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Seckendorf, Friedrich Heinrich 268 seckcnwrf^ Friedrich Heinrich
Kaisers Kar l VII . , der ibn mit offenen
Armen aufnahm. Und so geschah es
denn, daß derselbe Seckendorf. der
die wichtigsten Verhandlungen, auch jene
für Mar ia Theresia's pragmatische
Sanction, der dieHeereKaistrKarl'sVI.
qeführt, jetzt an der Spitze der Heere des
Kaisers Kar l VI I . stand, die gegen
Oesterreich ^u Felde zogen. In seiner
neuen Stellung entsetzte S. München und
warf die österreichischen Truppen nach
Böhmen zurück. Da aber die von den
Franzosen zugefagie Unterstützung immer
noch ausblieb, verlor er bald die errun-
genen Vortheile, um sie von Neuem zu
gewinnen, nachdem 1744 zu Frankfurt
die Uebereinkunft mit Preußen zu Stande
gebracht worden, worauf er Bayem von
den Feinden säuberte und den König nach
München zurückbrachte. Nun legte er
aus eigenem Antriebe seine Stelle nieder,
wirkte aber noch nach Ka rl's VII . Tod
beim Abschlüsse des Friedens zu Füßen,
22. April 1743. mit, wobei er eine Ver-
söhnung Bayerns und Oesterreichs zu
Stande brachte. Nachdem ihm nocb
Kaiser Franz (I.) Stephan, Mar ia
Theresia's Gemal, die Bestätigung
aller (5hrenstellen erihcilt hatte, zog er
sich, bereits 72 Jahre alt. auf seine Be-
sitzung nach Meuselwitz bei Altenbnrg zu-
rück, um daselbst sein Leben in Ruhe zu
beschließen. Aber noch sollte ihm diese
nicht gegönnt sein. Im December 4738
ließ ihn König Friedrick I I . unter der Be-
schuldigung, daß er früher mit Oesterreich
einen schädlichen Briefwechsel unterhalten
habe. urplötzlich aus der Ruhe zu Meusel-
witz durch eine Streifpatrouille aufgreifen
und den 82jahrigen Greis nach Magde-
burg in's Gefängniß abführen. Dort wurde
Seckendorf ein halbes Jahr gefangen
gehalten und dann erst gegen dm Prinzen
M o r i ; von Anhalt-Dessau ausgewechselt und freigegeben. So hatte König F r i e d-
rich I I . ihm seinen Dank abgestattet, für
die energischen Bemühungen. welche
Seckendorf im Auftrage des Kaisers
Karl VI. angewendet, um für den da-
maligen Kronprinzen Friedrich von
dem ergrimmten und zum Aeußersien ent-
schlossenen VaterFriedri ,5 W i l b e l m I.
Leben und F'.cideit zu erbitten. Nachdem
Seckendorf seine Freiheit erhalten, bi-
gab er sich vorerst nicht nach Meuselwitz.
sondern, größerer Sicbecheit wegen, ;um
Gemale seiner Großnichte von Roten-
han nach Rentweinsdorf in Franken.
Im Jahre l760 kedrte er aber nach
Meuselwitz zurück, wo er noch drei Jahre
lebte und daselbst im hohen Greisenalter
von lil) Jahren starb. Der Fclomcn schall
war im Jahre 172i. als er Reichs-Feld«
zeugmeister war, sür sich und seine Nach-
kommen in den Reichsgrafenstand erhoben
worden. Da er aber kinderlos war. er»
losch mit ihm die grafllcde Linie. Die
heutigen Grafen von Seckendorf haben
die Grafenwürde von bayerischer Seite
^s. d. Quellens. Seine Güter und sein
Vermögen hinterließ er den Söhnen fti»
nes Bruders. Sein Leben hat nacb Acten-
stücken aus dem Archive zu Oberboyern
sein Neffe Theresius »'. S. 269) aus-
führlich beschrieben, aber eine nach Quel-
len, die seither erschlossen worden, neue
Bearbeitung dieses in politischer und
militärischer Hinsicht ungemein reichen,
ja interessanten Lebens, gäbe eben so
wichtige Resultate, als die Arbeit auch
wiffenscvaftlicherseits lohnend wäre.
Se ckendorf'Ab erdar (Tberesius Fceikrrr),
Versuch einer Lebensbeschreibung deö Zcld'
üiarschc.llö Grafen von Seckendorf, meist
aus ungedruckten Nachrichten bearbeuer.
4 Theile (Leipzig 1?U2 l>. f.. Varth. k«.). —
Hecker (Heinrich Cornelius), Leden des k. k.
Feldmarschallö F. H. Grafen von Lcctendorf
(Amsterdam l738. edo, l7!l9. 8".). sHrraus,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon