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) Joseph Ich. 8? Schwayenberg) Joseph 3oh.
Böhmen in einer Zange von über 36.000
Klaftern, mit einem Aufwande von meh»
reren Millionen Gulden errichtet, hatte
der Fürst ausgebaut, auf diese Art die
bis dahin verschlossenen Urwaldungen
des Böhmerwald»Gebietes für den all-
gemeinen Holzbedarf zugänglich gemacht.
Schon unter der Kaiserin Mar ia The-
resia wurde die Commerzialbank in's Le»
ben gerufen, welche es sich zur Aufgabe
machte, durch Geldvorschüfse auf Zeih»
Pfänder zu billigen Zinsen dem Fabriks-
und Handclsftande hilfreich unter die
Arme zu greifen. Bei derselben, die in
kritischen Zeiten so wichtige Dienste ge«
leistet, stand der Fürst bis zu ihrem Er»
löschen im Jahre 1812 in der Neihe der
Actionäre und Hauptdirectoren, große
Summen die dabei verloren gingen, zum
Opfer bringend, obenan. Als Kaiser
Franz von den musterhaften Armen«
anstalten in Hamburg Kunde erhielt,
wollte er das Wiener Armenwesen dar-
nach regeln, berief den dänischen Etats-
rath Vogt nach Wien, bildete eine Hof«
Commission ausschließlich zu diesem
Zwecke, an deren Spitze er den Fürsten
Schw'a rzenb erg stellte. Diese Com»
mission arbeitete die Vorlage auS, nach
welchem das Wiener Armenwesen geregelt
werden sollte. Bis zur Auflösung derselben
im Jahre 1816. worauf die Verwaltung
des Armenwesens an die öffentlichen Be»
Horden überging, führte der Fürst das
Präsidium, es war dieß in der bcdräng-
nißvollsten Zeit von 1803 — 1016, als
mit kurzen Unterbrechungen ein sich immer
erneuernder Weltkrieg jeden Aufschwung
des Handels und der Gewerbe darnieder
hielt und die Armuth immer drohender
ihre Knochenarme ausstreckte. Die Leistun«
gen der Anstalt bleiben unvergeßlich.
Auch das Militär erhielt durch die patrio»
tische Mitwirkung des Fürsten eine groß« artige Wohlthätigkeitsftiftung für die In .
validen. denn als im Jahre 1814 der
Gedanke angeregt wurde, das Andenken
der glücklichen Rückkehr des Kaifers
Fran z.durch ein Denkmal des vaterlän«
bischen Gemeingeistes zu verewigen und
den feierlichen Einzug in dieNeichshaupt«
stadt zu verherrlichen, trat der Fürst an
die Spitze eines Vereins zur Gründung
eines bleibenden UnterstützungsfondeS für
die k. k. Invaliden, welcher einen so gün»
stigen Erfolg hatte, daß seit 1819 außer
mehreren zeitweiligen Spenden jährlich
am 16. Juni stetige Stiftungsbeiträge
an Invaliden.Ofsiciere und Mannschaft
vertheilt werden können. Als daS Noth«
jähr 1817, in welchem insbesondere iiz
der Hauptstadt die Bedrangniß die be«
drohlichsten Dimensionen annahm, eine
dringende Hilfe heischte, übernahm
wieder der Fürst das Präsidium des da«
mals entstandenen Central'Unterstützungs-
Vereines. Nnter feiner Oberaufsicht fand
die Verwendung der von Wohlthatern ge>
spendeten reichlichen Gaben Statt. Oben«
an steht auch des Fürsten Name bei einer
noch heute bestehenden Anstalt, deren
Protectorat der Fürst gleichfalls ange-
nommen und eS nicht blos dem Namen'
nach, sondern in aller Wirklichkeit auS»
geübt hatte. Es ist das im Jahre 1823
durch den Zusammentritt von etwa 300
Gründern gebildete Wiener Pensions-In«
stitut für Witwen und Waisen, welchem
er nicht nur in seinem Palaste auf dem
Wiener NeuenMarkt ein unentgeltliches
Kanzleilocale eingeräumt hatte, sondern
dessen jährliche Instituts.Versammlungen
und monatliche Ausschußsitzungen er zum
gedeihlichen Fortkommen des Instituts
m Person leitete. Die politische Kata»
strophe der Jahre 1803 und 1806 hatte <
auch dem Fürsten, der dem Rheinbunde
nicht beigetreten war, die Landeshoheit
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon