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Schwanenberg, Karl Philipp 98 Schwanenberg, Karl Philipp
linden hatte er den Feind auS allen Po-
sitionen an die Isar geworfen, am
Schlachttage selbst bis nahe vor Hohen»
linden vordringend, umringt und sich zu
ergeben aufgefordert, machte er sich und
seine Division durch einen mit großer Um«
ficht ausgeführten Angriff frei. Als am
48. October Erzherzog Kar l den Ober-
befehl über das zerstreute, fliehende und
entmuthigte Heer übernahm, theilte er
dem Fürsten den Befehl der Nachhut —
die schwierigste Aufgabe bei einer flüchten«
den Armee — zu. Aber der Fürst löste
dieselbe mit Umsicht und Mannesmuth.
Vom siegestrunkenen Feinde hart ge-
drängt, sammelte er die zersprengten Ab«
theilungen der Nachhut, verwandelte die
bisherige wilde Flucht in einen geregelten
Rückzug und verschaffte dem Hauptheere
die möglichste Erholung, bis der Abschluß
deS Waffenstillstandes seinen Anstrengun»
gen ein Ziel setzte. Der Erzherzog wür-
digte die Verdienste, welche der Fürst bei
dieser Gelegenheit fich erworben, und deren
Bedeutung in wenigen Worten darzu-
stellen kaum möglich ist. dadurch, daß er
zwei Tage nach Abschluß deS Waffenstill.
standeS vom Kaiser die Ernennung
Schwärzend erg's zum Inhaber des
2. Uhlanen-RegimentS erbat, das bereits
in früheren Tagen unter dem Fürsten als
seinem Oberst und dann auch später unter
Fürst Liechtenstein so herrliche Dienste
geleistet. Man vergleiche nur die Ge-
schichte dieses Regiments in deS Grafen
Andreas Thürheim „Die Reiter-Regi-
menter der k. k. osterr. Armee" I I I . Bd.,
Uhlanen, S. 84—82. Das Regiment be.
hielt seither den Namen des Fürsten und
trägt ihn nunmehr rühmlichst 76 Jahre.
Der abgeschlossene Friede brachte dem
Fürsten nicht die ersehnte Ruhe, nur sein
Wirkungskreis änderte sich, indem er von
der blutigen Wahlstatt auf daS glatte Parket der Diplomatie übertrat. Der
Kaiser hatte nämlich den Fürsten mit der
Ueberbringung der Glückwünsche anläß»
lich der Thronbesteigung des Kaisers
Alexander I. von Rußland betraut.
Es war dieß eine Mission, bei der eS galt.
das abgekühlte bishenge Einverstandniß
beider Reiche wieder zu erneuern. Dem
Fürsten mit seiner herzgewinnenden Weise
gelang es auch. sich die bedeutendsten Na«
men am St. Petersburger Hofe zu Freun»
den zu machen und so einer späteren, nicht
zu fernen Zeit vorzuarbeiten, wo dieVer»
hältnifse fich nicht so glatt abwickelten,
wie jetzt, da es nur einen kaiserlichen
Thronwechsel zu beglückwünschen galt.
Der Luneville'r Friede beschwor die wil«
den Kriegsstammen für einige Jahre.
Der Fürst, als er nach Wien zurückgekehrt
war. zog sich auf seine Güter nach Böh»
men zurück; denn als der Fürst das von
seinem Urahn im Jahre 1700 für die
zweite Linie des Hauses in Steiermark
gestiftete Majorat antreten sollte, erhielt
er von seinem alteren Bruder für die ihm
zugedachten steierischen Besitzungen die
schöne Herrschaft Worlik an der Moldau.
Mit Freude sah er dem Moment entgegen,
da er den Sommer 1892 auf seiner Be«
sitzung genießen sollte; schon war der Tag
der Abreise bestimmt, als die Nachricht
kam, der Brand habe daS ganze Schloß
zerstört. Der Fürst, den widriges Ge»
schick nie beirrte, ging dennoch auf sein
Landgut und lebte hier an der Hand sei»
ner hochgebildeten Gemalin stille, glück«
liche Tage. Er besaß die Gabe, sich mit
Innigkeit an dem unscheinbaren Auf»
streben einer Pflanze oder eines Bäum»
chenS zu freuen und daS Leben der Pfian«
zen mit jener Liebe zu beachten, mit der
man sonst nur auf beseelte Wesen blickt.
Wer wäre darauf verfallen, den Helden-
jüngling von Cateau, den entschlossenen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon