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Friedrich, Card. 74 SchwaVenberg) Friedrich, Card.
Schwarzenberg, Friedrich Johann
Nepomuk Fürst (Card in al«Erzbischof
von Prag, geb. in Wien am 6. April
4809). Gin Sohn des Fürsten Joseph
Johann, aus dessen Ehe mit P a utine
geborenen Prinzessin Arenberg ^s. d.
S. 448^. Da seine Mutter bei Gelegen-
heit der Festlichkeiten zur Vermälungs-
feier Napoleon's mit der Erzherzogin
Mar ie Louise, Tochter des Kaisers
Franz I.. bei dem im Ballsaale entstan-
denen Brande um's Leben kam (im Jahre
4sl0). so trat an ihre Stelle als Mutter
die Schwester seines VaterS, Fürstin
Eleonore, nachmalige Canonisfin von
Essen, weßhalb ihr der Fürst Fried rich
durch ihr ganzes 3eben mit wahrhaft
kindlicher Liebe zugethan war. Seine
Erziehung genoß er theils in Wien, theils
in Krumau, wo er auch als Knabe gut
böhmisch lernte. Sein Erzieher war der
nachmalige Ehrendomherc von Salzburg,
Dr. Laurenz Grei f (ein geborener Würt-
temberger). Die Philosophie studirte er
öffentlich an der Wiener Universität, wo
er sich auch dem RechtSstudium widmete,
denn er beabsichtigte früher die juridische
Laufbahn anzutreten. Allein ein Jahr
später änderte er seine Absicht und wählte
den Priesterstand; er ging sodann nach
Salzburg und hörte dort die Studien an
der theologischen Facultar. Hier wurde
er auch in dem Salzburger Capitel Do»
micellar (im Jahre 1830). — Etwa
2l Jahre alt, sollte er nun in den prak»
tischen 4. Jahrgang eintreten, in welchem
vorzüglich die Uebung im geistlichen Le>
ben, in den geistlichen Functionen und die
Ausbildung zur eigentlichen Seelsorge
die Hauptaufgabe bilden. Da riech ihm
.sein eigener Erzbifchof, dieses so wichtige
Jahr im Wiener Alumnate zu vollenden,
welches damals unter seinem frommen
Director, Canonicus (nachmaligem Dom- custos) Zenner. wegen seiner Disciplin
im besten Rufe stand. Der Domicellar
Fürst S chwa rzenb erg ersuchte sofort
um gastliche Aufnahme im Wiener Prie-
ster-Seminar. Doch der Fürst fand
Schwierigkeiten, gerade weil er Fürst
war; denn freimüthig trat ihm der Di«
rector auf sein Ansuchen entgegen, bei«
laufig mit den Worten: „Ich bin nicht
geneigt, in Ihren Wunsch zu willigen, um
nicht beizutragen zu der großen Verant«
wortlichkeit, daß Sie, als Fürst, der Kirche
sich aufdringen, etwa in der Hoffnung,
durch Ihren fürstlichen Stand in der
Kirche dereinst eine hohe Stelle zu er-
klimmen. Ich gestehe eS offen," fügte er
unumwunden hinzu, „daß die Hochade«
ligen der Kirche selten zu Ehre und Nutzen
gewesen, sondern, daß diese ihr meistens
die empfindlichsten Wunden geschlagen
haben." Dock dieses ernste und frei»
müthige Wort des Alumnats-Directors
— weit entfernt, den fürstlichen Jüngling
zu verletzen und abzustoßen — nahm ihn
noch mehr für den Mann ein, und noch
dringender, als zuvor, bat er um Auf-
nahme in das geistliche Haus und um,
dessen unmittelbare strenge Führung. So-
fort ward seine Bitte erfüllt und zu seinem
geistigen Vortheil, da er sich bei all' seiner
zarten Frömmigkeit nun unter die strengste
Führung gestellt sah. Niemand hatte
auf weniger Nachsicht beim Director zu
rechnen, als der Alumnus Fürst Schwär«
zenberg. Sohin diente er bald Allen
zum freundlichsten Muster des Eifers in
Beobachtung sowohl der Disciplinar»Vor.
schriften, wie der Demuth und Bescheiden-
heit, der liebreichen Freundlichkeit und
besonders der Frömmigkeit. Jeder Alum-
nus fühlte sich freundlich angezogen von
dem trefflichen Charakter des jungen Für-
sten, und von dcn wohlthatigsten Folgen
war seine beispielvollo Anwesenheit un
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon