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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
Page - 185 -
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Page - 185 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Volume 33

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Schwind) Moriz Schwind^ Moriz oon innen heraus zu organisiren. Seine .Figuren weisen vielfach leere und todte Siel« len auf, ihre Bewegung ist nicht selten unver. standen, steif und puppenhaft. Nach seiner Begabung fast ganz auf die Zeichnung an> aewiesen, ist er doch weit davon entfernt, in ihr ein Meister zu sein. Es steckt eine lieb. .liche, aber kleine Seele in seiner Linie, eine Seele, die im verjüngten Maßstabe reizend wirken kann, aber nicht ausreichend ist für -größere Dimensionen. Es kommt vor, daß in seinen Compositionen ein Rhythmus voll .Wohllaut wohnt, aber mehr musikalisch an» gedeutet, als künstlerisch durchgeführt. Ma. lerischen Sinn für Naum besitzt er nur we. nig, seine Figuren stehen nicht im Medium .der Luft, sie scheinen ja blos auf die Fläche geklebt zu sein. Dieser Mangel hängt auf's Innigste mit seinem geringen Farbensinne zu« Wammen; mehr davon besitzt er nicht, als ein gewisses Auge für Farbenharmonie im All» gemeinen. Die Farbe zum Ton zu steigern, ist ihm nie gelungen. Licht und Schatten stehen bei ihm meistens als abstracte Gegen, sätze; das Licht im Schatten, der Schatten ün Lichte, kurz die geheimnisvoll schimmern» den Spiele dos Helldunkels sind ihm ein ver« schlossenes Mysterium. Mit der Oelfarbe weiß er daher wenig zu machen, fie fließt ^hm zäh und trüb. Im Gefühle seiner colo« i^stischen Schwäche hat er immer wieder nach der Wasserfarbe gegriffen, aber wieder nicht, ^lm ihr die coloristischen Reize abzugewinnen, die auch in ihr schlummern, sondern nur um <in leichtflüssiges Mittel zu haben, um über Heine Darstellungen einen gewissen farbigen Schein zu verbreiten. Die Farben haften bei ihm an den Dingen, sie erblühen nicht >an ihnen. Wohl wendet man gegen diese Bemerkungen vielleicht ein, Schwind sei ein Stilist gewesen, bei dem die Farbe noth» rvendigerweise zurücktrete. Schwind ein Stillst — es klingt gut und entschuldigend, a»ber es ist nicht ganz wahr. Dab Stilistische an seiner Kulist ist ihm mehr angeflogen, als von innen erwachsen- Er war nicht der tief angelegte künstlerische Genius, der einen Stil, als den nothwendigen Ausdruck seiner Eigen» tlMMlichkeit, aus sich hätte gebären können." ^Ich glaubte gegenüber den Stimmen eines Cornel ius, Kaulbach, I l l e , Dr. Hol< land. v. Zahn, Pecht und E. Förster, auch diese eines Wiener Kritikers und die vorige der „Grenzboten", letztere doch nur, tveil Schwind über die Stelle, „daß die Grazien wohl schwerlich jemals auf seiner Palette gesessen", geradezu und mit Recht er« zürnt war. hersehen zu müssen, leuchtet doch das Licht um so beller, wo daneben tiefer Schatten uns abkühlt,) — Mai l l inger schreibt übrr Schwind: „Leider hat König Ludwig Einen nicht reichlich beschäftigt, rvie wir es wünschten, — Einen, der cs vor Allen verdiente, daß seine besten und unver» gänglichen Werke in Münchens Ruhmestem« ptl prangten, und dieser Eine ist — Moriz von Schwind. Wir besitzen zwar frühere Arbeiten seiner Hand in der Residenz, welche seine künftige Glöße ahnen lassen,- allein jener anmuthigen, ächt deutschen Gedichte, welche der Meister auf der Höhe seiner Voll« enoung. zum Entzücken der deutschen Nation geschaffen, hat München keines. Deßhalb habe ich (Maillinger) mit allen Kräften da» hin gestrebt, ein so vollständig als mögliches Vild von der gigantischen SchassungSkraft des Meisters in meiner Sammlung Zu aeben; es ist bei weitem nicht vollständig, aber ich that. was ich mit meinen schwachen Kräften vermochte. Schwind hat so manche Zeich« nung gefertigt, welche anRaphael's sichere Hand hinaufreicht; — Schwind hat illu« strirt, wie- skit Dürer kein Anderer, rvir er« innern an den „ErzherzogKarl"; — Schwind hat einzelne Bal laden gedichtet, wie z. B. „Dir Musikanten und „Die Rosen spendende Jungfrau", deren ein Göthe sich nicht schämen durfte; — Schwind hat uns Mährchen erzählt, wie sie uns nicht lieb« licher erklangen. da wir als Kinder sie dem Munde der Mutter abgelauscht; Schwind war Humorist, wer kennt nicht in den „Bilderbogen" und in den „Fliegenden Blät. tern seine launigen Einfälle, deren innerster Kern stets eine sittliche Idee ist; —Schwind war ein Mann des Kunstge werbeS, für welches er seine Pokale. Pfeifenköpfe u. s. w. Formen erfand, die bezüglich graziösen Baues und Ornamentreichthums ihres Gleichen su« chen; — Schwind war schließlich ein H i« storiker, er hat mit unvergänglichen Iügen das Leben seiner geschichtlich bedeutenden Freunde (3 achner,Hehenecker,Bauern» felo u. s. w.) geschildert. Uneingeweihte mögen ja nicht glauben, daß wir hier zu viel behaupten, wir sagen nur die lautere- Wahr« heit und beweisen sie. Hat nun auch König Ludwig keines der großen WerkeS ch w ind'S für München erworben, so ist das einigermaßen dadurch zu erklären, daß Schwind auf den
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Schwarzenberg-Seidl
Volume
33
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1877
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
380
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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