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Schubert) Franz 4tt8 Schubert, Franz
Ist es doch, als sende er uns durch Buch«
händlei'Gelegenheit aus dem Jenseits ein
Manuscript nach dem andern, Und was
würde er, der schon zur „Euryanthe" be»
denklich den Kopf schüttelte, weil er die
Mühe des MachenZ herauszufühlen meinte,
er. dem sich jedes gelesene, ihn entsprechende
Gedicht sofort und augenblicklich zum musi-
kalischen Kunstwerke gestaltete, der im Stande
war, eine seiner anmuthigsten Schöpfungen,
das „Morgenständchen", in Ermangelung
von Notenpapier auf die Rückseite eines
Speisezettels niederzuschreiben — was würde
er sagen, wenn er sähe, wie das freie, freu-
dige Schassen aus der Welt verschwunden
scheint und Alles der Phantasie mit Hebeln
und Schrauben abgezwungen wird". An einer
andern Stelle schreibt Ambros über Schu-
bert die köstlichen Worte: „DaS Wort. wel<
ches Goethe seiner Leonore von Este in
den Mund legt; es ist vortheilhaft. den Ge»
nius bewirthen: gibst du ihm ein Gast?
gefchenk, so läßt er dir ein schöneres zurück.
Dieses Wort bewährte sich auch an Franz
Schubert". Als Gast in den großen, rei-
chen Stiftern Oesterreichs auf seinen Som<
merwanderungen zusprechend., fand er die
freundlichste Ausnahme, er aber, wie Andere
sich einfach in's Fremdenbuch einzeichnen,
ließ Manuscripte von Lieder'Compositionen
zurück. Äus solchen Manuscripten, die sich in
den Stiften Göttweih, St. Florian u. s. w.
befanden, hob der Verleger I . P. Gott«
hard seinen l866 veröffentlichten Schubert-
schen Liederschatz. —»VriUparzer an Schubert.
„Schubert heiß' ich, Schubert bin ich, j- Und
als solchen geb ich mich; I Was die Besten
je geleistet. > Ich erkenn' es, ich verehr' es, >
Aber stets bleibt's außer mir; l Selbst die
Kunst die Kränze windet, l Blumen sammelt,
wählt und bindet. > Ich kann so nur Blumen
bieten, > Sichte sie — und wählet ihr; > Lobt
ihr mich — es soll mich freuen, > Schmäht
ihr mich, ich muß es dulden, j Schubert
heiß' ich,.Schubert bin ich, > Mag nicht hin»
dern, kann nicht laden, > Geht ihr gern auf
meinen Pfaden, > Nun wohlan, so folget
nur." ^Dieses Gedicht. G r i l l p arz er's
theilt? die „Neue freie Presse" 1866. Nr. 799.
als ein noch ungedrucktes Gedicht desselben
mit.) — Mendelssohn über Schubert. Als
im Jahre 4844 Mendelssohn, der zur
Zeitung der Morgen-Concerte der philharmo-
nischen Gesellschaft nach London berufen
worden, Schubert's Symphonie Nr. 7 in 0 zur Aufführung brachte, erregte der
originelle Rhythmus des letzten Satzes unter
den Orchestermitgliedern solche Heiterkeit,
daß Alle in ein lautes Gelächter ausbrachen.
Mendelssohn ärgerte sich über diese Leute,
und als gleich darauf seine eigene Ouvertüre
zu „Ruy Blas" lebhaft beklascht wurde,
sagte er unmuthig: „Wenn Schuber t 's
Symphonie werth ist, belacht zu werden, so
ist meine Ouvertüre nur werth, in's Feuer
geworfen zu werden". — Schumann über
Schubert. Schöner, poetischer und wahrer ist
.Schubert nicht charakterisirt worden, als
von Schumann, der ihn einen „romanti«
schen Maler nennt, dessen Pinsel gleich tief
in die Sonnenflamme, wie in das Licht des
Mondes getaucht ist". — Auch sagt Schu»
mann von Schubert: „Schubert' wird
immer der Liebling der Jugend bleiben'; er
zeigt, was sie will- ein überströmend Herz,
kühne Gedanken, rasche That; erzählt ihr,
was sie am meisten liebt: von romantischen
Geschichten, Märchen und Abenteuern; auch
Witz und Humor mischt er bei. aber nicht
so viel, daß dadurch die weichere Gemüths'
stimmung getrübt wird".' — An anderer
Stelle schreibt Robert Schumann über
Franz Schubert: „Schubert hat Töne
für die feinsten Empfindungen, Gedanken,
ja Begebenheiten, und so tausendfältig sich
des Menschen Dichten und Trachten bricht,
so vielfach ist seine Musik". — Speidel über
Schubert. In der Neuen freien Presse
1866, Nr. 628, im Feuilleton, im Aufsätze:
„Ueber Franz Schubert's Freunde, nebst
einer Betrachtung über den Mantel Schu»
bert's", schreibt. L. Sp.(eidel) mit männ»
lichem Freimuthe beherzigenswerthe Wvrte
über das Verfahren der pygmäenhaften Epi»
gonen des Künstlers ihm und seinen Werken
gegenüber und schließt mit der schwerwiegen»
den Bemerkung: daß eben an Schubert
der ungeheuerlichste Unterschleif verübt wor-
den, von dem uns die Jahrbücher der Kunst-
geschichte zu erzählen wissen; und unter sef-
nen Freunden.ist auch nicht ein Einzi»
ger, der nicht mehr oder minder mitschuldig
wäre an diesem ästhetischen Frevel. Es muß
sie Alle auf dem Gewissen brennen, wenn
sie bei sich überlegen, was Franz Liszt,
Robert Schumann, Johann Herb eck und
Joseph Hellmesberger für den NuHm
Schubert's gethan haben." — Zedlitz über
Schubert. Interessant und wenig bekannt ist
Hie nekrologische Notiz, welche Zedlih gleich
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Volume 32
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schrötter-Schwicker
- Volume
- 32
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon