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Fcckendorf, Friedrich Heinrich 264 Seckendorf, Friedrich Heinrich
Macht beschlänkttn. Unter Lecken»
don's nnd des Großberzogs oberster
Leitung stonden die Feldmarschälle P h i-
l ipvi und Khevenh i l ler. die Feld-
z^ug meist er Sckmettan und Wurm»
brand, alle in Eifersucht wider einander,
aber in Einem zusammen summend, im Neid
imd Uebelwollen gegen Lrckendorf. Der
Feldzug dcs Jahres 4?!i?, der anfangs
v^ltdeilhaft sich anließ, endete unglücklich
»ür Oesterr.ich. Das siegreiche, lürklsche
Heer überfluthete dieösierreichifcheGrenze
und trieb cie Kaiserlichen bis Orsowa
zurück. In Wien entband Unzufrieden«
h^t bei Hof ui.d im Volke. Man legte
alles dem Fremdling, dem „nachlässigen"
Seckendorf zur ^aft. In's Lager
wurde dem Feldmarschal! der Befehl zu-
geschickt, sofort das Commando nieder-
zulegen und Rechenschaft abzulegen. Nicht
die Umarmung des K^isecs, nicht deffen
feierliche Zustcherung konnten ihn mehr
gegcn seine heimlichen Feinde und den
öffentlichen Unwillen schützen. Das Volk
konnte es nicht l/egreiien. d^ß jene Tür»
ken, welche Eugen immer geschlagen,
min Sieger seicn: es schrieb dieß Ver-
rath zu. Als S. im November nach
Nien kam, wurde ihm Hausarrest ange-
kündigt, eine Nache von drei Mann vor
seine Thüre gestellt und eine Anklage-
schrift zahlte in !8 Puncten die Fehler
auf, die er sich hatte zu Schulden kommen
lassen. In einem an den (R?gensbu,rger)
Reichstag und die auswärtigen Mächte
erlassenen kais. Manifeste. wurde der un»
glückliche Auögang deS Feldzuges aus«
drücklich Seckendorf's üblem Willen
zugeschrieben, darin wurden die von ihm
begangenen Fehler aufgezählt und dabei
bemerkt, daß man durch Angabe derselben
„dem vom Kaiserhofe uiwerwuthet ver-
nommenen Gerückte" begegnen wolle, als
ob an Seckendors's Verhaftung mehr Haß und Mißgunst wegen seiner Religion
und seiner Fremdenherkunft, denn eig''nt'
suchung, die nun folgte, wuroe in S ecken-
d orf's Verfahren dennoch nichtä Straf-
würdiges gefunden, der General aber
nichtsdestoweniger in Hafi behalten, weil.
über den an tzen Kaiser erstatteten Be-
richt noch immer kein Bescheid erfolgte.
Indessen war der Volksunwille gegen
ihn immer mehr gestiegen und als ein-
mal n.'ie^er eine Nachricht ans Ungarn
eintraf, daß die Tmken einen neuen Vor-
theil errungen hätten, war es nade daran,
daß man das Haus, wo S. in Haft saß,
gestürmt hätte. Und doch befand sich
S. langst nickt mehr bei der Armee'. E<s
mußten also besondere Hebel angewendet
worden sein. um den Haß gegen den
Feidmarschall zu steigern. Zuletzt war
man genöthigt, S. nach Graz zu trans-
portiren. Indessen betrieb sein Neffe,
damals kais. Gesandter in Berlin, per»
sönlich in Wien die Freilassung seines
Oheims. Vergebens. S. blieb in Haft
bis zu des Kaisers Tod, behielt aber son»
dcrbarer Weise sein Regiment, besetzte
die erledigten Stellen und wurde von
dem Präsidenten des Hofkriegsrcuhes
häufig in wichtigen Angelegenheiten zu
Rathe gezogen. Nachdem Mar ia The-
resia den Thron bestiegen, erfolgte seine
Freilassung, der Hofkriegsrath strich —
ohne Urtheil und Recht — seinen Mar-
schallgehalt und auf seine Forderung des
Betrages von 443.000 fl.. welche man
ihm an aus eigener Casse geleisteten Vor»
schüssen schuldete, erhielt er keinen Be.
scheid. Da er Reichsgeneral und Gou-
verneur von Philippsthal war, wies er
die geringe Bestallung, die man ihm be-
lassen, ab, verließ den österreichischen
Dienst, in dem er so viele Jahre zuge«
bracht und trat in die Dienste des neuen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon