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Fechter, Simon 251 Sechter,
die ^ur Pfarre qehörigen Ortschaften
ihre Kinder im Winter gar nicht zur
Schule schickten." So blieb Sechter
auf den Organistendienst beschränkt und
studirte fleißig die vorfindlichen Mustk^
werke bewährter Meister. Nacd aber-
maligem Aufenthalte im Elternhause, wo
Lichter ohne jede Anleitung sich auch
auf dem Contrabaß einübte, kam er nach
Linz-, wo er'die Normalschule besuchte,
um sich der Präparandenprüfung zu
unterziehen, jede freie Zeit aber zum
Componiren benutzte. Im Jahre 1804
nahm irm der Güterdirector des Fürsten
Starhemberg als Korrepetitor für
seine Kinder mit nach Wien. welches
S echter, einige kurze Ausflüge nach
Linz und seiner Heimat abgerechnet, nicht
mehr verließ. Er erhielt gleich anfangs
den Antrag, eine Dame in der italienischen
Singstunde am Piano zu begleiten, den
er auch annahm und wobei er, während
er beim Unterrichte half. selbst lernte.
Lectionengeben half ihm weiter, bis er
im Jahre 1809 beim Einzüge der Frau-
zofen sein bischen Habe verlor. I n dieser
Zeit lernte er auch den berühmten Contra«
bassisten Drag onetti Md.HI , S.376^
kennen, der sich damals in Wien aufhielt.
Seckter setzte zu dessen Concerten die
Clavierbegleitung und blieb mit ihm auch
später in schriftlichem Verkehre. Drago»
nett i , ein Original in jeder Beziehung,
vergaß seinen Wiener Freund auch im
Tode nichl und rechte ihn unter die
Erben seines nicht unbeträchtlichen Ver-
mögens. Durch Empfehlung eines Freun,
des kam S echt er im Jahre 4810 als
Clavier- und Gesangslehrer in das
Blinden'Institut. Da er keinen Anspruck
auf Bezahlung machte, bescheiden sich
äußernd: er müfse erst etwas geleistet
haben, wurde er wenigstens regelmäßig
zu Tisch geladen. Nun gab eS wieder neue Aufgaben, wie deu Blinden das
Elavierspielen am sichersten beizubringen
sei. Zugleick componirte Sechter für
seine Zöglinge Lieder, ein- und mehr--
stimmige, und sogar zwei Messen uud war
die Singstunde immer ein Fest. worauf
sich Alle freuten. Bald konnte Se cht e r
sich mit seinen Zöglingen des Blinden.
Institutes auch öffentlich hören lassen. So
gab er n. a. im Mai 18 j 3 im land stän-
dischen Saale cin Concert, dessen Pro-
gramm ein Septett für drei Harfen, zwei
Violinen. Clarinett und Fagot', fei»
ner „Die Glocke" von Schil ler, von
sämmtlichen Zöglingen gesungen, nennt?
beide uon S e ck t e r componirt. Ein ahn-
liches Concert fand im November 1813
Statt und die adelige DamengeMschaft
übergab nun dem Lehrer I lw Gulden
als Geschenk und wies ihm ein monat«
liches Gehalt an. In demselben Institute
leriue Secht er Kathar ina Heck-
mann kennen, die er im Jahre I8 l6
heirathete- Nach und nach mehrte sick die
Zahl einträglicher Lectionen. immer aber
setzte Sechter seine theoretischen Stu»
dien fort und componirte fleißig. Nament»
liä) waren eS die Werke Back's und
Moz art's, die er gründlich studirte, wie
er denn auch mit unbegrenzter Verehrung
diesen beiden Tonheroen bis an sein Ende
huldigte. An Abbk Stadler fand
Sechter einen thätigen Freund. Auf
dessen Anregung schrieb er eine Messe für
die kais. Hofcapelle, die auch aufgeführt
wurde. Da sie aber mit zu vielen Fugen
„gespickt" war, mußte er eine zweite
schreiben ohne diesen Schmuck, die auch
Kaiser Franzso wohl gefiel, daß er eine
Wiederholung verlangte, aber — Par»
titur und Auflagstimmen waren nicht zu
finden. „Wie dieß geschehen", schreibt
Secht er, „ist nn'r noch heute ein
Räthsel". Es folgi'- noch eine dritte
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon