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SchwarZenberg) Friedrich, Card. 77 SchwanenberH Friedrich, Card.
Schnitzerei, welche die Kreuzabnahme dar
stellte. I n Fachkreisen wird der Cardinal
als Verfasser der Polemik gegen Schulte
^Bd. XXXI I , S. 167) und dessen con>
fessionelle Artikel im Journal „Das
Vaterland" bezeichnet. WaS die äußere
Erscheinung des Fürsten und sein Ver-
halten als Mensch und Priester be-
trifft, so ist erstere von würdevoller
Schönheit, wer sich dem Kirchenfürften
naht, wird von der fürstlichen Hoheit,
gepaart mit liebenswürdiger Milde, ge«
fesselt. Der Cardinal ist ein großer Wohl»
thäter der leidenden Menschheit und der
Armen und thut Gutes, wo sich ihm
Gelegenheit darbietet. Als bei Gelegen-
heit einer Schulvisitation auf dem Lande,
der Cardinal der Prüfung der Kinder
beiwohnte, konnte ein kleines Mädchen
auf die Frage: „Weßhalb Adam und Eva
aus dem Paradiese ausgewiesen worden".
sich mit der Antwort nicht zurecht finden.
Als aber der Cardinal mit'freundlicher
Miene auf das nachsinnende Kind zutrat,
mit den Worten: „Wie, mein Kind,
kannst Du mir es nicht sagen?", da faßte
das Kind Muth und rief: „ja doch, sie
werden wohl schuldig gewesen sein, sie
konnten die Miethe nicht bezahlen". Die
Wirkung dieser Antwort blieb nicht aus.
Der Cardinal erkundigte sich am Schlüsse
der Visitation nach der Ursache dieser
Antwort und vernahm, daß die Eltern
des Kindes, weil sie die Miethe nicht hat«
ten bezahlen können, aus ihrer Wohnung
ausgewiesen worden waren. Der Fürst
schenkte sofort den Eltern eine nicht un«
bedeutende Summe, wodurch nicht nur
ihrer augenblicklichen Noth abgeholfen.
sondern auch einer neuerlichen Ausweisung
bei künftiger Miethe vorgebeugt wurde.
Mit seinem kirchlichen Ernst verbindet
der Cardinal eine wohlthuende Heiter»
keit, die ihn auch nicht verläßt, wenn diese in fast emsindlicher Weise auf die Probe
gestellt wird, wie dieß bei einer anderen
Schulvisitation in einem böhmischen Dorfe
der Fall gewesen sein soll, wo der Cardinal
den Lehrer aufforderte, ein wenig auS der
Geschichte zu eraminiren. Der Lehrer rich«
tete demnach an einen Knaben die Frage;
„Nepomuk, wer hat das Pulver erfun»
den?"— „Das Pulver", stotterte der Be-
fragte ängstlich und antwortete, als ihm
ein hilfreicher kleiner Nachbar den Namen
„Schwarz" zuflüsterte, rasch: „Fürst
Schwarzenberg". „ Nein. nein, mein
Söhnchen." fiel hier der Schullehrer ein,
„freilich sind die Schwarzenberge
ein hochberühmies Geschlecht, aber das
Pulver haben sie nicht erfunden!" Da
konnte der Fürst selbst des herzlichsten
Lachens sich nicht erwehren und beruhigte
den seines Mißgriffs sich bewußt geworde»
nen Lehrer, dem die Angsttropfen über die
Stirne liefen, mit den Worten: „Beru»
higen Sie sich, lieber Herr Lehrer, Sie
hatten ganz Recht, die Schwarzen-
berge haben das Pulver wirklich nicht
erfunden." So gemüthlich, ja heiter der
Cardinal im Verkehre ist, so entschieden,
a ablehnend kann er werden, wenn er
sich in seinem Fürstenblute verletzt fühlt.
Als im Jahre 1860 anläßlich der Ver«
fassungsfeier mehrere Bischöfe Böhmens
iich passiv verhielten, und auch der Fürst
wegen seines Verhaltens von Seite deK
Staatsministers in dieser Sache inter»
vellirt worden war, erwiederte der Cardi»
nal mit herbstem Ernste, daß er den
Staatsminister auf die Traditionen des
Hauses Schwarzenberg verweise,
welche die Anhänglichkeit desselben an das
ah. Kaiserhaus durchwegs nachweisen,
und denen auch er immer getreu geblie«
ben, weßhalb er jede Mahnung in dieser'
Angelegenheit für überflüssig halte. Mit
anderen Tugenden seines erlauchten Ge->
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon