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Schwar^enberg
nach dem Ableben Ernestinens seines
Bruders Sohn Iodann Anton (II.) und
dessen männliche Nachkommenschaft, für den
Fall aber des gänzlichen Erlöichens des
Eggend erg'schen-Mannsstammes vor dein
Ableben der Fürstin Ernestine deren Neffen
Adam Franz Fürsten S chwa rz end eig.
Nnd in der That trat im Jahre 1717 dieser
Fall ein und Adam Franz nach dem im
Jahre 1719 erfolgten Hinscheiden seiner Tante,
der Fürstin Ernestine. als Universalerbe
in den rechtmäßigen Besitz des Herzogthums
Krumau, noch hnite den S ch w a rze n b erg
gehörig. Die Fürstin Einest ine zählte zu
den Zierden der Frauen deS hohen Adels
ihrer Zeit. Mit den schönsten Gaben des
Herzens vereinigt.: sie jene eines hervorragen-
den Geistes. Wenn sie der Geschichtschreiber
des Hauses S ch warz e n b e r g, Iodann
Heinrick Haimb in seinem 1708 zu Regens«
bürg erschienenen ^seii^ v2,r^6QbOrF<«. z;!orio32>"
im Slyle jener Tage eine zweite Pallas der
Gelehrten'Nepublik nennt, so hatte er dazu
gut Fug und Recht: ist denn doch von den
wissenschaftlichen Arbeiten der Fürstin noch
eine eigenhändige Uedersetzung der auserwähl»
ten Briefe Seneca's vorhanden, l^al/nö
donas 1798, 16<>.) i>. 237.) — 18. Ernst
Fürst von Sch., siehe die bes. Lebenöskizze
S. 39. — 19. Felix Fürst von Sch., siede
die bes. Lebensskizze S. 41. — 20. Ferdi-
nand Alois Graf Sch. (gefallen im Kriege
1643). von der Lüttich'schen Linie; em Sohn
Edmund's (III.) aus dessen Ehe mit Ma,
rie Gräfin Archot de Niviere. Ferdi-
nand Alois war in das Ne^iment seines
Vetters, des Generals von Neuschenberg,
getreten und im Jahre 1643 im Kriear ge»
blieben. — 21. Ferdinand Wilhelm
Guseb Fürst (geb. zu Brüssel 23. Mai 1632,
gest. am 22.. n. A. schon 12.Ottober 17U3),
der älteste Sohn des Fürsten Johann
Adolph aus dessen Ehe mit Mar ie I u<
stine Gräfin Starhemberg und Bruder
der edlen Fürstin Ernestine s^s. d. S. 18,
Nr. 17^. Eine vortreffliche Erziehung wurde
durch mehrjährige Bildungsreisen, durch ernste
Studien in den verschiedenen Disciplinen,
selbst in Kriegswissenschaften, durch längeren
Aufenthalt zu diesem Zwecke in Besanpon,
Rom und Prag vervollständigt. Durch die
vieljährigen Dienste seines Vaters am kaiser»
lichen Hofe kam auch Ferdinand Wil»
Helm Euseo frühzeitig mit demselben in ) Schwartend erg
nähere Berührung. 1668 wurde er k. k. Käm-
merer, 1678 wurde er bereits Odelststall»
meister der verwitweten Kaiserin Eleonore,
bei der er hoch in Gnaden stand. Vorher
war er noch als kais. österreichischer Negi«
mentsratb im Herrenstande und als wirklicher
Reichshofrath thätia gewesen. Bei Ausbruch
d?r Pest im Jahre 1679, als Alles floh.
waren er und sein Vater in Wien geblieben.
Er selbst ritt Vor. und Nachmittags auf
Gassen und Plätzen herum, sah Alles mit
eigenen Augen, spendete Tausenden aus Eige»
nrm, handhabte al^r auch mit unerbittlicher
Strenge die nöthige Ordnung, ohne welche
die vom panischen Schrecken hervorgerufene
Verwirrung von unabsehbaren Folgen wer-
den konnte. Er ließ an allen Thoren Galgen
auflichten und die Uebertreter der Contumaz.
anstalten, die Diebe, die keck in die verlassenen
Häuser eindrangen, und zu guter Letzt den
Obrroater des LazarethS und mehrere Pest»
knechte, da sie sicn Schändlichkeiten hatten zu
Schulden kommen lassen, aufknüpfen. Diese
weise und durch die Umstände gebotene
Strenge machte ihn begreiflicher Weise den
Ruchlosen verhaßt und es fehlte nickt an Nach»
stellungen nach seinem Leben, ja einmal war
er von den Pestknechten aus Nache in eine
Pestgrube geworfen worden. Auf diesen Um>
stand hin braut ein Anonymus im Wiener
„Fremden'Blatte" (1855, Nr. 144. Beilage)
eine Liebesgeschichte zusammen, nach welcher
der Fürst in eine Anialie. die er in
der Pestgrube gefunden und gerettet, zuerst
sich verliebte uno dann sie deirathete. Nun
aber war der Fürst bereits seit 1674 mit
Mar ia Anna Gräfin von Sulz uerhei»
rathet. Und in der Geschichte des Hauses
Schwarzenberg hat sich bis zur Stunde
die Geschichte des Grafen Gleichen nicht
wiederholt. Gewiß ist es, daß der Fürst in
jener traurigen Z?it eine große und höchst
erfolgreiche Energie entwickelte. Auch in den
Tagen der Türkenbrlagerung, 1683, glänzt
sein Name im Vereine mit jenem des dama<
ligen Fürstprimas von Ungarn, des Grafen
Szöcheriyi. mit dem er in so reichlichem
Maße Wohlthaten spendete, daß es zum
Sprichworte wurde, „Veide hätten Wien
ebenso durch Gold erhalten, als Held Star»
hemberg dulch die Waffen". Im Jahre
1685 verlieh ihm der Kaiser die Würde des
Obersthofmarschalls, 1683 der König von
Spanien das goldene Vließ und 1692 wurde
er Obersthofmeister der regierenden Kaiserin
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon