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Schwar^enberg. Karl Philipp
den Feldmarschall Bel legarde das erwähnte
Hanodillet erlassen, worin angeordnet ist.-
„daß ihm (dem Fürsien Schw arzen berg)
zum immerwährenden Andenken ein marmor«
nes Monument in der Karlskirche oder in
der Kirche am Hof. je nachdem es angemes-
sener wird befunden werden, errichtet werde".
43 Jahre sind in's Land gegangen, ehe der
kaiserliche Gedanke durch den Enkel des Mu>
narchen, der dieses Wort gesprochen, und in er»
hebenderer Weise in Ausführung gebracht
wurde, als in obigem Handschreiben cmbe»
fohlen ist. Nickt in der düsteren Forin eines
Grabmonumentes, nicht in den riligeschlos,
senen, nie von unmittelbarer Tageshelle,
sondern uon dein gedämpften Lichte farbiger
oder sonst verschnörkelter Fenster erleuchteten
Räumen einer Kirche sollte das Denkmal sich
erheben, sondern unter freiem Himmel, auf
offenem Platze, in nächster Nähe jeneS Pa»
lastcs, der nahezu ein Jahrhundert Eigenthum
der Familie, den Namen derselben trägt. Dort
sollte sich das Denkmal zu Ehren des Mannes
erheben, der dein ein Vierteljahrhundert langen
blutigen Völkerkampf ein Ende gemacht, der
jenen Heros der neuen Zeit besiegt hat. unter
dessen Füßen sich die Volker sklaoengleich
beugten, der die Kronen von Fürstenhäuptern
riß und sie unter die Sproßen seines Hauses
vertheilte, uiu mit seiner Familie, deren
Gliedern er jede Selbstständigkeit geraubt,
den Continent zu beherrschen. Diese lange
Zeit zwischen Gedanke und Ausführung
aber war auch Ursache, daß die Bedeutung
des Helden, dem das Denkmal errichtet, aU-
mälig dem Bewußtsein deS Volkes so abhan«
den gekommen war, daß man zur Zeit der
Enthüllung des Denkmals erst des Langen
und Breiten erzählen und auseinandersetzen
mußte, warum dem Fürsten ein Denkmal er«
richtet werde, warum ihm ein solches gebühre.
Die Fcuilleton.Weisheit wollte sogar wissen,
daß die preußischen Helden Uork, Scharn«
horst, Blücher, Gneisenau u. s. w. deß.
wegen so volksthümlich seien, weil sie als Führer
an der Spitze eines Volksheeres gestan»
den, wahrend Schwarzen berg eine Sol»
datenarmee befehligte. (!) Was so ein Feuil»
letonist nicht alles weiß! Die Geschichte weiß
nur das Eine, daß an den ewig denkwürdigen
Schlachttagen des 16., 17. und 13. October,
wie schon früher in den Bewegungen der
Heere der Verbündeten, nur der Wllle und
das Machtgebot des Einen, an die Spitze
der Armeen der Verbündeten Gestellten maß»
v. Wurzbach, biogr. Lenkon. XXXI I I . SchwarZenberg) Karl Philipp
gebend war. und dieser Eine warder Fürst
S chwa rz en b e rg, der an Jenem Tage
Volksheer und Soldatenarmee befehligte,
wenn die Aufstellung eines solchen Unter«
schiedes überhaupt zulässig ist. Also nicht
diese auf eine Begriffsspitzfindigkeit hinaus-
laufende Ursache ist es. welche uns den
Namen Schwarzenberg entfremdet hat.
mit nichten. Gestehen wir es lieber offen,
unsere Wohllebens'Duselei. die unter Back«
Händeln und Bier auf den Unterricht der
Jugend, auf die Bildung des Volkes durch
die Geschichte, diese ewige Lehrmeisterin deS
Lebens, vergaß, unser Schlaraffenthum ver-
grub oder schwächte ab die Erinnerung an
unseren herrlichen Erzherzog Kar l und an
unseren Schwarzenberg, an Johann
Liechtenstein und Wenzel Col loreoo
an Lacy.und Loudon und wie sie alle
heißen mögen. Jetzt aber. da eine bessere Zeir
angebrochen, da der Geschichte und — Jenen,
die sie gemacht, ihr Recht wird, jetzt wird
auch die Erinnerung an dieselben wach und
das Denkmal des Siegers oon Leipzig wird
keines Cicerone bedürfen, der uns sagt.
wer dieser Mann gewesen, welcher hier hoch
zu Rosse sitzt, und nach gehaltener blutiger
Ernte den Degen in die Scheioe steckt, um
— die Diplomaten verderben zu lassen, was
Volkshcer und Boldatenarmce erkämpft haben.
Am fünfzigsten Jahrestage der Leipziger
Völkerschlacht, am 1s. Ottober 1863. wurde
in Wien vor dem Wohnsitze seines Geschlechtes
der Grundstein zu dem Ehrendenkmal dek
Mannes gelegt, der ein halbes Jahrhundert
früher sich eben das Anrecht auf eine solche
— im Grunde höchste — menschliche Ehre er»
worden hat. I n den Grundstein, ;u dessen
feierlicher Legung Se. kaiserliche Hoheit Erz«
herzog Albrecht in Person erschien, wurde
ein Document folgenden Inhalts eingelegt:
„Kommenden Geschlechtern soll dieses Blatt
verkünden, daß heute. Sonntag den 18. Octo.
der 1^63. als am 5l). Jahrestage der Schlacht
bei Ll'ipzi>, Franz Joseph der Erste, Kaiser,
von Oesterreich, durch die Hand seines Oheims,
Erzherzog Albrecht, diesen Grundstein
in feierlicher Weise legen ließ. Ueber ihm
wird sich ein Denkmal erheben der Änerken»
rmng und des Dankes für die unsterblichen
Verdienste de6 Feldmarschalls Kar! Fürsten
von Schwarzenberg. dessen Ocist und
Heldenmuth die verbündete Kriegsmacht Euro»
pa's heute vor einem balben Jahrhundert
zum Siege fühlte über Frankreichs Heere".
bedr. 30. Sept. 1876.) 8
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon