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Schwanenberg) Karl Philipp 102 Schwanenberg) Karl Philipp
vom 8. Mai 1813 Feldmarschall Fürst
Schwarzenberg zum commandirenden
General der in Böhmen aufzustellenden
Armee ernannt und ihm über seinen
Wunsch und Metternich's Ginrathen
Joseph Graf Radetzky als Chef des
Generalstabes an die Seite gegeben. Un«
ter ihm standen noch der aus sächsischen
Diensten in österreichische übergetretene
General Friedrich Langen au für die
Geschäfte des General« Quatiermeister«
stabeS und Oberst Trapp für die innern
Angelegenheiten des Generalstabes. Am
23. Mai trafen Schwärzend erg und
Radetzky in Prag ein. das jetzt zum
Mittelpuncte der militärischen und diplo»
malischen Vorbereitungen zu den großen
Ereignissen, die nun stattfinden sollten,
wurde. Es war ein schweres, ein im
hohen Grade verantwortliches Amt, wel>
ches der Fürst mit dieser Führerschaft
übernahm, deffen ganzen Umfang, dessen
hohe Wichtigkeit er selbst wohl erkannte,
ohne jedoch nur einen Augenblick, ob er
es übernehmen solle, zu zögern. Die
Macht war in seine Hände gelegt, er
wollte sie zum Heile Derjenigen, die ihm
vertrauten, anwenden. Aber, und das
sprach er im Hinblick auf die Verbündeten
offen auS, eS galt das innigste Zu.
sammengreifen Aller und die un-
verbrüchlicheStrengeinderFest'
Haltung des einmal angenornme.
nen Kriegsplanes. Wurden diese un»
erläßlichen Grundbedingungen der Action
festgehalten, dann konnte ebensowenig der
Sieg ausbleiben, als eine einzige Abwei«
chung davon dem Bunde ebensosehr Scha»
den als dem Gegner Vortheile bringen
würde. Zu Trachenberg wurde der Feld«
zugsplan entworfen und die Theilung der
Armee entschieden. Die größte Stärke ward
nach Böhmen bestimmt, so daß 237.000
Mann unter Schwa rzenberg an der 93.000 unter Blücher an die:
Katzbach und 480.000 Mann unter dem
Kronprinzen von Schweden an die Havel
und Spree zu stehen kamen. Eine6
dieser drei Heere, welches immer sich
gegen Napoleon wendet, sollte einer
Schlacht ausweichen, wahrend die beiden
anderen die ihnen gegenüberstehenden
Abtheilungen bewältigten. Der Haupt»
fache nach griffen die Bewegungen der
Verbündeten ordnungsmäßig, wie
Schwarzenberg die Weisungen ge.
geben, in einander. Nach der Kündigung
des Waffenstillstandes gaben die ersten
Bewegungen der Franzosen die Absicht
eines Angriffes auf das schlesische Heer
kund. Indessen war die Lage des Für-
sten keine leichte. Drei Monarchen waren
in seinem Hauptquartiere und so befand
er sich
in der verzweifelten Lage, alle Maß»
regeln vor der Ausführung rechtfertigen
zu müssen. Er mußte, fast noch auf dem
Schlachtfelde, Feldherr und Hofmann
zugleich sein; mußte eine Selbstverleug.
nung üben, wie der Ehrgeiz der Selbst»
sucht ihrer niemals fähig gewesen wäre.
Aber in seinem Wesen paarte sich Nach»
giebigkeit mit Festigkeit, Geduld mit Feuer
und die stille Gewalt der großartigen
Redlichkeit, die in seinem ganzen Wesen
ausgedrückt war, besiegte auch die stolze»
sten Charaktere und nöthigte Verehrung
selbst Denjenigen ab, deren Grundsätze
und Absichten mit den seinigen nicht über-
einstimmten. Und welche Schwierigkeiten
stellten sich ihm durch manche seiner
Mitfeldherrn entgegen, die oft theilweise,
oft geradezu seinen Befehlen entgegen»
handelten! So gleich in der ersten Unter«
nehmung, der Schlacht bei Dresden. Auf
den 23. August hatte der Fürst den An»
griff bestimmt, aber die Erklärung deS-
russischen Feldherrn Barclay deTolly,,
heute nicht angreifen zu können, ließ da5
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon