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Schmayenberg) Karl Philipp 106 Schwanenberg) Karl Philipp
Hauptstadt von allen Truppen entblößt
hatte, benutzte derEürst diesen Augenblick,
theilte seinen Entschluß, in Paris einzu-
rücken, den Monarchen mit und als diefe
ihn gebilligt, rückte er vor. Der Anblick
der Thürme von Paris wirkte wie ein
Zauber auf seine Truppen, die Schlacht
vor Paris (28. Mai) wurde geschlagen
und am 31. März erfolgte der einem
Triumphzuge gleichende Einzug der ver«
bündeten Armeen in die französische Haupt-
stadt. ein Ereigniß, dem seit Jahrhunderten
kein ahnliches an die Seite zu stellen war,
bis es der Gegenwart vorbehalten war,
es zu wiederholen. Das große Werk
war gethan; der Fürst, der Ruhe bedürs
tig, wollte in den Schooß seiner Familie
zurückkehren. Das aber wurde ihm vor
der Hand nicht gestattet. Alle Staaten,
Rußland, Preußen, Scdweden, Dänemark,
England, das neueFrankreich, dieNieder»
lande. Bayern, Sachsen, Baden, Hanno»
ver. Savoyen, Sicilien schickten ihm ihre
Orden, England und Rußland überdieß
kostbare Ehrendegen, stadtische und ge»
lehrte Korporationen wollten sich selbst,
durck die ihm zuerkannte Mitgliedschaft,
verherrlicht sehen, sein Kaiser, der ihm
keinen neuen Orden verleihen konnte —
denn der Fürst besaß bereits die Groß»
kreuze Aller — verlieh ihm ein reiches
Iahresgehalt und schenkte ihm die Herr»
fchaft Blumenthal im Vanat. ließ ihm
die Wahl die Stadt Paris, oder das
österreichische Wappen in das Herzschild
des seinigen aufzunehmen und der Fürst
wählte daS letztere; darauf ernannte ihn
der Kaiser zum Präsidenten deS Hof.
kriegsrathes und drückte ihm in einer
offenen Zuschrift seinen Dank und den deS
österreichischen Volkes aus. Für die
Krieger, welche an diesem Feldzuge theil-
genommen hatten, wurde daS aus erober-
ten Kanonen gegossene Armee.Kreuz ge» stiftet, von welchem aber der Fürst ein
etwas größeres, in der Form und Auf»
schrift gleiches, jedoch von Gold erhielt.
Am 8. Mai legte der Fürst den Oberbe«
fehl der Armee nieder und kehrte auf seine
Güter nach Böhmen zurück. Nicht beschrei»
ben lassen sich die Ovationen, welche dem
Fürsten in Wien dargebracht wurden. An
den Geschäften des darauf gefolgten Wie«
ner Congrefses nahm er keinen unmittel»
baren Theil, seine Sorgfalt fast ausschließ,
lich dem Heere zuwendend. Die Episode
der Flucht Napoleons und seines Zu-
ges nach Paris folgte. Sofort standen
anderthalbhunderttausend Mann in Wehr
am Rhein und Mitte Mai traf der Fürst
zu Heilbronn, wo er sein Hauptquartier
aufgeschlagen hatte, ein. Die Reise da»
hin glich einem Festzuge. Den Feldzugs'
plan hatte der Fürst mit W el l in gton
und den anderen Generalen der Verbün«
deten zu Wien entworfen. Ehe aber der
Feldzug am Rhein beginnen konnte, war
in den Schlachten vonQuatrebras, Ligny
und Waterloo der große Kampf entschie«
den und am 17. Juli rückten die öster-
reichischen Truppen zum zweiten Male in
die französische Hauptstadt ein. Nach
mehrmonatlichem Aufenthalte in Frank«
reich kehrte der Fürst nach Böhmen zu»
rück, wo ihn auf seiner Herrschaft Worlik
der Kaiser A l ex and er mit seinem Be»
suche beehrte. Sein Amt rief ihn nun
nach Wien, wo sich bei seiner Ankunft der
Jubel deS Volkes wiederholte. Von einer
Reise nach Mailand, die er in Geschäften
seines Amtes übernommen, kehrte er im
Herbste 1816 zurück. Im Jahre 1817
erschütterte ein Schlaganfall seine in den
letzten Jahren ohnehin schwankende Ge>
sundheit. DaS Uebel wurde gehoben,
und in den Quellen zu Karlsbad die Ge»
sundheit befestigt, aber moralische Ein»
stüfse, die sich nicht beseitigen ließen, zer»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon