und Tage«
buch'Restexionen spricht, hervorbringen
konnte, ist bei einer sonst so leichtlebigen
und lebensfrifchen Natur, wie eS jene
Schubert's war, selbstverständlich. Nur
der Aufenthalt in Gottes freier Natur,
wozu ihm daS genannte Jahr Gelegen-
heit bot, war das wirksamste Mitdel
gegen diese trübe Stimmung. Im Mai
1824 war er mit der Familie Eßter«
HHzy nach Zeläsz überfiedelt, und dort
in ländlicher Abgeschiedenheit kehrte der
alte Frohsinn zurück und entstanden meh«
rere Werke, die nicht wenig zur VerHerr»
lichung seines Namens beitragen, wie
das berühmte Octett (0x. 166), meh.
rere Streichquartette (Ox. 29, 0p. 123,
Nr. 1 u. 2) und einige Lieder zu Texten
seines Freundes Mayr hofer. Den
größten Theil des Frühjahres und Som«
mers 1823 verlebte Schubert in Ober.
öfterreich abwechselnd bei seinen Freun»
den in Stadt Steyr, dann in Linz, in
Gmunden, besuchte ab und zu die nächst«
liegenden Klöster, unter denen er beson«
ders.gern in Kremsmünster einsprach;
begab sich anfangs September nach Salz»
bürg, wo er einige Tage verweilte, worauf
er wieder nach Stadt Steyr zurückkehrte.
Dieses Jahr erscheint als das äußerlich
glücklichste in des Tondichters Leben, in
welchem derselbe die herrliche Natur mit
ihrem lieblichen Wechsel, den freien unge.
bundenen Verkehr mit gleichgestimmten
Freunden so mächtig auf sich wirken lieh,
daß er verhältnißmäßig wenig und außer
einigen herrlichen Liedern aus Walter
Scott 's „Fräulein am See" (0x. 32),
einigen anderen von Ernst Schulze und
der Claviersonate in ^-moll (0x. 42)
sonst eben nichts hervorragendes schuf.
Nachdem er im Spätherbfte nach Wien zurückgekehrt, fand er wieder seinen
Freund Schober, der durch zwei Jahre
von Wien abwesend gewesen, daselbst^
und daS gesellige Leben von ehedem,
dessen Faden eben Schober zu halten
schien,, begann von Neuem. I n dieser
Zeit, da sich gerade ein Posten erledigt
zeigte, für den Schubert Neigung, noch
mehr aber volle Eignung besaß, fallt
seine Bewerbung um die Stelle des Vice-
Hofcapellmcisters, welche durch den am
7. Mai 1823 erfolgten Tod Sal ier i's .
vacant geworden. Schubert erhielt sie
nicht, sie wurde an Weigl verliehen;
ebenso zerschlug sich
das Bemühen einiger
Freunde Schubert's, ihn an die Stelle
des Hof'Operncapellmeisters Krebs, der
dem Rufe als Musikdirektor des Stadtthea.
ters in Hamburg gefolgt war, imKärnth»
nerthor»Theater zu bringen, an noch heute
nicht aufgeklärten Gründen, am wahr»
scheinlichsten aber an den üblichen, stetS
das Oberste zu unterst kehrenden Theater«
Intriguen. Einige Verbindungen mit
auswärtigen Musikverlegern, wie mit
Schott in Mainz, Probst in Leipzig
und Breitko.pf und Härtel in Leipzig
wurden auch.angeknüpft, ohne jedoch zu
einem eigentlichen Resultate geführt zu
haben. Die Verleger wollten immer die
Milch von der Kuh, welche sie melkten,
ganz allein für sich haben; ob sie oder
sonst wer die Kühe fütterten, darnach
fragten damals, wie heute noch, diese
Herren wenig, wenn die Kuh nur brav
Milch gab. Als ein kleiner Lichtblick in
diesen alltäglichen Ereignissen erscheint
'die von der Gesellschaft der Musikfreunde
in „Anerkennung seiner um die Gesell«
schaft erworbenen Verdienste" ihm zuge»
sprochene Remuneration von Einhundert
Gulden, welcher im Sommer deS nächsten
Jahres seine Wahl zum Mitgliede deS
Repräsentantenkörpers dieser Gesellschaft
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Volume 32
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schrötter-Schwicker
- Volume
- 32
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon