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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
Page - 254 -
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Page - 254 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Volume 33

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Hechter. Eiinon 234 Sechter^ Simon kung, Lange i:nd 5^ütze, nach allen Ge selben der nuisikalischen Deklamation di unerwartetsten Notengruppen herdeizu- zaubern. Es bildete sich darans von selbst eine Art musikalisches Tagebuch, in dem Scherz und Ernst sich wunderlich kreuzen. Die beigefügten Daten zeigen auch, daß der Meister öfter eine wichtige Tagesbe> gebenheit, eimn ErinncrungStag zum Grunde des Thema legte. Ein Fuge aber mußte daraus weiden, denn „Nie olme dieses!", wie eine der Ueberschriften sagt. Bekannte er sich doch selbst zu der Ansicht: „Auch ein Wäschzettel kann zu einer neuen Composition dienen". Nichts, was er sah und hörte, war sicher vor ihm. Spielereien mit Wörtern und ihre Wieder gäbe in Noten. z. B. Cassa. Haß, Ab gäbe, Es geschehe. Ade, Bagdad. Affe, Baggesen, Back. Fesca 2c., dienten nur a!2 bescheidene Abwechslung. Ueberall witterte er eine Gegenstimme, denn „der Contrapunct besteht nickt allein in der Musik, sondern zwischen Lehrer und Schüler, zwischen Herr und Diener, zwischen Mann und Frau, überall heißt es: vertraglich sein." — Selbst am Sarge der Gattin sucht sein Herz Trost in einer Fuge: „Allsgelitten hat sie, die sanfte und geduldige Frau, nun wird ihre Geduld belohnt." Schweres mußte ihm im Jahre 1863 widerfahren sein. Ausrufungen, die in seinem Tagebuche stehen, weisen nach, wie er ein mißbrauch» teS Opfer seiner Gutmüthigkeit geworden und nun im hohen Alter eine harte Prüfungszeit durchzukämpfen hatte. Die Erbärmlichkeit Jener, welche das Ver« trauen und die Herzensgute des Greises in so schändlicher Weise mißbraucht, schändet sich selbst. Der arme Sechter litt schwer an dieser an ihm verübten Schandthat. Im Jahre 1867 fing E. bedenklich zu kränkeln an, er mußte sogar mit seinen ihm so lieb gewordenen Fngen aussetzen. Doch siegle dießmal noch die Lebenskraft, und in schlichten innigen Worten feierte er den 13. Jänner: „Wie Derjenige, der lange nicht bei seiner Ge» liebten war. sick nach ihr schnt, so sehnen wir uns nach der Fuge." Aber die Freude war von kurzer Daner; wieder erkrankte er und dießmal gewann die Krankheit die Oderhand. Der Meister fühlte, daß es zu Ende gehe. Noch einmal, am 20. Avril. führt die welke Hand die Feder und dient zum Ausdrucke frommer Ergebenheit: «Wie Christus von dem Tode erstanden ist, so hoffen auch wir vom Tode zum Leben überzugehen'." Es war die letzte, die Schlußfuge! Noch eine kurze Spanne Zeit und der größte Theoretiker, den Oesterreich seit Fux besessen, hauchte am 10. September seinen müden Geist aus. Sechter, der als Witwer starb, hinterließ einen Sohn und eine verhei» rathete Tochter, welche ihm von' achr Kindern geblieben waren. Dem feierlichen Leichenbegängnisse im St. Stephansdome wohnten zahlreiche ehemalige Collegen, Schüler und Freunde deS Verblichenen bei; ebenso seiner Gedäcktnißfeier am 16. September, wobei unter Gottfried Preyer's Leitung des Verblichenen Re« quiem in würdiger Weise aufgeführt wurde. Sechter starb arm wie ein Bettler. Der Mann. dessen ganzes Leben eine ununterbrochene Kelte uon Arbeit gewesen, war um sein Hab und Gut ge» kommen und mußte als fast 80jär)riger Greis darben. Vermögen, Effecten. Orden, goldene Medaillen, ja selbst Uni« 'orm und Degen (womit zum Schmucke der Leichenfeier eine treue Freundeshand aushelfen mußte!) Alles hatte jenes Jahr 1863 verschlungen, dessen oben gedackt wurde. Und plumpe Tactlosigkeir ging 0 weit. für den k. k. Hoforganisten öffent»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Schwarzenberg-Seidl
Volume
33
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1877
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
380
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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